Die Zerbrechlichkeit des Gluecks
nach der Reitstunde mit dem Gedanken, ihm in einer Tupperwaredose ein bisschen Pferdescheiße zu schicken, befürchtete dann aber, man könnte die vielleicht bis zu ihr zurückverfolgen). Inzwischen grauste ihr bei dem Gedanken. Manchmal stieg sie ihm, höchst huldvoll, aufs Dach. In ihrer Fantasie verfügte sie über sehr beeindruckende Redekünste, während sie im wirklichen Leben damals (und heute) kaum zwei Wörter hintereinander herausbrachte. Sie war gehemmt und konnte sich nicht klar ausdrücken, hatte sogar Mühe, sich selbst zu sagen, was sie dachte. In ihren Tagträumen aber putzte sie ihn gehörig herunter. Er sollte sich so fühlen, wie sie sich gefühlt hatte. Dann wieder zeigte sie die Haltung und Anmut einer Prinzessin und saß schweigend auf einem hohen Stuhl, während er auf dem Boden kniete und sie um Vergebung anflehte.
Doch wie ihre Begegnung auch jedes Mal verlief, der Schauplatz des Schlussakts war immer derselbe: eines ihrer Zimmer, sie im Sessel, die Hände im Schoß gefaltet, Jake auf dem Boden zu ihren Füßen.
Er sagte dann: »Es war meine Schuld, Daisy.«
Oder er sagte: »Ich hatte keine Ahnung. Ich habe es nicht begriffen. Aber jetzt begreif ich es.«
Manchmal sagte er auch: »Ich werde den Rest meines Lebens damit verbringen, es bei dir wiedergutzumachen.«
Und manchmal sagte er: »Wenn ich doch alles zurücknehmen könnte. Wenn ich doch alles ungeschehen machen könnte. Wir hatten uns grade erst ein bisschen kennengelernt. Wir hätten miteinander gehen können. Wir hätten ein Paar sein können.«
Und immer sagte er: »Es tut mir leid, Daisy. Es tut mir wirklich, ehrlich leid.«
In all ihren Träumen entschuldigte sich Jake. Es war zwar absolut nicht genug, aber besser als das, was sie tatsächlich bekommen hatte.
Dann streckte er die Hand aus und verschränkte seine Finger mit ihren, und seine Handfläche war warm und trocken und drückte sie fest.
Sie küssten sich aber nicht oder so was in der Art.
Er schämte sich nur einfach und hielt ihre Hand.
»Ey, Lady!« Der Typ vom Urban Lobster Shack weckte sie auf.
Daisys Bestellung war fertig, sie bezahlte an der Mitnahmetheke und nahm ihre Lunchtüte in Empfang. Dann sah sie auf ihre Uhr.
»Oh mein Gott«, entfuhr es ihr laut. Es war spät und Zeit, wieder zurück an die Arbeit zu gehen.
Sie trippelte die Stone Street hinunter, so schnell sie auf den hohen Absätzen konnte, sauste auf den Pflastersteinen dahin in Richtung Büro, während die Lunchtüte ihr gegen den Schenkel schlenkerte.
Ich war schon ein komisches Ding, dachte sie und rannte weiter.
Ich bin immer noch komisch.
Danksagungen
Ich bin Jennifer Barth sehr dankbar für ihren scharfen Blick und ihre klugen Anmerkungen, Kristyn Keene für ihre anhaltende Unterstützung von Anfang an, Elissa Schappell für ihr scharfes Auge und Denise Bosco für ihren sanften, objektiven Blick, sowie Christopher Beha, Morgan Moss, Brian DeLeeuw, Steven Estok, Chin-Sun Lee, Kate Rogan Monahan und Lila MacLellan. Mein großer Dank geht auch an Bruce Handy, meinen geduldigen Ehemann und hauseigenen ersten Leser, und aus tiefstem Herzen an Sloan Harris, meinen hochgeschätzten Lektor.
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