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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Weg, den sie gekommen waren, kehrten sie in die obere Ebene des Kerkers zurück. Als sie vom Niedergang auf die Hauptachse hinaustreten wollten, vernahmen sie Stimmen aus der Stube des Aufsehers.
    »Er tritt jeden Moment seinen Rundgang an«, wisperte Tagor.
    Taramis winkte Masor zu sich. »Wir brauchen Nebel. Schnell!«
    Der Regenmacher sammelte in Windeseile die Feuchtigkeit aus der Luft und band sie an die Staub- und Sandkörnchen im Gang.
    »Duckt euch und bleibt dicht hinter mir«, raunte Taramis, sobald der Dunst Brusthöhe erreicht hatte.
    Nacheinander tauchten sie in das Gewaber ein, überquerten den Gang und tasteten sich an der Wand entlang. Ein paar Schritte noch. Dann würden sie in den Quertunnel huschen, der zu der Geheimtür führte …
    Plötzlich hallte ein spitzer Aufschrei durch den Nebel.
    »Shúria?«, raunte Taramis alarmiert.
    Keine Antwort. Nur ein erstickter Laut und das Scharren von Füßen. Die Stimmen von der Wachstube klangen aufgeregter als zuvor. Hatte man sie bemerkt?
    »Masor, weg mit dem Nebel!«, verlangte Taramis. »Gabbar und Pyron, ihr haltet uns die Wachen vom Leib – so unblutig wie möglich!«
    Wie ein hauchzartes Gewebe sank der schützende Dunstschleier herab. Was zum Vorschein kam, jagte Taramis einen Schauer über den Rücken. Aus dem Gang vor ihm grinste ihn derselbe junge Recke an, gegen den er im peorischen Palastgarten gekämpft hatte.
    Asor!
    »Überraschung!«, rief der Seelenfresser spöttisch. Der breitschultrige Krieger stand hinter Shúria und drückte ihr eine Schwertklinge an den Hals – am Knauf der Waffe prangte das Antlitz eines Feuerfisches. Asors Linke umklammerte den Kragen des Hohepriesters. Elis Gesicht war puterrot, er bekam kaum Luft.
    Taramis sah sich nach seinen Gefährten um. Einen Wimpernschlag später war ihm alles klar.
    Der Kirrie fehlte. Dieser vermeintlich geldgierige Verräter. Das von Anfang an schwächste Glied in ihrer Kette. Alles nur Blendwerk! Er sei geistig verkümmert, hatte Jagur von seinem Diener gesagt, was so gar nicht mit Tagors Redegewandtheit in Einklang stand. Der Seelenfresser musste den ehemaligen Kerkermeister von Karka ermordet haben, um ihn als Tarnung zu benutzen. Auf diese Weise stahl Reghosch nicht nur das Aussehen, sondern auch das geheime Wissen des Kirries. So hatte er seine Feinde – Taramis und dessen Gefährten – zu unfreiwilligen Verbündeten gemacht. Und jetzt wollte er den Hohepriester und seine Tochter entführen.
    »Gib sofort Eli und Shúria frei oder ich werde dich töten!«, zischte Taramis.
    Asor lachte. »Versuch’s doch mal. Ehe dein Feuerstab mich berührt, sind das Mädchen und ihr Vater tot.«
    »Ich gehe mit Euch, aber bitte verschont mein Kind!«, rief Eli verzweifelt.
    »Al-!«, erscholl es vom Ende des Ganges. Der Ruf erstarb mit einem hässlichen Knacken.
    Taramis warf den Kopf herum. Am Eingang der Wachstube brach ein Kirrie mit gebrochenem Genick zusammen. Offenbar hatte er Alarm geben wollen.
    »Er blutet kein bisschen«, sagte Gabbar mit schuldbewusster Miene, als er den vorwurfsvollen Blick seines Anführers sah.
    »Ich kümmere mich um die Wachen«, versprach Pyron.
    Vor der Stube des Kerkermeisters erhob sich eine Flammenwand. Rauch stieg auf. Schreie hallten aus dem Raum.
    Asor hatte die Überraschung genutzt, um sich weiter von den Gefährten zu entfernen. Den Hohepriester und seine Tochter benutzte er als lebendige Schilde.
    Taramis lief ihm mit stoßbereitem Stab hinterher. Um Shúria und ihren Vater nicht zu gefährden, wahrte er jedoch Abstand. »Wo willst du hin, Seelenfresser? Hier wird es von axtschwingenden Kirries gleich nur so wimmeln. Dov hat dir schon in Beth Gao mit dem Tod gedroht, wenn du dich an den beiden vergreifst. Diesmal wird er es wahrmachen.«
    Asor blieb mit dem Rücken zu einer offenen Zelle stehen und grinste zwischen den Köpfen seiner Geiseln hindurch. »Dazu muss er mich erst einmal bekommen. Ich schätze, vorher murkst er dich und deine Gauklertruppe ab.«
    Vom vorderen Ende des Ganges erscholl das Geklapper von Waffen und Rüstungen. In die Rufe der vom Feuer eingeschlossenen Wachen mischten sich die Stimmen anderer Kirries, die in den Hauptgang vorzudringen versuchten.
    »Mir geht gleich das Brennmaterial aus«, erklärte Pyron. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Es war heiß und stickig. Das Atmen fiel schwer.
    »Die Luft ist so ausgebrannt, dass ich keinen Nebel mehr erzeugen kann«, fügte Masor aufgeregt hinzu.
    Taramis war außer sich

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