Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt
vor Zorn, weil er sich die Schuld an der Situation gab und sie nun seiner Kontrolle zu entgleiten drohte. »Gib Eli und Shúria frei!«, schrie er und packte Ez mit beiden Händen. Er suchte die Entscheidung, die Lücke zum tödlichen Stoß, doch sein Widersacher hielt sich geschickt hinter den Geiseln versteckt.
»Niemals!«, erwiderte Asor. »Wenn du es so willst, dann sterben wir hier alle.«
»Das war’s«, sagte Pyron, der nichts mehr fand, was er in Brand hätte setzen können.
Ein Trupp Kirries stürmte in den Gang. Sie hielten sich nasse Decken über die Köpfe zum Schutz vor Pyrons Flammen. Einige hatten Kaltes Feuer dabei.
Die Zeridianer zückten ihre Schwerter. Gabbar löste die Axt aus der Gürtelschlaufe.
»Kannst du die Leuchtsteine löschen, Pyron?«, fragte Taramis.
Schlagartig wurde es stockfinster.
»Ja«, antwortete der Feuerbändiger.
»Ich meine natürlich ihre , Pyron! Wir brauchen irgendein Licht«, rief Taramis aufgeregt.
Neben ihm schlug jemand Steine aneinander. Klack, klack, klack! Zurs Gesicht tauchte aus dem Dunkel auf. Sofort bedeckte er eines der Lichter und streckte seinem Anführer das andere hin.
Taramis erstarrte vor Schreck. Asor, Shúria und Eli waren verschwunden. Er riss dem Lauscher den Leuchtstein aus der Hand und stürzte damit in die offene Zelle. Links von sich hörte er ein Schaben. Als er das Kalte Feuer herumschwenkte, sah er gerade noch, wie sich eine Geheimtür in der Wand schloss. Er ballte seinen Willen, doch die Tür war schwer und fest verankert. Abermals schrie er in hilflosem Zorn.
»Marnas, ich brauche dich.«
Der Hüter eilte in die Zelle. »Wir sollten sofort verschwinden, bevor die Falle zuschnappt.«
Taramis deutete auf die Wand. »Dahinter ist Xydias Mörder. Wenn wir ihn nicht aufhalten, wird er Eli und Shúria umbringen. Wir müssen ihm nach.«
»Vergiss das. Außerdem glaube ich nicht, dass er sie töten will. Sonst hätte er das schon im Nebel tun und ohne sie fliehen können. Sollten wir allerdings die Tür sprengen, könnten wir damit tatsächlich ihr Leben gefährden.«
»Asor versucht bestimmt, vor uns die Drachenkröte zu erreichen. Ich Narr habe sie für ihn gebändigt.«
»Lass uns auf dem Weg zurückkehren, den wir gekommen sind. Vielleicht können wir ihm einen Hinterhalt legen.«
Taramis sah ein, dass Marnas recht hatte. Er ließ seinen Leuchtstein vor der hermetisch verriegelten Geheimtür zurück, damit kein verräterisches Licht aus der Kammer drang, und gesellte sich mit dem Hüter wieder zu den Gefährten im stockfinsteren Gang. »Wie ist die Lage?«, fragte er leise Masor.
»Die Kirries haben versucht, Fackeln anzuzünden, was Pyron verhindern konnte. Im Moment sind sie verunsichert. Sie beraten sich, würde ich meinen. Ist bestimmt nur eine Frage weniger Augenblicke, bis sie erneut losschlagen.«
»Lasst uns eine Kette bilden. Wir ziehen uns zurück.«
»Was ist mit Eli und Shúria?«
»Sind in der Gewalt des Seelenfressers. Dieser Asor, Reghosch, Bochim oder wie immer er in Wahrheit heißt, hat den Bogen überspannt. Diesmal kriegen wir ihn und dann rechne ich mit ihm ab.«
Der Silbermantel
E inzig die funkelnden Fußspuren auf dem Boden erhellten den Gang mit ihrem schwachen Licht. Taramis folgte seiner eigenen Fährte zurück in die Zelle, durch die sie das Verlies betreten hatten. Fast lautlos liefen seine Gefährten hinter ihm her. Der Kerker war erfüllt von aufgeregten Stimmen. Die Kirries hatten damit begonnen, ihn nach den Eindringlingen zu durchsuchen. Ob sie schon die verlassene Fürstengruft entdeckt hatten?
Die Frage berührte Taramis seltsam wenig, zu sehr beschäftigten sich seine Gedanken mit Asors neuerlichem Verrat. Während ein Teil seines Bewusstseins sich gewissenhaft um das Spurenglühen kümmerte, schwelgte ein anderer in Selbstvorwürfen. Stumm folgte er den glitzernden Spuren in das von ihm zuvor aufgebrochene Gelass und blieb vor der Geheimtür stehen. Mit gläsernem Blick starrte er sie an.
»Hast du dir gemerkt, an welchen Stellen man drücken muss, um sie zu öffnen?«, fragte Marnas schließlich.
Taramis blinzelte. »Was?«
»Geht es dir gut?«
»Nein. Ich habe versagt. Wie sollte es mir da gut gehen?«
»Selbstmitleid zermürbt. Befreie dich davon. Du brauchst einen klaren Kopf.«
»Asor hat behauptet, niemand kenne den Schlupfwinkel der Piraten. Ich bin überzeugt, bei unserem Zusammentreffen am Grabhaus hat er gemeint, was er sagte. Wahrscheinlich haben wir ihn sogar zu
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