Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
Schwierigkeiten. Sie behauptete: »Ich habe den Eid vor Kindra n’ha Mhari abgelegt.« »Du lügst!« Jaelle hob den Arm und schlug Magda ins Gesicht, daß ihr der Kopf dröhnte. Noch einmal und noch einmal schlug sie zu. »Du lügst, du Dirne«, sagte sie zitternd. »Kindra n’ha Mhari war meine Pflegemutter; ich habe sieben Jahre bis zu ihrem Tod mit ihr zusammengelebt, und von jeder ihrer Eidestöchter kenne ich den Namen und das Gesicht! Wie kannst du es wagen, eine Tote zu entehren? Du lügst, lügst, lügst!«
Magdas Kopf schmerzte von den Schlägen. Was nun? Was nun?
Das bleiche Gesicht der alten Camilla wandte sich Magda zu. »Wenn du ein Mann wärst, würde ich dich zum Zweikampf herausfordern. Kindra n’ha Mhari hat mich aufgenommen, als ich allein und verzweifelt war. Dreißig Jahre lang bin ich Mitglied ihrer Gruppe gewesen, und ich liebte sie wie meine Zwillingsschwester! Ich weiß nicht, wer oder was du bist, daß du glaubst, ihren Namen mißbrauchen zu können, aber du wirst es nic ht noch einmal tun! Rayna, Gwennis, holt ihre Satteltaschen! Wollen sehen, ob etwas darin ist, das uns einen Hinweis auf diese Betrügerin gibt!«
Rayna begann, bei Fackelschein Magdas Besitztümer zu durchsuchen. Schließlich fand sie den Geleitbrief und reichte ihn Jaelle.
»Er trägt Lady Rohanas Namen und Siegel. Zweifellos eine Fälschung, aber du siehst sie dir besser einmal an, Jaelle.«
Jaelle drehte den Brief neugierig in den Händen und hielt ihn näher ans Feuer, damit sie ihn lesen konnte. »Zünde die Laterne an, Rayna; wie diese Sache auch weitergehen wird, wir brauchen Licht«, sagte sie. »In dieser Finsternis kann ich nicht lesen.« Als die Laterne brannte, studierte sie den Brief einige Zeit. Dann erklärte sie: »Es ist keine Fälschung, dazu kenne ich die Handschrift meiner Verwandten zu gut. Und das Siegel ist echt.« Sie las laut vor: »… bitte alle, die der Domäne von Ardais Loyalität schuldig sind, ihr nach bestem Können zu helfen…«
»Gestohlen«, vermutete Camilla mit höhnisch verzogenem Mund.
»Nein, denn der Brief enthält ihren Namen und eine gute Beschreibung von ihr.« Sie trat zu Magda und gab ihr den Geleitbrief zurück. »Hat meine Verwandte dir das tatsächlich gegeben?«
»Das hat sie.«
»Niemand kann Rohana zwingen, etwas zu tun, das sie nicht will«, sann Jaelle, »und ich habe nie erlebt, daß sie ihren Namen für eine böse Tat hergibt. Bist du wirklich in ihrem Auftrag unterwegs?«
Magda nickte. Jaelle fuhr fort: »Aber du bist keine Amazone, nicht wahr? Wie bist du dazu gekommen, dich als Amazone auszugeben, Margali – falls das dein echter Name ist?«
»Es ist der Name, den ich als Kind getragen habe.« Magda blinzelte. Einen Augenblick lang hatte sie Angst, sie werde anfangen zu weinen. Sie sprach ohne Stocken. »Meine Mission ist eine ehrenhafte, und es war Lady Rohana, die vorschlug, ich solle mich als Amazone kleiden und ausgeben.« Sie hob den Kopf, der noch von Jaelles Schlägen brannte. »Ich habe niemandem Schande gemacht! Wenn ich euer Lager gemieden hätte, wäre nichts geschehen, nur wollte ic h in diesem Sturm nicht im Freien schlafen.«
»Nein«, meinte Jaelle. »Du bist so schon knapp an Erfrierungen vorbeigekommen. Du dachtest also, du könntest die Nacht überstehen, ohne dich zu verraten…«
»Und dann gewann ich den Eindruck, jene Männer wüßten etwas, das für meine Mission von Bedeutung ist. Etwas so Wichtiges, daß nichts anderes mehr eine Rolle spielte.«
»Warum hast du Männerstiefel angezogen? War es nur Unwissenheit?«
»Lady Rohana hat die Stiefel besorgt«, antwortete Magda, »und ich wußte es nicht besser.«
Camilla lachte plötzlich. »Ich habe Lady Rohana einmal gesagt, ihre Unkenntnis unserer Sitten werde sie irgendwann in Schwierigkeiten bringen. Nur ist es viele Jahre später eingetreten, als ich glaubte! Nun, sie hat es gut gemeint. Ich vermute, wenn du keinen echten Amazonen begegnet wärst, hätte dich niemand durchschaut.«
Jaelle erkundigte sich neugierig: »Hattest du denn gar keine Angst, allein in die Hellers zu reisen, wo der Winter vor der Tür steht?«
Ein paar Stunden früher hätte Magda geantwortet: »Nein, ich hatte keine Angst.« Jetzt, da sie Angst kennengelernt hatte, war sie sich selbst gegenüber ehrlicher. »Doch. Aber meine Mission schien mir wichtiger zu sein als meine Angst.«
Zum erstenmal wurden Jaelles Augen ein bißchen freundlicher. »Und du glaubtest, die Amazonentracht werde dich schützen? Nun, die

Weitere Kostenlose Bücher