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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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seine Waffe fallen. Blitzschnell griff der Zeridianer nach dem Säbel und holte zum tödlichen Streich aus.
    Im selben Augenblick schoss das Haupt der Ätherschlange aus den trüben Fluten des Sees und erhob sich wie eine gigantische Streitkeule über den Jäger. Wasser regnete auf ihn hernieder, während ihre geschlitzten Pupillen ihn angriffslustig fixierten. Ihr mit spitzen Zähnen gespicktes Maul schien ihn boshaft anzugrinsen.
    »Gibt es irgendetwas, mit dem ich dich dazu überreden kann, mich hier wegzubringen?«, fragte Lauris die Schlange.
    Die Antwort kam prompt. Fauchend fuhr sie auf ihn herab.
    Und er stieß brüllend das Schwert nach oben.

7. Trauer, Tränen und Trennung
    N achdem sie die Lufthülle von Barnea verlassen hatten, kam Taramis wieder zu sich. Er hing vorgebeugt im Sattel, das Gesicht in der struppigen Mähne Allons vergraben, gehalten von starken, behaarten Händen. Als er die Augen öffnete, sah er als Erstes die schillernde Atemblase, mit der das Ippo sich und seine Reiter am Leben erhielt. Ächzend richtete er sich auf.
    »Guten Morgen, der Herr. Wünschen wohl geruht zu haben«, spöttelte Jagur.
    »Ich fühle mich wie eine ausgepresste Brumine.«
    »Ha! Was soll ich da erst sagen? Die eine Hälfte meines Verstandes habe ich in deinem Bier ertränkt und die andere beim Blenden der Kesalonier verbrannt.«
    Taramis lächelte schwach. »Du bist der beste Gefährte, den man sich in schweren Stunden wünschen kann. Ohne dich wäre meine Familie vielleicht nicht mehr am Leben. Danke, Jagur.«
    » Aaah! Das geht einem runter wie Öl. Könntest du noch etwas Nettes über meine Lehi sagen?«
    »Die hast du natürlich auch gerettet.«
    »Ich rede von meiner Axt.«
    »Du verfügst nicht zufällig über einen sechsten Sinn, der dich zu der anderen Lehi führt?«
    »Ist mir bis jetzt noch nicht aufgefallen.«
    »Dann wird es schwierig. Oder siehst du Ischáhs Donnerkeil irgendwo?«
    »Nicht die Spur. Lass doch einfach ihre Fährte aufglühen.«
    »In meiner Brumine ist kein Saft mehr drin. Ich bin froh, dass ich überhaupt zusammenhängende Sätze sprechen kann.«
    »Sollen wir umkehren? Wäre irgendwie schade, wenn ich nach meinem heldenmütigen Kampf jämmerlich ersticken müsste.«
    »Wie lange sind wir schon im Äther?«
    »Ungefähr eine Viertelstunde.«
    »Dann haben wir noch etwas Zeit. Bleiben wir in der Nähe der Scholle und halten die Augen offen. Dazu reicht meine Kraft vielleicht.«
    Sie dümpelten eine Weile vor der Bruchkante Barneas im Weltenmeer herum. Ab und zu bewegte Allon leicht die Flügel, um die schwache Ätherströmung auszugleichen, ansonsten verharrte er fast reglos in der ruhigen See.
    Im Geist durchlitt Taramis derweil wieder und wieder das jähe Ende seines Freundes Veridas. Alles war so schnell gegangen. Er konnte es einfach nicht fassen. Nicht einmal begraben hatten sie ihn können, geschweige denn um ihn trauern.
    Nach einer weiteren Viertelstunde – immer noch fehlte jede Spur von Narimoth – meldete sich erneut Jagurs mürrische Stimme zu Wort. »Bald geht uns die Luft aus. Wird allmählich Zeit, auf die Insel zurückzukehren.«
    Taramis kannte genug Verstecke, wo sie vor den Kesaloniern sicher wären. Aber durfte er sich wie eine Schnecke verkriechen? Was Veridas ihm kurz vor seinem Tod mitgeteilt hatte, erforderte schnelles und entschlossenes Handeln. Außerdem verzehrte sich Shúria bestimmt vor Sorge um ihn. Sie musste erfahren, dass er den Überfall der Drachenmenschen überlebt …
    »Ari!«, stieß er jäh hervor.
    »Was hast du gesagt?«, brummte Jagur.
    »Wir warten noch. Mein Sohn ist ein Finder. Seine Mutter wird ihn anhalten, nach uns zu suchen.«
    »Und wenn die Kesalonier ihnen vor der Insel aufgelauert haben?«
    »Dann ersticken wir«, antwortete Taramis trotzig. Er weigerte sich, diese Möglichkeit überhaupt in Betracht zu ziehen.
    » Ich ersticke. Und dein Ippo ebenfalls. Du hast ja Kiemen.«
    »Jagur! Du jammerst wie ein altes Waschweib.«
    Der Kirrie knurrte etwas Unverständliches, verkniff sich aber eine Erwiderung.
    Nach einem weiteren, sich scheinbar endlos hinziehenden Schweigen kapitulierte Taramis vor der Sorge um seine Gefährten. Er holte gerade Luft, um die Rückkehr auf die Insel zu verkünden, als Jagur ihm zuvorkam.
    »Da nähert sich was.« Sein ausgestreckter Arm deutete zur Äußeren Region hin.
    Es war nur ein kurzes Aufblitzen in der Morgensonne. Sogleich verschwand die Erscheinung wieder im Dunkel des Ätherischen Meeres.

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