Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
Herausforderung annehmen.
    »Dann sei es so«, knurrte Dov. »Folgt mir in die Geisterarena.«
    Der König der Kirries führte seine Gefolgschaft in das Amphitheater, das die Zeridianer früher am Tag durchquert hatten. Rund um den Kampfplatz wurden Lichtsteine auf die Sockel gelegt. Auch in den Rängen brannte das Kalte Feuer in zahlreichen Händen.
    Die Höhle war erfüllt vom Gemurmel der Menge. Ständig strömten weitere Zuschauer herein. Bei einigen – das schloss Taramis aus ihren Gewändern – musste es sich um Frauen handeln (das weibliche Geschlecht war bei den Kirries nicht weniger faltig und behaart wie das männliche).
    Die beiden Kontrahenten standen an gegenüberliegenden Seiten der runden Manege. Dov war von seinen Leibwächtern umgeben. Sie halfen ihm beim Anziehen der Kettenhandschuhe, setzten ihm einen Helm auf, reichten ihm die doppelschneidige Streitaxt und den Rundschild, gaben ihm Ratschläge.
    Taramis begnügte sich mit einem einzigen Schildknappen, dem Mann, der ihm alles über das Kämpfen beigebracht hatte. Auf Harnisch und Kopfschutz musste er verzichten. Er trug noch die Kleidung aus Komana, die ihn eher wie einen Bauern als wie einen Krieger aussehen ließ. Seine Bewaffnung indes war Legende: der Stab Ez, das Kurzschwert Malmath und der Schild Schélet. Der namenlose Dolch steckte in seinem Gürtel.
    »Nimm dich in acht! Er trägt Leviat, das Hemd der Unverwundbarkeit«, flüsterte Marnas seinem Schüler zu.
    Taramis nickte. »Ich hatte bereits das Vergnügen, mir an ihm die Zähne auszubeißen.«
    »Und erzwinge die Entscheidung nicht. Du bist jünger und ausdauernder. Warte, bis sich der Bär verausgabt hat.«
    »Dazu haben wir keine Zeit. Wir müssen Shúria und Eli retten.«
    »Dov ist ein Schlitzohr. Überstürze nichts, hörst du!«
    Taramis knirschte mit den Zähnen. »Ich werd’s mir merken.«
    Marnas klopfte ihm auf die Schulter. »Du schaffst das.«
    Vom oberen Rand der Arena erscholl ein Horn. Das Gemurmel auf den Sitzen verebbte. Ein für Kirrieverhältnisse großer, schlanker Mann trat in die Mitte des Kampfplatzes, stellte nach alter Sitte die beiden Kontrahenten vor und erklärte die Spielregeln:
    »Wer zuerst stirbt, hat verloren.«
    Ansonsten sei alles erlaubt, fügte der königliche Ausrufer hinzu. Nach dem Sieg werde der Bär die Köpfe der Unterlegenen einsammeln. Sollte Taramis von der jâr’enischen Tempelgarde gewinnen, werde er mit seiner Gefolgschaft unbehelligt abziehen dürfen.
    Das Publikum tobte vor Lachen.
    Abermals erklang das Horn und Ruhe kehrte ein.
    »Fangen wir an. Mir knurrt der Magen«, brummte der Bär.
    Taramis zog sein Schwert aus der Scheide und rammte es in den Boden. Den Stab in der Rechten, den Schild in der Linken näherte er sich bis auf vier, fünf Schritte dem König. Zwischen den Kontrahenten stand der dünne Ausrufer.
    »Der Zweikampf ist eröffnet!«, rief der und brachte sich rasch in Sicherheit.
    Während der Sand noch unter den Füßen des flüchtenden Herolds aufstob, ging Dov brüllend auf den Herausforderer los. Er reichte ihm gerade bis zur Brust – einschließlich des Helms –, womit er vor allem für die Beine und den Unterleib des Tempelwächters eine Gefahr darstellte.
    Taramis stellte sich unter den Schutz der Zähen Zeit, jener besonderen Gabe, die aus den schnellsten Attacken träge Vorstöße machte. Als der erste Axthieb auf ihn zusauste, riss er den ovalen Schild herum. Der Lederschildkrötenpanzer hielt dem gewaltigen Aufprall stand. Sofort zuckte Ez vor, traf aber nur den Rundschild des Kirriekönigs. Die Zuschauer johlten vor Vergnügen.
    Dov ließ eine ganze Stafette von Hieben auf den gegnerischen Schild niederprasseln. Taramis wich kontrolliert zurück und beschränkte sich darauf, die scharfe Streitaxt abzuwehren. Um den Angreifer nicht in einen Kampfrausch fallen zu lassen, beschäftigte er ihn mit gelegentlichen Sticheleien. Anscheinend hatte der wutschnaubende König sich zu lange auf seine Leibwächter verlassen. Er würde sich schnell verausgaben, wenn er so ungezügelt weiterkämpfte.
    Schon traf Taramis die Schulter des Gegners. Der Bär brüllte, wohl mehr aus gekränkter Eitelkeit denn aus Schmerz. Ernsthaft verletzt haben konnte ihn der Treffer nicht, weil das Hemd Leviat der Spitze des Stabes standgehalten hatte. Taramis löste sich etwas von seinem zornigen Kontrahenten.
    Dov griff erneut an. Kurz bevor er wieder auf Tuchfühlung kam, drehte er sich zweimal um seine eigene Achse, legte sein

Weitere Kostenlose Bücher