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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nein, tut es nicht, es war nicht meine Absicht… Sie preßte die Hände auf den Mund, damit sie nicht schrie.
    Dann fluchte einer der Männer unflätig und senkte sein Schwert. »Zur Hölle mit alldem! Nicht der Mühe wert. Steckt eure Messer weg, Mädchen. Waffenstillstand?«
    Keine der Frauen rührte sich, aber der Anführer der Räuber – der große, schwarzhaarige Mann, der Magda am Boden festgehalten hatte – winkte seinen Männern, und einer nach dem anderen senkte sein Schwert. Als die Spitze des letzten nach unten zeigte, entspannten sich die Frauen langsam und ließen auch ihre Messer sinken.
    Jaelle sagte: »Ihr habt den Frieden der Reiseunterkunft gebrochen, indem ihr euch an einer von uns vergriffen habt. Würde ich das auf einer Station der Patrouille melden, könntet ihr alle für drei Jahren als vogelfrei erklärt werden, so daß jeder das Recht hätte, euch zu töten.« Die Schönheit ihres von Fackeln beleuchteten Gesichts mit dem kupferfarbenen Haar um die blassen Züge bildete einen seltsamen Gegensatz zu ihren harten Worten. Der Anführer stammelte: »Das werdet Ihr doch nicht tun, nicht wahr, mestra? Wir haben ihr nichts getan.«
    »Wir konnten alle sehen, wieviel Vergnügen sie an euren Annäherungsversuchen hatte«, stellte Jaelle trocken fest.
    Der Schnauzbart erklärte mit dicker Zunge: »Hölle, sie ist zu uns gekommen – wie sollten wir wissen, daß sie nicht auf ein bißchen Spaß aus war?« Aus den Wunden an seinen Oberschenkeln sickerte immer noch Blut, aber Magda sah, daß sie nicht tiefer als einen halben Zoll waren, schmerzhaft vielleicht und bestimmt demütigend, doch weder hinderlich noch gefährlich. Jaelle hatte nicht versucht, ihn zu töten.
    Jaelle fuhr zu Magda herum. Ihre Augen glitzerten im Fackellicht wie grünes Feuer, und Magda war übel vor Scham und Angst. Ich bin verantwortlich für all das.
    »Bist du aus freiem Willen zu ihnen gegangen? Warst du, wie sie behaupten, auf ein bißchen Spaß aus?«
Magda flüsterte: »Nein. Bestimmt nicht.« Sie konnte ihre eigene Stimme kaum hören.
»Was hast du dann getan, um sie auf diesen Gedanken zu bringen?« Die Stimme der Amazonenanführerin war wie ein Peitschenhieb.
Magda öffnete den Mund, um zu sagen: »Ich wollte hören, was sie redeten«, überlegte es sich jedoch anders. Camilla hatte sie gewarnt: Das Belauschen von Männern war kein schickliches Benehmen für eine Amazone. Sie durfte keine Schande über diese Frauen bringen, die sie beschützt hatten, ohne dazu verpflichtet zu sein. Sie hatten sie an ihr Feuer und zu ihrem Essen eingeladen; als Amazone gekleidet, hatte sie eine ihrer strengsten Verhaltensregeln verletzt. Jetzt mußte sie sich schnell eine Lüge einfallen lassen. Zitterig erklärte sie: »Ich… ich hatte Bauchschmerzen, und in der Dunkelheit schlug ich auf der Suche nach der Toilette die falsche Richtung ein. Als ich es merkte, versuchte ich, mich zu entfernen, bevor sie mich entdeckten, aber ich rutschte aus und fiel.«
»Seht ihr?« wandte Jaelle sich an die Männer. Ein Seitenblick ihrer grünen Augen streifte Magda.
    Sie weiß natürlich, daß ich lüge. Aber sie weiß auch, warum ich es tue. Es war alles an Wiedergutmachung, was Magda möglich war.
    Jaelle sagte: »Ihr habt den Frieden der Reiseunterkunft gebrochen, worauf eine Strafe von dreijähriger Ächtung steht. Und ihr habt versucht, hier eine Frau zu vergewaltigen, wofür unsere Strafe die Kastrierung ist. Preist euch glücklich, daß euer Mann keinen Erfolg hatte. Und nun sammelt eure Habseligkeiten ein und verschwindet. Nach dem Gesetz brauchen wir die Hütte nicht mit Geächteten und Frauenschändern zu teilen.«
    Der Schwarzbärtige sagte, und seine trunkene Verzweiflung war schon komisch: »In diesem Sturm, mestra?«
    »Ihr hättet auf die Stimme des Sturms hören sollen, bevor ihr den Frieden bracht.« Jaelles Gesicht war wie Stein. »Hinaus, ihr schmutzigen Tiere! Und wenn einer von euch den Fuß von neuem über diese Schwelle setzt, solange wir noch hie r sind, schwöre ich, daß ich ihm die cuyones abschneide und über dem Feuer da röste!« Sie wies mit ihrem Messer auf die Feuerstelle. »Hinaus! Kein Gerede mehr! Hinaus!«
    Unsicher tastend, Obszönitäten murmelnd, suchten sie ihre Sachen zusammen. Sie murrten zornig, aber angesichts der schimmernden Messer, des massierten, unerbittlichen Wartens der Frauen gingen sie. Als sich die Tür hinter dem letzten geschlossen hatte, sagte Jaelle: »Rayna, Gwennis, geht und überzeugt

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