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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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als gigantischer Kopffüßer mit riesigen Augen, zehn Fangarmen, einer Haut, die so zerklüftet war wie ein Bergmassiv und in einem einzigen Augenblick die Farbe und Musterung ändern konnte.
    Taramis raffte den kläglichen Rest seines erschöpften Willens zusammen. »Erlaube bitte meinen Freunden, dass sie mit der Drachenkröte auf dir landen«, sprach er aus, was sein Geist zugleich in den Sinn der uralten Kreatur übertrug. »Und dann bringe uns zur Insel der Verdammten.«

Die Rückkehr
    Z ur war vom Rückstoßantrieb der lebenden Insel so überwältigt, dass er zwei Tage lang keine Nahrung bei sich behielt. Sobald jemand auch nur zum Proviantbeutel griff, musste er sich übergeben. Erst durch Elis und Shúrias vereinte Anstrengungen gelang es, seine Seekrankheit in den Griff zu bekommen.
    Die ruckhafte Fortbewegungsweise des gigantischen Kopffüßers war ziemlich effektiv. Innerhalb von nur siebzig Stunden bewältigte Mobula die Strecke vom Ursprung des Himmelsspeers in die Zentralregion. Eine Drachenkröte hätte dafür wohl die dreifache Zeit benötigt. Übrigens machte es Tumba überhaupt nichts aus, sich huckepack von einem tintenfischartigen Giganten durch den Äther tragen zu lassen.
    Mobula war der Name, den Taramis dem Koloss gegeben hatte, weil Har-Abbirím ihm zu gewaltig erschien. Er fand, es grenzte schon an Größenwahn, sich als Herr über einen »Berg der Engel« aufzuspielen. Ob der Kalmar tatsächlich weiblich war, ja, ob er überhaupt ein bestimmtes Geschlecht hatte, wusste Taramis nicht. Das archaische Bewusstsein gab ihm darüber keine Auskunft; es schien über solche Fragen erhaben zu sein. Ansonsten war es sehr umgänglich. Mittlerweile hatten die beiden sich aufeinander eingespielt. Binnen weniger Augenblicke konnte Taramis seinen Geist mit dem des urzeitlichen Geschöpfes verbinden und es lenken wie ein Marionettenspieler seine Puppe.
    Erstaunlich war, dass er dem Kalmar keine weiteren Anweisungen geben musste, um die in der Zentralregion versteckte Scholle zu finden. Das Gedankenbild von der Insel der Verdammten hatte genügt. Sie trafen kurz vor Sonnenaufgang dort ein. Der ideale Zeitpunkt, um zuzuschlagen, hatte Gabbar bei der Strategiebesprechung erklärt. Es war die Stunde vor dem Morgenappell. Die Gefangenen befanden sich noch in ihren Baracken und die Wächter auf den Posten oder in den Unterkünften.
    Als Zin in Sichtweite kam, löste sich Tumba von Mobula. Taramis hatte darauf bestanden, die Drachenkröte im Sonnenschatten der Mosphatinsel zu verstecken. Er wollte Shúria, Eli und die übrigen Gefährten keiner unnötigen Gefahr aussetzen. Gabbar und Marnas blieben an seiner Seite, der eine, weil er sich wie kein Zweiter auf Zin auskannte, und der andere wegen seiner Erfahrungen in unzähligen Kämpfen.
    Wie ein unsichtbarer Todesengel näherte sich Mobula der Insel der Verdammten. Der Kalmar passte seinen gigantischen Körper dem Hintergrund an – er war schwarz wie Belimáh. Durch vereinzelte Leuchtflecken täuschte er Sterne und ferne Eilande vor. Die funkelnden Punkte wanderten über seine Haut, während er sich langsam auf Zin zubewegte. So entstand der Eindruck, die falschen Sterne würden still am Himmel stehen.
    Während Mobula sich anpirschte, erkundeten ihre riesigen Augen das ausgedehnte Jagdgebiet. Den Widerschein dessen, was sie dabei erspähte, nahm Taramis in seinem Geist wahr. Und staunte. Ihrer Aufmerksamkeit entging nicht das winzigste Detail.
    »Seid Ihr bereit?« Er flüsterte unwillkürlich, obwohl es eigentlich unnötig war. Mit seinen zwei Gefährten stand er am Dorn. Der lange Hornstachel auf Mobulas Kopf machte sie vermutlich zum größten Einhorn sämtlicher Sagen und Legenden in allen Welten.
    Gabbar nickte.
    Marnas deutete zum Lager hinab. »Nimm dir als Erstes die Quartiere der Bewacher vor, danach …«
    »Ich weiß, Meister. Wir haben alles mehrmals durchgesprochen«, unterbrach Taramis seinen Lehrer.
    Der Hüter lächelte. »Alte Gewohnheit. Du machst das schon.«
    Ez stak nach wie vor in der Haut des zehnarmigen Kolosses. Er leitete die Befehle seines Besitzers direkt in Mobulas Bewusstsein. Taramis umfasste den Stab mit beiden Händen und ließ seinen Willen durch das schwarze Holz fließen. Er durfte jetzt keinen Fehler machen. Zunächst galt es, die Gefangenen zu retten. Der Engelsberg war größer als die Insel der Verdammten und würde zwischen Freund und Feind nicht unterscheiden können, wenn er sie zerquetschte.
    Binnen weniger

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