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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Jagur geführt, sodass der Seelenfresser sich das Wissen und den Körper Tagors aneignen konnte.«
    »Wir haben Jagurs Namen von Eglon erfahren. Ich fürchte eher, Asor oder Gaal haben den Oberpriester ausgequetscht. Lass uns später darüber reden, die Kirries sind uns auf den Fersen.«
    Taramis seufzte. Marnas hatte ja recht. Das Leben von Eli und Shúria stand auf dem Spiel.
    Wenigstens in einem Punkt hatte Tagor die Wahrheit gesprochen. Die kaum erkennbaren Druckflächen in der Wand funktionierten und die Geheimtür öffnete sich anstandslos. Leise verließen die Zeridianer den Kerker von Karka. Als Letzter durchschritt Taramis die Tür und verschloss sie hinter sich.
    Der kleine Trupp folgte denselben Geisterwegen, die er auf dem Hinweg benutzt hatte. Die Geräusche, die von der neuen Hauptstadt der Kirries zu den Männern herabhallten, waren lauter als zuvor. In der Höhle der Fettschwalme vermischten sie sich mit dem aufgeregten Gezwitscher der Vögel.
    »Waren die Tiere vorhin auch schon so unruhig?«, fragte Taramis seinen Lehrer.
    Ehe Marnas antworten konnte, scholl plötzlich ein vielstimmiges Klacken durch die Felsenhalle. Unzählige orangerote Lichter flammten rings um sie herum auf. Die Luft war voller flatternder Vögel.
    »Bildet einen Kreis!«, schrie Taramis.
    Der Lärm war ohrenbetäubend. In das tausendfache Flappen der Flügel mischte sich das harte Klacken, und je länger es dauerte, desto heller wurde es in dem verlassenen Wohnquartier. Halb verfallene Gebäude kamen zum Vorschein, staubige Wege und Straßen – und überall schwer bewaffnete Kirries.
    Es waren Hunderte, bärtig, stämmig, grimmig blickend, in jeder Hinsicht Furcht einflößend. Die Krieger trugen Äxte, Lanzen, Kurzbogen und etliche sogar dagonisische Armbrüste. Sämtliche Waffen waren auf die Eindringlinge gerichtet.
    »Wartet!«, rief Taramis. Ihm war klar, dass sie gegen diese Übermacht kaum bestehen konnten.
    Allmählich kehrte Ruhe ein. Das Kalte Feuer tauchte die Szene in sein ganz und gar nicht kaltes Licht. Die Vögel waren abgezogen.
    Hinter einem turmartigen Gebäude traten acht Kirries hervor, vorneweg ein stattlicher Recke mit einem silbrig schimmernden Umhang und einer gewaltigen Streitaxt. Zu seiner Rechten, noch vor den sechs Leibwachen, folgte eine jüngere Ausgabe seiner selbst. Taramis erinnerte sich nur zu gut an den Silbermantel, der von seinen Männern »der Bär« genannt wurde. Wie bei ihrer letzten Begegnung auf dem Dach des hohepriesterlichen Hauses auf der Heiligen Insel trug König Dov das weißgraue Hemd der Unverwundbarkeit. Er lächelte selbstgefällig.
    »Seid Ihr tatsächlich so tollkühn oder seid Ihr nur dumm, Taramis?«
    Der trat zwei Schritte vor und rammte das stumpfe Ende des Stabes Ez in den Boden. »Manchmal erfordert das Einstehen für die gerechte Sache eine kühne Tat.«
    »Kühn?« Dov lachte abfällig. »Dreist ist wohl das passendere Wort. Ihr habt mir mein wichtigstes Faustpfand gestohlen. Wo sind der Priester und sein Kind?«
    »Ein gemeiner Verräter hat sie entführt. Ihr dürftet ihn unter dem Namen Asor kennen.«
    »Der Seelenfresser? Er ist hier?« Dovs vormals tiefe Stimme wurde schrill und er schüttelte zornig die Streitaxt. »Und Ihr habt ihn zu Eli geführt?«
    Taramis schüttelte den Kopf. »Es war eher umgekehrt. Asor hat …«
    »Wisst Ihr überhaupt, was Ihr da angerichtet habt?«, fiel ihm der Kirrie wütend ins Wort. »König Gaal fürchtet keinen Menschen so sehr wie den Mann, der das Geheimnis der Bäume im Garten der Seelen kennt. Wenn der Fischkopf Eli jetzt in die Hände bekommt, ist niemand mehr vor ihm sicher.«
    »Im Gegensatz zu Euch bin ich kein Gefolgsmann Gaals«, erwiderte Taramis kühl. »Ich bin gekommen, um den Völkern von Berith Hoffnung zu geben. Schart Euch mit ihnen hinter Eli und wir werden die Dagonisier in ihre Schranken weisen.«
    »Hört, hört!«, spottete Dov. »Euer jugendlicher Idealismus in allen Ehren, Herr Taramis, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Dagonis ist eine dunkle Flut, der sich nichts und niemand entgegenstellen kann. Wer überleben will, muss auf dieser Welle reiten. Ich habe beschlossen, dass mein Volk zu den Gewinnern des neuen Zeitalters gehören wird. Lieber lebe ich als Vasall Gaals, als den Heldentod zu sterben.«
    »Davon hat die Regentin von Komana wohl auch geträumt. Jetzt sitzt sie im Haus der Toten.«
    »Lebesi ist …?« Dov verschlug es die Sprache. Er wechselte einen Blick mit seinem jüngeren

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