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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Stelle.«
    »Das ist irgendwie … ergreifend.«
    »Ich empfinde es eher als unheimlich. Ruhende Inseln sind unnatürlich.«
    »Dagonis ist ein Teil unserer Welt, Taramis. Wenn auch einer, der sich für den dunklen Weg entschieden hat. Doch nach jeder Nacht kommt ein neuer Morgen. Ich glaube fest daran, dass eines Tages …« Sie hielt inne, als sich eine schlanke, schnurgerade Linie aus Licht durch das Ätherische Meer zog. »Sieh nur, der Speer Jeschuruns! So schön habe ich ihn noch nie gesehen.« Ergriffen umfasste sie Taramis’ Handgelenk.
    Er zuckte zusammen.
    »Was ist?«
    »Alles in Ordnung. Hab mich nur erschrocken. Schau genau hin. Fällt dir was auf?« Er deutete mit der Linken auf die gleißende Linie hinaus, wodurch es ihm gelang, Ischáhs Hand auf unverfängliche Weise wieder abzuschütteln.
    »Ich sehe nichts.«
    »Das ist genau das Problem. Eigentlich müsste jetzt irgendwo die Unsichtbare Insel erscheinen.«
    »Vielleicht sollten wir am äußersten Ende des Speers suchen.«
    »Von hier bis zur Aura sind es nur wenige Seemeilen.«
    »Ich lasse Narimoth trotzdem umdrehen.« Sie schloss kurz die Augen, um mit dem Donnerkeil in Verbindung zu treten.
    Das Tier reagierte erstaunlich schnell. Mit anmutigen Flügelschlägen schwallte es eine enge Wende.
    Das Manöver war den Männern im hinteren Teil der Kapsel nicht entgangen. Keter und Bohan kamen nach vorn, dicht gefolgt von Jagur.
    »Habt ihr was entdeckt?«, fragte der Steuermann.
    »Noch nicht«, brummte Taramis. Seine Augen suchten das Meer ab. Die schützende Aura war als schwacher Dunst wahrzunehmen, in dem sich das Sonnenlicht wie in hauchzartem Sprühnebel brach.
    »Lässt mich vielleicht mal jemand vor. Ich will auch was sehen«, beschwerte sich der Kirrie.
    Bohan machte ihm Platz. »Soll ich dich hochheben?«
    »Wag es ja nicht!«, knurrte Jagur.
    Als Narimoth die Wende abgeschlossen hatte, fiel Taramis ein grünlich glühender Punkt auf. Er leuchtete so schwach und war so klein, dass er ihn bestimmt übersehen hätte, wäre sein Blick nicht genau dem Verlauf des Himmelsspeeres gefolgt. Was er dort sah, konnte nicht Ijjím Samúj sein, denn es lag außerhalb der Aura. Jenseits des Endes der Welt. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Im Sternenhaus erlischst du nicht …
    »Schaut! Was ist das?«, stieß Ischáh hervor. Sie hatte – schon wieder – nach seinem Arm gegriffen und zeigte mit der anderen Hand nach draußen.
    Taramis war von der Entdeckung des Sternenhauses so abgelenkt gewesen, dass er die Unsichtbare Insel für einen Augenblick vergessen hatte. Jetzt sah er es auch. War das nur eine Fata Morgana? Eine Spiegelung des Sonnenlichts?
    »Ich muss raus. Die Kuppel gaukelt uns vielleicht etwas vor, das es gar nicht gibt«, sagte er aufgeregt und war schon auf dem Weg in die Luftschleuse.
    Inzwischen hatte sich die ganze Mannschaft im vorderen Bereich der Kiemenkapsel eingefunden. Allgemeiner Neid begleitete ihn nach draußen, weil die anderen drinnen bleiben mussten.
    Normalerweise herrschten im Ätherischen Meer Temperaturen wie im Frühling auf einer mäßig warmen Scholle. Jetzt dagegen spürte Taramis eine ungewöhnliche Hitze, zwar nicht unangenehm, doch überraschend. Fast schien es, als käme sie aus ihm selbst. Oder verriet sich so die Unsichtbare Insel?
    Er blieb vor dem flach auslaufenden Abschluss der Kristallkuppel stehen und spähte in die See hinaus. Ischáh hatte recht. Da war etwas. Es hob sich pechschwarz vor dem kaum wahrnehmbaren Leuchten der Aura ab …
    Plötzlich löste es sich auf – wie Rauch im Wind.
    Dennoch vermutete Taramis, dass es nicht wirklich verschwunden war. Die Große Konjunktion näherte sich nur ihrem Ende, und damit entschwand auch die Unsichtbare Insel für einen weiteren Monat aus der Welt der Sehenden.
    Allerdings nicht aus dem Reich seiner anderen Sinne.
    Er konzentrierte sich auf das Bild in seinem Gedächtnis. Das Fährtenglühen brauchte etwas, an dem es sich festhalten konnte. Etwas Bekanntes. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als im dunklen Meer ein funkelnder Schweif erschien.
    Plötzlich hörte er hinter sich ein hektisches Klopfen. Er drehte sich um. Na klar! Hätte ich mir denken können.
    Es war Ischáh. In der Luftschleuse. Sie deutete aufgeregt zu der glitzernden Spur hin, als sei diese ganz ohne Zutun des zeridianischen Fährtensuchers aufgetaucht. Taramis stöhnte. Diese Frau brachte ihn noch um den Verstand. Er beugte sich zu ihr hinab und rief: »Wir haben sie

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