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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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weggebracht werden muss.«
    Sie krauste die Stirn. »Wozu? Gönnen wir ihnen doch die Freude, diesen unglaublichen Ort mit uns zu erkunden. Was haben wir hier zu befürchten?«
    »Ich hoffe, nichts. Marnas hat mich gelehrt, dass man nie vorsichtig genug sein kann. Wir leben in Zeiten, in denen einem solche Gewohnheiten Halt geben.«
    »Ich opfere mich gern«, bot sich Bohan an. »Die Bibliothek interessiert mich so wenig wie der Erkenntnisreif. Je eher wir nach Komana kommen, desto besser.«
    Ischáh teilte ihm also Keter sowie den stämmigen Kletis zu und wies die Männer an, sich um die Erneuerung der Frischwasservorräte zu kümmern. Dann begann die siebenköpfige Besucherdelegation den Aufstieg.
    »Es ist wunderschön hier«, schwärmte die Ganesin. Sie lief neben Taramis, viel zu dicht, wie er fand.
    »Reichlich abgeschieden«, stellte Jagur fest. Er hatte sich an die andere Seite des Drachentöters gesetzt.
    »Das ist der Sinn der Übung.«
    »Ob die hier überhaupt wissen, was in der Welt draußen los ist?«
    »Vermutlich besser als wir. Die Anbeter Gaos sind eine weltweite Bruderschaft. Wenn es von irgendwo etwas Neues zu berichten gab, wusste es der Chohén gewöhnlich als Erster. Als Eli seinerzeit die Jâr’enische Tempelbibliothek nach Ijjím Samúj verlegte, gründete er aus geheimen Teilen dieses Bundes die Büchergilde . Der Hohepriester mag ja tot sein, doch diese Verbindungen bestehen mit Sicherheit immer noch. Sie dürften Liver auch weiter regelmäßig mit Nahrung und Nachrichten versorgen.«
    »Klingt verschwörerisch. Was sind das für ›geheime Teile‹?«
    Die Nebelwächter. »Darüber darf ich nicht sprechen. Sonst wäre es ja nicht geheim.«
    »Nennst du das ein Vertrauensverhältnis, wenn du mir ständig Dinge verschweigst?«
    »Ein sehr junges, Jagur. Hab Geduld.«
    Mittlerweile waren sie bis auf einen Steinwurf an das Gebäude herangekommen. Über ihnen erschien eine hagere Gestalt. Ihren hochgeschossenen Körper umschlackerte eine Kutte aus naturbelassener Wolle und an den Füßen trug sie seltsame Sandalen mit Riemen, die sich in verwirrenden Überschneidungen die Waden hinaufrankten. Sie hatte braunes, lockiges Haar. Beim Näherkommen entpuppte sich das schlaksige Empfangskomitee als ein junger Mann. Er war bartlos und hatte eine Stupsnase, die ihm etwas Knabenhaftes verlieh. Taramis wusste, dass er genau achtundzwanzig Jahre alt war.
    »Ist das der Bibliothekar?«, wunderte sich Jagur.
    »Nein, das ist Slot«, antwortete Taramis. »Der Sohn eines jâr’enischen Priesters. Ich kenne ihn von Kindesbeinen an. Er ist Livers Diener. Der Herr der Bücher von Jâr’en ist nicht mehr der Jüngste.«
    Als Slot nur noch wenige Schritte entfernt war, warf er die Arme hoch und jubelte: »Taramis, was für eine Freude, Euch auf Ijjím Samúj begrüßen zu dürfen!« Er wollte dem ehemaligen Hüter von Jâr’en gerade um den Hals fallen, als er jäh erschrocken zurückfuhr. »Ihr leuchtet!«
    »Ich weiß.«
    »Aber …«
    »Man nennt es Drachenfeuer .«
    »Eine ansteckende Krankheit?«
    »So etwas Ähnliches.«
    Sehr zur Erleichterung des Drachentöters zog sich Slot einen weiteren Schritt zurück. »Schön, Euch wiederzusehen, Herr Taramis.«
    »Die Freude ist ganz meinerseits. Wie geht es Liver?«
    »Mein Herr kränkelt ein wenig. Das Alter macht ihm zu schaffen. Er wird überrascht sein« – Slots Blick überflog abermals die leuchtende Erscheinung vom Kopf bis zu den Füßen –, »Euch zu sehen. Einen so hohen Besuch hatten wir auf Ijjím Samúj noch nie. Bitte lasst mich Euch zeigen, was wir hier geschaffen haben. Ihr werdet entzückt sein.«
    Nachdem Taramis seine Begleiter vorgestellt hatte, folgte man dem Diener zur Bibliothek hinauf. Der Eingang stand offen. Kurz bevor sie ihn erreichten, erschien ein Greis mit weißem Haar und sauber gestutztem Vollbart unter dem Türbogen. Er war schmächtig und nur etwa einen Kopf größer als Jagur. Sein wadenlanges, härenes Gewand hielt er in der Taille mit einem Strickgürtel zusammen, was ihn ein wenig wie eine Wespe aussehen ließ. Insektenhaft war auch sein Gesicht mit dem enorm spitzen Kinn und der langen schmalen Nase. Die großen Augen leuchteten blau, bis er sie plötzlich zu Schlitzen zusammenzog. Vorgebeugt – wohl um den Ankömmlingen etwas näher zu sein – versuchte er sie zu erkennen, kapitulierte dann aber vor seiner Kurzsichtigkeit.
    »Wen bringst du mir da, Slot?«
    »Den Herren Taramis und noch andere Besucher«,

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