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Die zerbrochene Uhr

Titel: Die zerbrochene Uhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Geschichte der wunderbaren Rettung ihres Adoptivsohnes aus dem Moor und die Neuigkeit von seinem Erbe. Vor allem auf die Hintergründe dieser Erbschaft verwendete sie viel Zeit, was günstig war, weil die Damen nach soviel Aufregung nicht mehr allzu genau nach den Ursachen für den Tod Adam Donners fragten. Die wurden allerdings sowieso mit jeder Wiederholung schmeichelhafter für ihren Bruder, worüber allgemein diskret hinweggegangen wurde, wie es sich in gebildeten, christlichen Kreisen gehört.
    Die Verwirrung in England wegen der Einführung des Gregorianischen Kalenders hatte den Dorfpfarrer 1752 tatsächlich ein falsches Geburtsdatum ins Kirchenbuch eintragen lassen. Was niemand bemerkte, erst recht nicht nach all den Jahren, als endlich das Testament verlesen wurde, mit dem alles Übel begonnen hatte. Adam Donner jedoch merkte es gleich, als er den Brief seiner Schwester aus Husum las. Er hielt das für sein großes Glück, was es aber nicht war, jedenfalls wenn man die Summe der Ereignisse betrachtete.
    Nachdem er den Brief seiner Schwester ein zweites Mal gelesen und begriffen hatte, schrieb er, wie sie ihn aufgefordert hatte, tatsächlich sogleich an die neuen Verwandten. Allerdings nicht, um dem jungen Paul alles Gute für sein weiteres reiches Leben zu wünschen. Adam Donner erläuterte Pauls Vater Alfred Weller den Irrtum mit dem Datum und machte ihm einen Vorschlag. Ein solches Testament sei nicht gerecht, so hatte er es ausgedrückt, christlich wäre es gewesen, den beiden Jungen je die Hälfte des Vermögens zu hinterlassen. Dennoch wolle er sich bemühen zu vergessen, daß es den 6. September anno 1752 nicht gegeben habe und der vermeintlich 6. tatsächlich der 17. September sei. Er wolle somit auch vergessen, daß sein Neffe Simon vier Tage vor Paul Weller geboren und somit der rechtmäßige Erbe sei. Dazu werde Mr. Weller sich gewiß mit Freuden bereit zeigen, ihn angemessen zu entschädigen, damit er die große Last dieser Verantwortung tragen könne. Er werde sich gerne mit einem Drittel der Einkünfte aus dem englischen Besitz begnügen, was deutlich weniger als die eigentlich angemessene Hälfte sei. Für dieses Entgegenkommen erwarte er die entsprechenden Urkunden samt Unterschriften und Siegeln mit der nächstmöglichen Post. Andernfalls sehe er sich gezwungen, den unglücklichen Vorgang zu melden. In absehbarer Zeit gedenke er nach London zu kommen, um alles in Augenschein zu nehmen. Über die weiteren Modalitäten, insbesondere die Wahl einer vertrauenswürdigen Bankverbindung, werde man sich dann leicht einigen.
    Mit der nächstmöglichen Post, genau gesagt mit dem nächsten Schiff, kam kein Brief mit den gewünschten Urkunden, sondern Alfred Weller selbst. Er mietete sich unter dem Namen Karl Mosbert, Theateragent aus Mannheim, im Gasthaus Zum Weißen Einhorn ein, und machte Adam Donner einen ersten Besuch.
    Der liebe Adam, pflegte Madame Horstedt an dieser Stelle mit feuchten Augen zu sagen, hat gewiß gefehlt, als er diese Forderung an den Vater des lieben Paul stellte. »Aber er wollte nur, daß sein lieber Neffe Simon auch einen Anteil an dem Erbe seines Großvaters bekam. Was nur gerecht war.«
    Wobei vor rührender Anteilnahme niemandem auffiel, daß zum einen nicht Simons Großvater, sondern dessen alter Freund diesen Reichtum hinterlassen hatte, und zum anderen Simon sowieso das ganze Erbe erhalten hätte, Adam Donner hingegen keinen Schilling.
    Alfred Weller, ein jüngerer Sohn aus dem Süddeutschen, war einst nach London in die Kaufmannslehre geschickt worden. Dort erprobte er bald eine Methode, die Kontorbücher zu seinen Gunsten zu verändern, die sich schnell als ungünstig erwies. Kurz und gut, er landete nur deshalb nicht im Kerker, weil sein Lehrherr die guten Geschäftsverbindungen ins Pfälzische nicht riskieren wollte. Weller zog der beschämenden Heimkehr die Flucht ins ländliche Yorkshire vor. Dort versuchte er sich mehr schlecht als recht im Handel mit diesem und jenem, vor allen mit eigenen Mixturen, die von der ewigen Jugend bis zum Kurieren von Furunkeln alles versprachen. Schließlich heiratete er eine junge Näherin, ganz gegen den Wunsch ihrer Mutter, und zog später mit ihr und dem ersten Sohn nach London, um endlich reich und bedeutend zu werden. Leider gelang beides nicht.
    In der großen Stadt schlüpfte er in einer Teehandlung unter. Dort sah man ihn trotz seiner mangelnden Referenzen gern, weil seine Neigung zum großzügigen Umgang mit Recht und

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