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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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müssen?«
»Oh, entschuldigt – halte ich Euch auf? Kann ich Euch helfen?«
Kindra gab dem kleinen Mädchen die Zügel der Stute, die Melora geritten hatte. »Geh mit ihr langsam auf und ab, bis ihr Atem ruhig wird und der Schweiß um den Sattel fast trocken ist. Dann führst du sie ans Wasser und läßt sie trinken, soviel sie will. Meinst du, das bringst du fertig?«
»O ja!« Jaelle ging davon, den Zügel in der Hand. Kindra folgte ihr mit Rohanas Pferd. Rohana blieb zurück und sah Jaelle nach. Sie war groß für ihr Alter, schmächtig gebaut, mit zarten Knochen. Ihr Haar war feuerrot und reichte bis zur Mitte des schmalen Rückens. Sie trug das Nachtgewand, in dem sie aufgeweckt worden war – feingesponnenes Trockenlandleinen, glatt gewebt und bestickt. Eine der Amazonen hatte ihr eine kurze Jacke, für sie viel zu groß, um die Schultern gelegt. Ihre Füße waren bloß, aber sie ging über den heißen Sand, ohne daß es ihr etwas auszumachen schien. Bis auf das flammende Haar entdeckte Rohana an dem Kind keine Ähnlichkeit mit Melora. Allerdings hatte es auch keine ins Auge springende Ähnlichkeit mit Jalak.
Sie kehrte zu Melora zurück, die ihren schweren Körper auf ihrem Reitumhang ausgestreckt und die Augen geschlossen hatte. Rohana betrachtete sie voller Sorge. Dann öffnete Melora die Augen, und Rohana zwang schnell einen gleichmütigen Ausdruck auf ihr Gesicht. »Wo ist Jaelle?« fragte Melora.
»Sie hilft Kindra, die Pferde zu tränken«, antwortete Rohana. »Glaub mir, es geht ihr gut, und der Ritt scheint sie nicht übermäßig angestrengt zu haben.« Rohana ließ sich im Schatten neben ihrer Cousine nieder. »Ich wollte, ich hätte nur ein bißchen von ihrer Energie.«
Melora ergriff Rohanas Hand, als gebe ihr die Berührung Trost. »Ich sehe, wie auch du dich meinetwegen verausgabt hast, Cousine… Wie bist du in die Gesellschaft dieser – dieser Frauen geraten? Du hast doch Mann und Kinder nicht verlassen, wie sie es tun…?«
Rohana lächelte ihr beruhigend zu. »Nein, Liebes. Meine Ehe ist in Ordnung, wie ich es von Anfang an erwartet hatte. Gabriel und ich sind so glücklich miteinander, wie man nur sein kann.«
»Wie kam es dann, daß…«
»Das ist eine lange Geschichte und nicht leicht zu erzählen. Ich hatte den Eindruck, alle hätten dich vergessen, und fast hatte auch ich dich vergessen. Ich nahm an, du seist tot oder – oder hättest dich mit deinem Leben abgefunden.« Sich verteidigend, setzte sie hinzu: »Es war so lange her.«
»Ja, ein Menschenalter«, meinte Melora seufzend.
»Als du zu mir kamst, dachte ich anfangs, es sei ein Traum. Ich reiste nach Thendara und sprach mit einigen vom Rat. Sie sagten jedoch nur, sie könnten nichts tun, es sei nicht die richtige Zeit für einen Krieg mit den Trockenstädtern, und sie würden keinen weiteren Mann zum Sterben hinschic ken. Fast glaubte ich selbst schon, es könne nichts unternommen werden, als ich durch Zufall – oder wer weiß, vielleicht durch das Werk einer Göttin – unterwegs einer kleinen Gruppe Freier Amazonen begegnete. Es waren Jägerinnen und Händlerinnen, und sie hatten zwei oder drei Kämpferinnen zu ihrem Schutz dabei. Im Gespräch mit ihnen erfuhr ich, daß zwar ihre Gruppe sich nicht in die Trockenstädte wagen würde, daß sie jedoch von einer anderen Gruppe wußten, die es täte. Also suchte ich ihr Gildenhaus auf und sprach mit Kindra, und sie erklärte sich bereit, die Rettung zu versuchen. Und so…«
»So bist du hier«, sagte Melora ergriffen, »und ich bin hier. Es stimmt, ich hatte mich mit meinem Leben abgefunden, und als ich wußte, daß ich zum zweitenmal von Jalak schwanger war und daß es ein Sohn werden würde – da war ich bereit zu sterben.« Sie sah zu ihrer Tochter hin. Jaelle war fertig damit, das Pferd umherzuführen, und sah ihm zu, wie es aus dem Wasserloch trank. »Sie ist zwölf; mit dreizehn wäre sie angekettet worden. Ich glaube, wenn du nicht gekommen wärst, hätte ich sie getötet, und dann mich selbst…«
Rohana sah, daß ihre Cousine erschauerte. Schnell legte sie ihre Hand auf die Meloras. »Es ist vorbei, Lie bes. Alles vorbei. Jetzt kannst du beginnen zu vergessen.«
Vergessen? Während ich Jalaks Sohn trage? Melora sprach es nicht laut aus, aber Rohana hörte die Worte auch so. Sie sagte sehr sanft: »Nun, vorerst kannst du dich ausruhen, und du bist frei und für den Augenblick in Sicherheit. Versuch zu schlafen. Liebes.«
»Schlafen.« Melora lächelte schief. »Ich kann

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