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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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euch, daß sie sich nicht an unseren Pferden und unserer Ausrüstung vergreifen.« Sie reichte Sherna die Fackel und schritt langsam auf Magda zu. »Du. Bist du verletzt? Haben sie dir Schlimmeres angetan, als daß sie dir die Kleider zerrissen und dich hart angefaßt haben?«
    »Nein.« Magda klapperten die Zähne in der Reaktion auf den Schock. Ich habe in jeder Beziehung versagt. Vor den Amazonen, indem ich mich vor Männern herausfordernd benommen habe. In der Mission, deretwegen ich hier bin, indem ich so viel riskiert und doch nichts herausgefunden habe. Die Heftigkeit ihrer Emotionen machte sie krank, und sie schämte sich.
    Jaelle legte schützend einen Arm um Magda. Die Geste war nicht freundlich, sondern verächtlich. Sie sagte: »Gebt ihr Wein, damit sie diese Szene nicht damit beendet, daß sie uns ohnmächtig vor die Füße fällt!«
    Sie schob Magda auf eine Bank; Camilla hielt einen Becher an ihre Lippen.
»Ich möchte nichts…«
»Trink, verdammt noch mal!« Camilla zwang ihr den Becher an den Mund; Magda schluckte, würgte und schluckte noch einmal. Böse sagte Camilla: »Du! Ich hatte dich gewarnt, du Schlampe! Wer hat dich, die keine Ahnung von anständigem Benehmen hat, aus einem Gildenhaus herausgelassen? Wenn die Männer nicht alle betrunken gewesen wären wie Mönche beim Mittwinterfest, hätte es einen Kampf gegeben, bei dem wir alle vergewaltigt oder getötet werden konnten. Du verdienst es, geprügelt und ins Gildenhaus zurückgeschickt zu werden!«
Sherna hatte das Feuer von neuem entfacht. Die Frauen, die in den Stall geschickt worden waren, kehrten zurück, und Rayna meldete: »Sie sind fort; gut, daß wir sie los sind. Ich hoffe, sie erfrieren in dem Unwetter.«
Jaelle stand mit dem Rücken zum Fenster und sah hinreißend schön aus. Camilla schob Magda vor sie.
»Jaelle, du bist unsere gewählte Anführerin. Es ist deine Sache, über sie zu bestimmen. Wenn du es sagst, schlage ich sie blutig; es wäre mir ein Vergnügen!«
Jaelle erwiderte: »Laß sie los, Camilla. Wenn ich entscheide, daß sie geschlagen werden soll, kann ich es selbst tun. Nun?« wandte sie sich an Magda. »Was hast du zu sagen?«
Es ist noch nicht vorbei. Ich muß den Bluff fortsetzen. Mit einer Spur von Trotz erklärte Magda: »Du bist nicht meine gewählte Anführerin. Schulde ich dir eine Rechtfertigung?«
Jaelle wurde ärgerlich. »Du hättest uns allen schaden können mit deiner Dummheit – oder deiner Leichtfertigkeit, was es auch gewesen sein mag. Wie lautet unsere erste Grundregel? Bringe dich niemals in eine Situation, aus der du dich nicht selbst wieder befreien kannst! Nie mand zwingt eine Frau, sich in Gefahr zu begeben, aber wenn du ein Risiko auf dich nimmst, mußt du imstande sein, ihm zu begegnen. Nun hast du einer der alten schmutzigen Geschichten über uns neue Nahrung gegeben, daß wir in Wolfsrudeln kämpfen und uns nie einem Gegner zu einem fairen Kampf stellen! Ja, verdammt sollst du sein, ich bin der Meinung, daß du mir eine Rechtfertigung schuldig bist – nicht mir allein, uns allen!«
Das stimmte. Magda erklärte wahrheitsgemäß: »Ich fing ein paar Worte von ihrer Unterhaltung auf, und ich hatte den Eindruck, sie ständen in Zusammenhang mit dem Auftrag, der mich in diese Berge geführt hat. Da wollte ich mehr hören.«
Darüber dachte Jaelle stirnrunzelnd eine Weile nach. Seltsamerweise fiel Magda erst jetzt auf, daß Jaelle, die dort so sicher und selbstbewußt stand, nichts außer ihrer Unterwäsche trug, wie die anderen Amazonen auch. Und die geschulte Anthropologin, die niemals außer Dienst war, notierte sich im Geist: Das also tragen Freie Amazonen als Unterwäsche.
Scharf fiel die alte Camilla ein: »Glaub ihr kein Wort, Jaelle. Männerstiefel und ein Messer darin? Und welches Gildenhaus hätte sie auf die Menschheit losgelassen, damit sie uns allen Schande macht? Jedes Mädchen aus einem Gildenhaus, und wenn es erst fünfzehn ist, weiß, wie es sich gegen eine Vergewaltigung verteidigen kann, auch unbewaffnet. Hier stimmt etwas nicht!« »So ist es«, nickte Jaelle. »Irgendwer hat sich unverantwortlich verhalten, indem er ihr erlaubte, das Gildenhaus zu verlassen, bevor sie gelernt hatte, sich zu benehmen. Du machst deiner Eidesmutter Schande«, sagte sie zu Magda. »Wer ist sie? Nenne sie uns; sie ist verantwortlich für dein Betragen!«
Gott helfe mir, jetzt sitze ich in der Patsche! Nun, die Frau ist tot, hat Rohana gesagt, und so bringe ich keinen lebenden Menschen in

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