Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
hatte.
    Die gewaltigen Fangarme spannten sich.
    »Haltet euch fest!«, rief er.
    Wer nicht ohnehin schon auf dem gewölbten Kopfplateau saß, ließ sich rasch darauf nieder. Shúrias Griff verstärkte sich.
    Der Berg der Engel erbebte. Eine ganze Scholle zu zerstören, war selbst für den urzeitlichen Koloss kein leichtes Unterfangen. Aus den Augenwinkeln nahm Taramis eine Ätherschlange wahr, die sich schnell wie ein Speer von der Insel entfernte. Also hatten einige Dagonisier doch entkommen können.
    Er umklammerte den Stab Ez. Tu es! , befahl er im Geist.
    Und dann zerbrach Zin. Har-Abbirím zermalmte die Insel wie einen trockenen Keks. Große und kleine Bruchstücke stoben in alle Himmelsrichtungen davon. Wer nicht auf dem Engelsberg Schutz gefunden oder das Weite gesucht hatte, wurde entweder getötet oder in den Äther geschleudert.
    »Das Werk ist getan«, sagte Taramis leise und legte ein neues Bild in Mobulas archaischen Geist. Wie er an ihrer Reaktion merkte, kannte sie auch dieses Ziel.
    Der Kalmar katapultierte sich förmlich von der Stelle, geradewegs auf die Heilige Insel zu.
    Taramis reckte sich, ließ den Äther durch seine Kiemen strömen und rief: »Jetzt holen wir uns Jâr’en zurück!«
    Die Zeridianer brachen in Jubel aus.
    »Sieh nur, Taramis!«, flüsterte ihm Shúria ins Ohr.
    Er wandte sich um und blickte zurück. Von der Insel der Verdammten war im Morgenlicht nur noch eine blau schimmernde Trümmerwolke zu sehen.

Das Feuer von Ez
    D ie Ätherschlange war alles andere als langsam. Trotzdem holte Mobula rasch auf. Während die drachenköpfige Echse sich mit atemberaubender Geschwindigkeit durchs Meer schlängelte, folgte ihr der Kalmar in blitzschnellen Sprüngen.
    Der vierte Teil einer Stunde war noch nicht vergangen, als die Reiter des Drachenwurms erkennbar wurden. Es war ein knappes Dutzend Antische, die sich auf ihrem Tier weit vorbeugten. Sie hatten ihre Augen auf ein Ziel gerichtet, das als kleiner grüner Punkt im Weltenozean leuchtete. Warum fliehen sie nach Jâr’en?, fragte sich Taramis.
    Der nächste Sprung brachte Mobula ganz an die Ätherschlange heran. Der Kalmar drehte sich plötzlich um und packte die Echse mit seinen Fangarmen. Als die gigantischen Kiefer ihr das Rückgrat brachen, erschauerte selbst Gabbar, dem derartige Geräusche sonst wenig ausmachten.
    »Wohl bekomm’s«, sagte Zur.
    Während der etwa zweistündigen Reise zur Heiligen Insel tagte auf Mobulas Haupt ein großer Rat. Die geretteten Zeridianer saßen in konzentrischen Kreisen um den Dorn herum. Dort, inmitten der Versammlung, stand Taramis, umgeben von seinen Freunden, dem Hohepriester und seiner Tochter.
    Die Aufgabe, die vor ihnen liege, machte er allen Zuhörern klar, sei ungleich schwerer als die Eroberung Zins. Die Insel der Verdammten zu verwüsten, hatte nicht sonderlich viel Fingerspitzengefühl erfordert. Jâr’en war ein heiliger Ort, an dem sie nicht genauso wüten durften.
    Diese Einschätzung bestätigte der Hohepriester auf drastische Weise. »Kein einziger Seelenbaum darf gefällt werden«, warnte er. »Es könnte euer eigener sein. Ihr würdet auf der Stelle tot umfallen.«
    Obwohl er damit nichts Neues sagte, entstand doch Gemurmel unter den gut tausend Teilnehmern des Rates. In Friedenszeiten kümmerten sich die Ganesen um das Gedeihen von Gan Nephaschôth. Niemand hätte auch nur im Traum daran gedacht, in der Nähe der Seelenbäume irgendwelche gefährlichen Dinge anzustellen. Jetzt befand sich der Wald gewissermaßen in Geiselhaft. Ohne drastische Maßnahmen würden sie ihn nicht aus der Hand der Dagonisier befreien können.
    »Wer fühlt sich in der Lage zu kämpfen?«, rief Taramis den Männern zu.
    Ungefähr die Hälfte hob den Arm. Fünfhundert Unverzagte . Bei einigen sah er, wie viel Kraft ihnen schon diese kleine Geste abverlangte. Nein, es hatte keinen Zweck, sie jetzt in eine Schlacht zu führen. Nicht gegen die Dagonisier mit ihren übermenschlichen Kräften und ihren mörderischen Waffen. »Ihr seid das letzte Bollwerk der Verteidigung, sollte alles andere versagen«, erklärte Taramis, um die Männer nicht zu enttäuschen. Ratlos sah er den Hüter von Jâr’en an.
    »Wie wäre es mit einer Belagerung? Irgendwann werden ihre Neschamahvorräte erschöpft sein«, schlug Pyron vor.
    Marnas schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich geht uns der Proviant vorher aus. Außerdem sind wir auf dem Engelsberg nicht unverwundbar. Ein Angriff mit einer Armada von Ätherschlangen mag

Weitere Kostenlose Bücher