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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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hauchte Shúria.
    »Wartet!« Selvya trat zu dem goldenen Käfig bei den Terrassentüren. Das Drahtgeflecht war einem kleinen Palast nachempfunden, groß genug, dass die sechs oder sieben Sittiche darin fliegen konnten. Im Augenblick hockten sie nur träge auf ihren Stangen. Die Rothaarige öffnete die Tür, griff sich flink einen der honiggelben Vögel, zog die Hand aus der Voliere und schloss die Tür.
    Danach brach sie dem Tier das Genick.
    Shúria zuckte zusammen. »Warum habt Ihr das getan?«
    »Um Euch zu retten«, antwortete die Schätzerin leise. Sie war schon wieder auf dem Rückweg. Mit entschlossener Miene drückte sie Shúria den toten Sittich in die Hand, zog ein Stilett aus den Falten ihres blauen Gewandes hervor und stach es dem Vogel in den Hals. »Schmiert Euch das Blut auf die Schamhaare. Möglichst so, dass etwas davon auf Euer Hemd abfärbt, wenn Ihr Euch bewegt. Aber tut es schnell, der König kann jeden Moment kommen.«
    Endlich begriff Shúria, was ihre Verbündete mit dieser List bezweckte. Nicht ohne einen gewissen Widerwillen rieb sie den kleinen, noch warmen Körper über das dunkle Dreieck, das Og in dieser Nacht zu erobern hoffte.
    In der Zwischenzeit besorgte Selvya ein feuchtes Leinentuch, das neben einer Wasserschüssel bei den Spezereien lag. Damit kehrte sie zu Shúria zurück und reichte es ihr. »Wisch dir die Hände ab.«
    »Wird er den Betrug nicht merken?« Shúria tauschte den Lappen gegen das Vögelchen.
    »Männer sind in solchen Dingen so unbedarft wie Kinder. Vertrau mir.«
    Sie wollte das befleckte Leinen gerade zurückgeben, als von der Tür, die zu den anderen Gemächern des Königs führte, ein Rumpeln erklang. Rasch entriss ihr Selvya das Tuch und wickelte den Vogelkadaver darin ein. Das Bündel geschickt mit dem Körper verdeckend, drehte sie sich zur Tür um und verneigte sich.
    »Die Hetäre ist bereit, Majestät.«
    Og nickte mürrisch. Einmal mehr trug er nur einen Hauch von Leinen auf dem Leib »Hat sie Fieber?«
    »Dies festzustellen ist eigentlich nicht meine Aufgabe …«
    »Ihr nehmt doch immer ihre Hände. Da müsst Ihr wohl sagen können, ob sie heiß gewesen sind.«
    »Sie waren kalt.«
    »Schwitzt sie?«
    »Nicht mehr, als es bei Euren Bräuten normal ist, Majestät.«
    »Hat sie Husten, blutigen Auswurf, Ausschlag oder Haarausfall?«
    »Ich konnte nichts dergleichen feststellen. Die Haremsdienerinnen haben sie nach allen Regeln der Kunst für Euch vorbereitet.«
    Die verdrießliche Miene des Königs entspannte sich. Er lächelte sogar. »Dann gibt es doch kein Problem.«
    »Davon war meinerseits auch nie die Rede, Majestät.«
    »Du kannst dich entfernen.«
    Selvya verneigte sich. »Majestät.«
    Sie verschwand rückwärts schreitend aus dem Raum, das blutige Bündel blieb für den Monarchen unsichtbar. Lächelnd schloss sie die Tür.
    Og wackelte einige Schritte näher an Shúria heran. »Du siehst tatsächlich besser aus als vorgestern Nacht.«
    Sie neigte das Haupt. »Vielen Dank, Majestät.«
    Der König trat beherzt vor. Seine massige Präsenz ließ Shúria unwillkürlich nach Luft schnappen. Sie hielt den Blick weiter gesenkt, griff unauffällig hinter sich, umfasste den Stoff ihres Hemdes und zog daran, damit es sich vorne straffte.
    »Ich brenne darauf, bei der schönsten Tempelhure zu liegen, die Eglon jemals besaß«, gab Og unumwunden zu.
    Lüsterner Fettsack! Ich wusste, dass ich nur eine Trophäe für dich bin. Sie rief sich das Bild ihres Sohnes in den Sinn, um nicht aus der Rolle zu fallen. Für Ari ertrug sie das alles. »Es hat dem Priester nicht gefallen, mich an Euch abzutreten. Mir scheint, er verfügt über große Macht. Kann er Euch nicht gefährlich …?«
    »Kein Wort mehr von … ihm «, unterbrach er sie brüsk. »Ich bin der König und bestimme, was in meinem Reich geschieht.« Er schnaufte zwei-, dreimal, um seine Fassung zurückzugewinnen. Sodann legte er seine Hände an Shúrias Hüften, nahm hüben wie drüben je einen Zipfel ihres Hemdes zwischen die Spitzen seiner Wurstfinger und begann es langsam nach oben zu heben. Als er das Kinn einzog und wollüstig grinste, traten sämtliche Kaskaden seines Doppelkinns wie der prall gefüllte Schnabelsack eines Pelikans hervor. »Heb deine Arme, mein schönes Mädchen.«
    Ein Schauder ließ Shúria erzittern. Ist der Kerl denn blind? Wann bemerkt er endlich …?
    »Was ist das?«, keuchte Og plötzlich und stieß sie brutal von sich. Nie zuvor hatte sie seine Schweinsäuglein so

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