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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Ihr.«
    Taramis griff an den Saum des Drachengewandes und zog es sich in einer einzigen schnellen Bewegung über den Kopf. Um ihn herum klapperten nervöse Leibwächter mit den Waffen.
    »Nicht!«, hielt Og sie zurück. Als wieder Ruhe eingekehrt war, ließ er sich das Hemd geben. »Ob Ihr mir beim Anziehen helfen könntet?«
    Lieber erwürge ich dich damit, dachte Taramis und lächelte. »Was für eine Ehre, Majestät!«
    Er half dem Fettwanst in die Tunika und wunderte sich einmal mehr über deren wundersame Anpassungsfähigkeit. Selbst Ogs Massen vermochte sie zu umhüllen und nach einigem Ziehen und Zupfen saß sie nicht weniger locker als das von ihm darunter getragene Leinenhemd. »Verblüffend!«, staunte er. »Und es macht wirklich unverwundbar?«
    »Ich habe es am eigenen Leib erlebt. Bittet einen der Bogenschützen, auf Euch zu schießen.« Taramis deutete auf die Leibwächter.
    »Was?«
    »Nur zu! Es zwickt zwar etwas, aber sonst wird Euch nichts passieren.«
    »Seid Ihr sicher?«
    »In diesem Hemd könnt Ihr an der Spitze Eurer Armeen von einem Sieg zum nächsten reiten. Einem unverwundbaren Anführer werden sie wie einem Gott folgen.«
    »Ich bevorzuge die Sänfte. Und es tut wirklich nicht weh?«
    »Ein Gigant wie Ihr wird es kaum spüren.«
    Og wandte sich einem seiner Schützen zu und deutete mit dem Zeigefinger aufmunternd auf die Körperregion, die bei weniger starken Menschen als Taille wahrzunehmen ist.
    Der Soldat zierte sich. »Majestät, ich kann nicht …«
    »Ziel nur auf das Speckröllchen, hörst du, nicht auf lebenswichtige Organe«, forderte Og ihn auf.
    Der Mann zielte, brachte es aber nicht über sich, die Bogensehne loszulassen.
    »Schieß endlich!«, brüllte der König.
    Vor Schreck gab der Gardist den Pfeil frei, er zischte das kurze Stück durch die Luft und traf die äußeren Fettschichten des zuvor markierten Zielgebiets.
    »Au!«, schrie Og.
    »Seht Ihr«, sagte Taramis begeistert. »Giganten können darüber doch nur lachen.«
    Geziert verzog der Monarch das Gesicht. Er wollte vor seinen Männern nicht wie ein Weichling aussehen. Seine Euphorie jedenfalls hatte der Pfeil abgetötet, denn er besann sich wieder auf seine Pflichten als religiöses Oberhaupt. »Gleich beginnt mein großer Auftritt. Leider fehlt mir die Muße, Euch in der gebührenden Ausführlichkeit zu danken. Habt Ihr einen besonderen Wunsch, wie ich Eure Freundlichkeit belohnen kann?«
    »Ja. Ich suche meine Frau Shúria. Sie ist die Tochter des Hohepriesters Eli, wie Ihr Euch gewiss erinnern könnt. Mein Sohn Ari müsste bei ihr sein. Er ist zehn Jahre alt.«
    »Was genau erwartet Ihr von mir? Sagt bitte schnell, die Zeit drängt!«
    »Komana saugt aus der ganzen Welt Inseln an. Auch mein Land wurde entzweigerissen. Ich musste mit ansehen, wie Shúria und Ari davontrieben. Bestimmt ist ihre Scholle mittlerweile im Reich der tausend Scherben angetrieben worden.«
    »Oh, das tut mir leid! Diese Verschiebungen im Gefüge Beriths sind uns selbst ganz unerklärlich. Ich werde sofort Order geben, nach Eurer Frau suchen zu lassen. Als ehemaliger Hüter von Jâr’en mögen unsere Feiern befremdend auf Euch wirken. Wollt Ihr Euch in der Zwischenzeit ein wenig in meinem Gästepalast erfrischen?«
    »Das wäre sehr freundlich von Euch. Trotzdem solltet Ihr mir kurz verraten …«
    »Nicht jetzt, Taramis«, schnitt Og ihm das Wort ab. »Ich brauche noch einen Moment der Kontemplation, bevor ich mich mit meiner Gefährtin auf dem Dach des Tempels paare, damit uns Dagon weiterhin fruchtbaren Boden und reiche Ernte schenkt. Wenn dieser Tag erst vorüber ist, können wir uns um Eure Angelegenheit kümmern. Ihr entschuldigt mich bitte …« Er hatte kaum ausgesprochen, da war er auch schon auf dem Weg aus dem Zimmer. Während er sich auf die Tür zuwälzte, befahl er seinen Wachen, den Gast in sein Quartier zu geleiten.
    Taramis kam das jähe Ende der Audienz wie eine Flucht vor. Sein Blick wanderte zu der sonnendurchfluteten Lücke zwischen den Fensterbehängen.

27. Im Irrgarten
    T aramis griff wieder zu dem Goldbecher, den er gerade auf den Vogelkäfig gestellt hatte, um Og beim Anziehen des Drachenhemdes zu helfen. Seine Augen schielten weiter zu den offenen Vorhängen.
    »Darf ich Euch bitten, mir zu folgen?«, sagte der befehlshabende Leibgardist.
    »Ihr seht doch, dass er noch trinkt, Hauptmann Dodul. Behandelt man so einen Gast?«, begehrte ein junger Recke mit schwarzem Lockenkopf auf.
    »Du wagst es, meinen

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