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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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gehen.

26. Die erste Audienz
    E r möchte zum König.«
    »Seid Ihr bei Trost?«
    Jagur drückte seine enorme Brust heraus. Wäre er nicht gefesselt gewesen, er hätte zweifellos die Fäuste in die Seiten gestemmt, um noch eindrucksvoller auszusehen. »Seine Majestät begehrt etwas, das ihm der Herr Taramis bringt.«
    Der blasierte Posten, der im Schatten einer imposanten Pinie am Nebentor des Tempelbezirks stand, schnappte nach Luft. »So viel Dreistigkeit muss man erst mal haben. Ihr werdet gesucht, Herr Zwerg …«
    »Kirrie.«
    »Was auch immer. Jedenfalls hat man Euch deshalb festgenommen.«
    »Ja eben.«
    »Was …?«
    »Der König hat nach uns Ausschau halten lassen, weil er sich nach dem verzehrt, was der Herr Taramis ihm zu überreichen gedenkt.«
    »Mir wurde gesagt, eine ganesische Donnerreiterin, ihre Mannschaft und ein Zwerg wollten das Auferweckungsfest sabotieren. Von dem Pilger da war allerdings nicht die Rede.« Er deutete auf Taramis.
    »Ich – bin – Kirrie «, insistierte Jagur. »Und was den Grund der Festnahme anbelangt, so handelt es sich um ein Missverständnis. Das Konzept nennt man Schutzhaft: Der Pilger, wie Ihr ihn nennt, muss beschützt werden – und mehr noch das, was er Eurem Herrn zu überbringen hat.« Er schnaubte. »Auf die Fesseln hätte man übrigens verzichten können, sie kneifen.«
    »Schutzhaft?«
    »Wenn Ihr nicht so beschränkt wäret …«
    »Ich muss doch sehr bitten!«, japste der Posten. Empört sah er sich um. Vor dem ruhigen Eingang, der in einer Nebengasse abseits vom Getümmel der Stadt lag, gab es kein neutrales Publikum, das ihn in seiner Entrüstung hätte bestärken können. Notgedrungen heischte er bei den drei Kameraden vor dem Wachhäuschen um moralischen Beistand. Aber die grinsten nur. Verdrießlich wandte er sich wieder dem kleinen Gefangenen zu und verkündete mit sägender Stimme: »Ich bin ordentliches Mitglied der Palastwache. Auf Beamtenbeleidigung steht Kerker, und zwar nicht unter vierzig Tagen.«
    »Und ich bin Sonderbeauftragter der malonäischen Krone. Seine Majestät Jarmuth der Bärige persönlich sendet mich. Im Übrigen habe ich die Barriere da gemeint, mit der Ihr uns den Zutritt verweigert.« Jagur deutete auf ein schwenkbares Hindernis, das sich auf Höhe seines Kopfes befand. »Was ist jetzt? Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Nehmt Ihr uns endlich die Fesseln ab und lasst den Herrn Taramis zum König? Wir anderen können ja draußen warten.«
    »Seine Majestät bereitet sich gerade auf das Ritual der Vereinigung vor. Da interessieren ihn Eure … Überraschungen nicht.«
    »Den Augenblick wird er schon noch erübrigen. Es dürfte seine Stimmung beträchtlich heben.«
    »Ich sehe keine Truhen voller seltener Preziosen«, sagte der hagere Wachmann spöttisch. »Die Zeridianerin, mit der er sich bald paaren wird, dürfte ihm größere Wonnen bescheren als …«
    »Was habt Ihr da gesagt?«, stieß Taramis hervor. Bis dahin hatte er schweigend neben dem Kirrie gestanden. »Eine Zeridianerin soll das Ritual mit dem König vollziehen? Kennt Ihr ihren Namen?«
    Ein schmieriges Grinsen verklebte die Mundpartie des Postens, während er den Kopf schüttelte. »Nein. Es heißt, sie sei erst kürzlich mit einer winzigen Scholle angetrieben worden. Angeblich eine ganz heiße Kaulquappe, die Kleine.«
    Taramis zerrte wütend an den Fesseln. War es möglich, dass man ausgerechnet Shúria für die abscheuliche Kulthandlung ausgewählt hatte?
    »Genug geredet«, näselte der Posten und gab den Soldaten der Stadtwache einen Wink. »Übergebt die Leute dem Kerkermeister. Nach dem Fest sehen wir weiter.«
    »Ihr wollt Euch das also nicht noch einmal überlegen?«, erkundigte sich Jagur in bedrohlich tiefem Ton. »Ich frage dies im Interesse Eurer eigenen Gesundheit.«
    »Um mein Wohlbefinden macht Euch mal keine Sorgen, Herr Zwerg.«
    »Kirrie«, knurrte Jagur.
    »Das ist doch dasselbe.«
    »Wenn Ihr Augen im Kopf hättet, würdet Ihr den Unterschied erkennen.«
    Der Palastwächter keuchte.
    Taramis lief ein Schauer über den Rücken, als er den erstarrenden Blick des Mannes sah. Genauso war es bei Gabbar gewesen, als Jagur ihn mit Blindheit geschlagen hatte.
    Der Kirrie sprang unversehens in die Höhe, wirbelte dabei herum und schlug den dürren Wachmann mit einem einzigen Hieb seiner zusammengebundenen Fäuste nieder.
    Schlagartig erblindeten nun auch die Soldaten der Stadtwache und die übrigen Palastwächter.
    Reibun griff dem Kutscher über

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