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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Verkleidung hat sogar uns kurze Zeit getäuscht, und mir scheint, im allgemeinen hast du dich bemüht, dich so zu verhalten, daß du keine Schande über uns bringst. Es ist nicht deine Schuld, daß du versagt hast. Warum nur hast du es dir in den Kopf gesetzt, allein auf eine solche Mission zu gehen, Mädchen? War da kein Mann, an den du dich wenden konntest, kein Verwandter, Vater, Vormund, Herr oder Regent? Was ist das für eine Aufgabe, die du allein bewältigen mußt?«
Da ihr nichts Besseres einfiel, sagte Magda die Wahrheit, beziehungsweise soviel davon, wie sie sich traute. »Ein naher Verwandter…« (Ein Ehemann ist ein Verwandter, verdammt noch mal!) »… wird in Sain Scarp gefangengehalten. Wenn bis Mittwinter kein Lösegeld für ihn gebracht wird, soll er zu Tode gefoltert werden.«
»Und kein Mann in deiner Familie oder deinem Haushalt wollte dir beistehen?« forschte Jaelle. »Es ist mir unverständlich; wenn du das Recht besitzt, dich an Lady Rohana zu wenden, mußt du ebenso das Recht besitzen, ihren Mann oder ihre Söhne um Hilfe zu bitten.«
Magda erklärte fest: »Ich habe kein Recht, mich an Lady Rohana zu wenden. Sie half mir aus Freundlichkeit und Güte, weil ich sonst niemanden hatte.«
»Ah, das sieht ihr ähnlich«, stimmte Jaelle zu. »Es ist noch kein lahmer Hund vergeblich an ihre Türschwelle gekrochen.« Sie seufzte, gähnte und führte ihre kleine Hand so anmutig an den Mund, daß man kaum glauben konnte, sie habe mit eben dieser Hand einen Mann verwundet und Magda geschlagen. »Nun, ich bin nicht dein Vormund, und deine Angelegenheiten gehen mich nichts an. Normalerweise würde ich mich verpflichtet fühlen, jedem zu helfen, der unter dem Schutz meiner Verwandten steht. Aber hier geht es um eine ernstere Sache. Ich habe den Eindruck gewonnen, daß du einen Geist zeigst, der fast einer echten Amazone würdig wäre, indem du dich zum Ende des Jahres allein in die Hellers wagst, statt irgendeinen Mann um Schutz zu bitten. Du bist dumm gewesen, ja, und du hast Unglück gehabt. Aber wenn Dummheit ein Verbrechen wäre, würde die Hälfte der menschlichen Rasse an jedem Kreuzweg geächtet, und – wie heißt das Sprichwort? Wenn Unglück Käse wäre, hätten die Meierinnen keine Arbeit mehr. Trotzdem…« – sie runzelte die Stirn – »… erlauben wir niemandem, eine Freie Amazone zu spielen. Camilla hat uns erzählt, wie ein solches Spiel bestraft worden ist!«
Magda erschauerte, zwang sich jedoch, kühn zu erwidern: »Du hast es selbst gesagt, ich habe nichts getan, was euch Schande macht. Und ich weiß, daß Lady Rohana erlaubt worden ist, als Amazone verkleidet mit eurer Gruppe zu reisen.«
»Das stimmt. Aber das Gesetz fordert, daß die betreffende Frau vorher die Genehmigung der gewählten Anführerin erhalten muß und außerdem die Zustimmung jeder einzelnen Amazone, die in ihrer Gesellschaft reisen soll.«
»Dann gib mir die Genehmigung!« forderte Magda, und Jaelle verzog den Mund zu einem unerwarteten Lächeln.
»Fast wünschte ich, die Gesetze unserer Gilde ließen es zu«, sagte sie halblaut. »Jammerschade, daß Rohana nicht wußte, wie unbeugsam dies Gesetz ist. Hätte sie nach mir geschickt und um diese Erlaubnis gebeten, bevor du dich in Amazonentracht gezeigt hattest, dann hätte ich wohl…« Sie seufzte. »Nun, nach dem Gesetz ist es mir unmöglich, dir die Genehmigung zu erteilen, nachdem du dich verkleidet unter meine Frauen eingeschlichen hast, unwissend vielleicht, in Unkenntnis deines Verbrechens, aber trotzdem eingeschlichen. Es gab
eine Zeit – und wenn wir nicht wachsam sind, könnte sie
auf Darkover wiederkehren –, wo wir ständig von Feinden und Spionen unterwandert wurden, die etwas über
unsere Sitten oder unsere Schwächen herausfinden oder
ihre Kenntnisse benutzen wollten, um uns durch nachteilige Geschichten herabzusetzen. Die Strafe für einen
Mann, der sich verkleidet unter uns mischt, ist Tod oder
Verstümmelung, wie wir es für richtig halten oder wie die
Umstände es diktieren. Für eine Frau ist die Strafe immer
gleich. Bevor du dich von uns trennst, muß aus der Lüge
Wahrheit werden: Du mußt an Ort und Stelle den Eid der
Freien Amazonen ablegen.«
Magdas erster Gedanke war: Oh, ist das alles? Jaelle
erkannte die Erleichterung in ihrem Gesicht, und ihre
Stimme wurde hart. »Wage nicht, das leichtzunehmen.
Denn wenn du den Eid ablegst und später brichst, darf
dich jede Freie Amazone auf Darkover töten, wo immer
sie dich antrifft. Du bist eine

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