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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Doppelgänger. Der zuckte nur die Achseln.
    Marnas trat neben seinen Schüler und deutete eine Verbeugung an. »Auf ein Wort, Majestät. Ich bin …«
    »Der Hüter von Jâr’en«, unterbrach ihn Dov unwirsch. »Ich kenne Euch, Marnas. Und obwohl wir Feinde sind, achte ich Euch. Was wollt Ihr?«
    »Ich gehöre einem Bund von Männern und Frauen an, die seit Jahrtausenden im Verborgenen zum Wohle Beriths arbeiten. Wir suchten zu verhindern, was uns heute droht …«
    »Ihr redet von den Nebelwächtern«, fiel Dov dem Hüter abermals ins Wort. Er grinste. »Ist es Euch erlaubt, mir das zu verraten? Ich denke, Eure Bruderschaft ist eine Geheimgesellschaft? Übrigens meinte Asor, sie sei eine Gefahr für die Völker der Welt. Die Töchter des Hohepriesters sollen ihr ebenfalls angehört haben.«
    »Glaubt Ihr einer falschen Schlange wie ihm mehr als dem Hüter von Jâr’en? Wie Ihr wohl wisst, wäre Euch die Heilige Insel ohne seine Hinterlist nicht so leicht in die Hände gefallen. Er ist ein …«
    »… ein Antisch namens Reghosch, ich weiß. Und ich verabscheue ihn ebenso wie Ihr. Trotzdem hat er uns reichere Beute eingebracht als je ein Raubzug zuvor.«
    »Die alten Weissagungen warnen vor einer Gefahr aus dem schwarzen Herzen von Berith«, fuhr Marnas unbeirrt fort. »Die Armeen der Finsternis würden über die Inseln des Lichts herfallen. Doch wir sind ihnen nicht wehrlos ausgeliefert. ›Untergang oder Erhebung kannst du wählen‹, sagten uns die Seher von Luxania. Nur, wenn wir der Bedrohung nicht entschieden begegnen, wird ein dunkles Zeitalter anbrechen. Auch für die Kirries, das kann ich Euch versichern, Majestät. Tretet auf die Seite der Kinder des Lichts und lasst uns gehen. Noch können wir Asor einholen.«
    »Ich hätte Euch für klüger gehalten, Marnas. Wie seid Ihr ihm überhaupt auf den Leim gegangen?«
    »Er hat sich für Tagor ausgegeben, ein Diener Jagurs, und uns hergeführt, auf Pfaden, die wahrscheinlich nicht einmal Ihr kennt, Majestät. Helft uns, den Hohepriester und seine Tochter aus seiner Hand zu befreien.«
    »Euch helfen?« Dov lachte geringschätzig. »Dazu brauchen wir keine Zeridianer. Dies ist unser Land …«
    »Schluss damit!«, schnitt Taramis dem selbstgefälligen Monarchen das Wort ab. »Wenn Ihr uns nicht sofort ziehen lasst, dann versündigt Ihr Euch an allem, was den Völkern von Berith heilig ist. Der Herr der Himmlischen Lichter wird Euer Leben in meine Hand geben.«
    Dov trat ihm mit seiner mächtigen doppelschneidigen Streitaxt entgegen. »Oder er präsentiert mir Euer Haupt auf einem silbernen Tablett.«
    »Dann lasst es uns feststellen, wem Gaos Gunst gehört.«
    »Einen Zweikampf wollt Ihr haben?« Dov lachte abermals. »Schlagt Euch das aus dem Kopf. Bei unserem letzten Aufeinandertreffen hat Euch das wenig genützt.«
    »Ist es bei den Freibeutern nicht von jeher Brauch, dass jeder den Anführer herausfordern darf?«
    Ein Raunen ging durch die Höhle. Auf den Sitzen wurde hundertfach genickt.
    »Ihr seid kein Kirrie«, wand sich der König. »Das Gesetz gilt für Euch nicht.«
    »Stimmt das wirklich? Oder wollt Ihr Euch nur drücken? Auf Jâr’en seid Ihr vor mir geflohen, nachdem ich Eure Leibwächter getötet habe.«
    Das Gemurmel wurde lauter.
    Dovs Kiefer mahlten. Die Zornröte stieg ihm ins Gesicht. »Das war eine Kriegslist, keine Flucht. Und nur ein Kirrie darf über unser Reich herrschen.« Er deutete auf sein jüngeres Ebenbild. »Wenn ich ins Haus der Toten gerufen werde, wird mir mein Sohn Jarmuth auf den Thron folgen.«
    »Wegen mir kann er das gleich heute tun. Ich beabsichtige nicht, den Rest meiner Tage in einer Höhle zu verbringen. Alles, was ich verlange, ist freies Geleit für uns, sofern ich Euch besiege.«
    »Dazu wird es nicht kommen. Aber um die Form zu wahren, hier das Wort des Königs: Sollte es euch gelingen, mein Haupt zu erbeuten, dürft Ihr ungehindert abziehen. Auf Nimmerwiedersehen! Falls Ihr verliert, werde ich Gaal Eure Köpfe schicken.«
    Der junge Herausforderer drehte sich zu seinen Freunden um. Diese Entscheidung wollte er nicht ohne ihr Einverständnis treffen. Ihre Gesichter verrieten Entschlossenheit. Marnas nickte als Erster und die anderen schlossen sich ihm an.
    »Einverstanden«, sagte Taramis zum König.
    Die Höhle wurde von zustimmendem Murmeln erfüllt. Das Wiederaufleben der alten Bräuche war offenbar ganz nach dem Geschmack der Freibeuter. Wollte ihr Anführer nicht das Gesicht verlieren, musste er die

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