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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nicht«, flüsterte er. Sein Blick traf sich mit dem des Hüters von Jâr’en. »Ich habe ihm ausdrücklich gesagt, dass er auf Mobula warten soll.«
    Marnas lächelte grimmig. »Der Hohepriester hat schon immer seinen eigenen Kopf gehabt.«
    Die Zeridianer bildeten eine Gasse und Taramis erlitt sogleich den nächsten Schock. Auch Shúria war mit ihrem Vater vom Berg der Engel herabgestiegen. Würdevoll schritten beide durch die Reihen der Männer.
    »Das Mädchen hat Mumm«, murmelte Zur.
    Taramis schoss einen wütenden Blick auf ihn ab. Danach sah er wieder zur Seherin hinüber, um ihr ein Zeichen zu geben. Sie musste in der Menge bleiben, damit sie und ihr Vater den dagonisischen Scharfschützen kein Ziel boten.
    Plötzlich keuchte neben ihr ein Zeridianer auf und verdrehte die Augen. Schaum quoll ihm aus dem Mund, sein Kopf kippte zur Seite, und er brach zusammen.
    Shúria fuhr erschrocken zu ihm herum. Mit zwei Schritten eilte sie zu ihm. Er lag rücklings im Staub und starrte gen Himmel. Sie ließ sich rasch bei seinem Haupt nieder und legte ihre Finger an seine Halsschlagader. Taramis wäre am liebsten zu ihr gelaufen, doch er musste Stärke zeigen. Als sie wieder aufsah, begegneten sich ihre Blicke. Sie schüttelte traurig den Kopf.
    »Kämpft da jemand mit Geistwaffen gegen uns?«, flüsterte er.
    Marnas zog die Stirn in Falten. »Das würde mich wundern. Warum sollte er seine eigenen Männer töten? Sogar der Priester wirkte überrascht. Er ist kreidebleich geworden.«
    Der Hüter hatte recht. Irgendetwas Unheimliches ging da vor, und es machte keine Unterschiede zwischen Freund und Feind. Taramis ordnete seine Gesichtszüge und wandte sich lächelnd Eglon zu.
    »Wir haben den Kirries einen Höflichkeitsbesuch abgestattet. König Jarmuth war so freundlich, uns den Hohepriester zu überlassen. So viel zur Treue Eurer Bündnispartner. Wie Ihr seht, ist meine Warnung an Euch kein hohles Gerede.«
    Die Betroffenheit über das mysteriöse Sterben von Antischen und Zeridianern stand Eglon ins Gesicht geschrieben. Jetzt verengten sich seine Augen. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, als wollten sich Zweifel bemerkbar machen, ehe er dafür die rechten Worte fand. »Was für Lügenmärchen erzählt Ihr da? Ihr wisst anscheinend nicht einmal, dass Dov der König aller Kirries ist.«
    »Dov ist tot«, antwortete Taramis kühl. »Ich habe ihn mit seiner eigenen Streitaxt enthauptet. Ob sein Sohn Euch noch so gewogen ist wie der alte Bär, wage ich zu bezweifeln.«
    Erneut entstand Unruhe auf der Mauerzinne.
    »Anscheinend habt Ihr Euch auf die falsche Seite geschlagen, Eglon«, fuhr Taramis fort. »Ich wiederhole mein Angebot zum allerletzten Mal: Zieht mit den Dagonisiern ab. Zögert nicht oder Mobula wird Eure Seelenbäume …«
    »Das zu entscheiden liegt nicht in meiner Befugnis«, unterbrach ihn der Priester.
    »Dann bringt mir den Mann, der hier die Befehlsgewalt hat.«
    »Ich denke nicht, dass er Gan Nephaschôth freiwillig verlassen wird.«
    Taramis blinzelte irritiert. »Der Garnisonskommandant ist im Garten der Seelen?«
    »Kein Kommandant, sondern der oberste Befehlshaber von Dagonis erwartet Euch dort. Seine Soldaten nennen ihn General Natsar. Ihr dürftet ihn inzwischen unter einem anderen Namen kennen.« Eglons Lippen kräuselten sich zu einem boshaften Lächeln.
    »Gaal?« , stieß Taramis überrascht hervor.
    Der Priester nickte. »Als der König erfuhr, dass Ihr die Insel Zin zerstört habt, war er, gelinde gesagt, ziemlich … verärgert.«
    »Aber wie …?«
    »Ein paar seiner Männer konnten Eurem kleinen Massaker entkommen. Unter ihnen befand sich ein Gedankenbote, der Gaal Meldung machte, ehe Euer Krake ihn verspeiste.«
    »Kalmar«, knirschte Taramis.
    »Was?«
    »Mobula ist ein Kalmar.«
    »Was auch immer. Ich muss Euch inständig bitten, keine Zeit zu verlieren. Sonst trifft Gaals nächster Pfeil womöglich Euren Seelenbaum.« Eglon deutete auf Shúria. »Oder den des Mädchens, um deren Wohl ihr schon in Peor so besorgt gewesen seid.«
    »Oder den Euren«, knurrte Taramis. »Das ist doch der reinste Wahnsinn. Weiß der König nicht, dass er sich selbst töten könnte?« Die unerwartete Wendung hatte ihm bewusst gemacht, wie viel ihm an Shúria lag. Ihre Freundschaft bedeutete ihm mehr als das eigene Leben. Die Vorstellung, nun auch noch sie durch einen feigen Anschlag auf ihren Seelenbaum zu verlieren, machte ihn fast rasend vor Wut. Die schöne Kriegslist jedenfalls war verpufft. Gaal

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