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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nicht gefehlt. Trotzdem bekam er eine Gänsehaut. »Ich habe noch nie ein so riesiges Heerlager gesehen. Wie hoch schätzt du ihre Zahl? Hunderttausend? Zweihunderttausend?«
    »Mindestens eine Viertelmillion«, sagte Marnas.
    Taramis wandte sich ihm zu. »Haben wir uns getäuscht?«
    »Worin?«
    »Wir dachten, das neue Antischgeschlecht, das mit Bochim begann, werde erst in etlichen Jahren zu einer ernsten Bedrohung werden. Können es wirklich schon so viele sein?«
    »Das hängt davon ab, wie lange Gaal sie bereits heranzüchtet. Selbst wenn es mehr Bastarde sind, als wir bisher angenommen haben, glaube ich, dass sie da unten die Minderheit der Krieger stellen. Soweit ich es von hier aus erkennen kann, ist das Heerlager in verschieden große Abschnitte unterteilt. Du weißt, dass wir das früher ähnlich gehalten haben, um Truppen unterschiedlicher Herkunft voneinander zu trennen.«
    »Dann lagern da oben die Drachenmänner«, warf Jagur ein. Er deutete zur Kanzel heraus. »Die Zeltreihen sehen aus wie die Ackerfurchen eines betrunkenen Bauern.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Taramis. »Diese Entdeckung ändert alles. So viele Krieger lassen sich nur mit enormem Aufwand ernähren und bei Laune halten. Das ist kein stehendes Heer, sondern ein mobilisiertes, das auf seinen Einsatz wartet.«
    Marnas nickte. »Ich teile deine Einschätzung. Sie werden bald losschlagen. Adomai muss sofort eine Botschaft nach Jâr’en schicken.«
    »Und was soll ich dem Herrn Adriël sagen, wenn er mich nach dem Angriffsziel fragt?«, erkundigte sich der Priestergehilfe.
    Der alte Recke zögerte.
    »Die Heilige Insel«, sagte Taramis. Er war selbst überrascht, wie überzeugt seine Stimme klang. Es war wie eine Eingebung.
    »Warum ausgerechnet Jâr’en?«, wollte Usa wissen.
    Pyron nickte. »Da hat Gaal schon zwei Niederlagen erlitten. Einmal hast du ihn sogar getötet, Taramis. Du musst dich irren.«
    »Ihr denkt nicht wie er«, verteidigte der seine Position. »Die Saat der Finsternis sollte seinen Truppen das Feld räumen, ihren Nachschub sichern und ihnen Stützpunkte verschaffen. Nachdem dieser Plan gescheitert ist, bleibt ihm nur ein zermürbender Inselkampf. Oder er riskiert alles, um eine schnelle Entscheidung herbeizuführen. Vergesst nicht: Er hat immer noch den Reif der Erkenntnis.«
    »Damit er jeden wiederfindet, der vor ihm ausbüxt?«, fragte Kobet.
    »Trottel«, grunzte Tebok. »Er braucht ihn, weil er sich sonst in seinem eigenen Ränkespiel verirren würde.«
    Jagur verdrehte die Augen.
    »Nein«, sagte Marnas ernst. »Wenn er Jâr’en kontrolliert, kann er im Garten der Seelen ein und aus gehen, wie er will. Der Reif ermöglicht es ihm, uns und alle seine Gegner in einem großen Rundumschlag zu töten. Danach behält er die Seelenbäume als Faustpfand und erstickt so jeden Widerstand im Keim.«
    Taramis nickte. Er fühlte sich niedergeschlagen, müde, ausgebrannt. Seinen Gefährten schien es ähnlich zu gehen. Lange Zeit herrschte betretene Stille in der Kiemenkapsel.
    »Ich werde gleich mit dem Chohén Kontakt aufnehmen«, brach Adomai schließlich das Schweigen. »Soll ich ihm sagen, dass wir auf dem Weg nach Jâr’en sind?«
    Alle sahen Taramis an. Er zögerte.
    »Hat es jetzt überhaupt noch einen Sinn, nach dem Lager der Zioraner zu suchen?«, sprach Gabbar aus, was wohl viele dachten.
    »Wir dürfen nicht die Augen vor ihrem Leid verschließen. Es sind Menschen so wie wir«, gab Selvya zu bedenken.
    Marnas sah sie traurig an. »Ihre Situation ist nichts im Vergleich zu dem, was die Kinder des Lichts erwartet, sofern Gaal den Garten der Seelen erobert. Ihn davon abzuhalten, wird zur größten Prüfung, der wir uns je stellen mussten. Jede Stunde zählt, wenn wir uns dagegen wappnen wollen.«
    Taramis nickte. »Der Meister hat recht. Wir kehren um. Sollten wir die Schlacht um Jâr’en überleben, können wir uns immer noch um die Sklavenlager kümmern.« Das zu sagen, fiel Taramis nicht leicht. Menschenleben gegeneinander aufzurechnen war nie gerecht.
    »Die Zeit wird nicht ausreichen, Truppen aus ganz Berith vor der Heiligen Insel zusammenzuziehen«, bemerkte Usa.
    »So ein bunt zusammengewürfelter Haufen wäre auch nicht sonderlich effektiv«, sagte Marnas kopfschüttelnd und sah seinen Schüler an, als wolle er ihm nicht vorgreifen.
    »Das sehe ich genauso«, nahm Taramis den Faden auf. »Wir sollten um die Tempelwache herum ein schlagkräftiges Heer aus kampferprobten Verbänden aufstellen: Zeridianer,

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