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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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dieser finsteren Schwester gehört. Abermals las er das Datum am Fußende des Schreibens, und in seinem Kopf rastete etwas ein. Die nächste Finsternis würde sich nicht nur im laufenden Jahr ereignen, sie stand sogar unmittelbar bevor: in nur vier Wochen. Konnte er seinen großen Plan vielleicht doch früher verwirklichen, als der Same der Dunkelheit es hoffen ließ? Im Hirn des Feldherrn begann eine Strategie zu reifen.
    Man müsste den Chohén und sämtliche Priester töten, überlegte sich Gaal. Ihrer geistlichen Führung beraubt wären die Kinder des Lichts wie Schafe ohne Hirten – eine leichte Beute für Dagonis und seine Verbündeten. Die sechsfingrige Hand des Königs zerknüllte den Brief, als er sich erinnerte, wie er sich auf Jâr’en zwei Mal eine blutige Nase geholt hatte. Andererseits waren seine vorausgegangenen Überfälle durchaus erfolgreich gewesen. Die Kunst bestand nicht so sehr darin, die Heilige Insel zu erobern, sondern vielmehr darin, sie anschließend auch zu halten .
    Und diesmal hatte er den Reif der Erkenntnis. Er zeigte seinem Träger den Seelenbaum jedes Menschen, den er jemals zu Gesicht bekommen hatte.
    Abermals klopfte es an der Archivtür. »Ich bin es, Majestät«, rief Takkath.
    »Komm herein«, knurrte Gaal.
    Der Adjutant trat ein und schlich näher wie ein wachsames Raubtier auf der Jagd.
    »Ja?«, fragte der König ungeduldig. Die Unterbrechung seiner Gedankengänge hätte unpassender nicht sein können.
    »Uns hat soeben eine Nachricht erreicht, Majestät. Sie betrifft Euren Sohn.«
    »Welchen? Ich habe Hunderte.«
    »Reghosch.«
    Gaal ließ das zerknüllte Pergament auf den Tisch fallen. Äußerlich blieb er ruhig – nichts schadete dem Ruf eines Feldherrn mehr als Gefühlsduselei. Und trotzdem: Für keines seiner Kinder hatte er je so viel empfunden wie für den kleinen Bastard, gezeugt mit der komanaischen Regentin, die ihn Bochim getauft hatte. »Das ist unmöglich. Taramis hat ihn ermordet.«
    »Ich wollte Euch nicht vorenthalten, was unsere Spione in Peor aufgeschnappt haben. Man munkelt dort, Taramis habe Euch nur getäuscht, um Euch zu schwächen. In Wahrheit werde Reghosch auf der Insel Toss in einer Festung gefangen gehalten.«
    Die Nachricht wühlte Gaal innerlich auf. Am liebsten wäre er aufgesprungen und hätte sofort eine Befreiungsaktion befohlen. Doch er beherrschte sich. Mit ausdrucksloser Miene nickte er. »Das ist sehr aufschlussreich. Ich werde bei Gelegenheit darüber nachdenken. Danke, Takkath.«

17. Irrungen und Wirrungen in Peor
    W ährend die Pilger von Jâr’en aus in sämtliche Himmelsrichtungen ausschwärmten, machten sich Taramis und seine Gefährten kurz nach der Unterredung mit Adriël auf den Weg nach Komana. Die vom Chohén beschlossene Evakuierung würde, wie er fürchtete, das Problem nicht lösen, sondern eher verschlimmern, weil sich die Saat der Finsternis so in der ganzen Welt verbreitete. Er durfte keine Zeit verlieren. Die dagonisische Plage musste ein für alle Mal ausgemerzt werden.
    Die Gruppe hatte sich auf zwei Schwaller aufgeteilt. Usa und Adomai ritten auf Arik, und der Rest atmete die fischige, weil von Aviathans Kiemen aufbereitete Luft unter der Kiemenkapsel. Zweieinhalb Tage später erreichten die Gaalsjäger das Labyrinth der tausend Scherben, wie man die größte Inselgruppe von Berith gemeinhin nannte. Tief in der Nacht landeten das Mamogh und der Donnerkeil an zwei der Seen, die Peors »Halskette« – die Stadtmauer – wie im Mondlicht schimmernde Perlen zierten. Weil die Tore geschlossen waren, mussten die Gefährten bis zum Sonnenaufgang warten, um die Hauptstadt Komanas betreten zu können. Ein leichter Wind wehte über das Wasser. Die Luft war angenehm lau. Das würde sich bald ändern – Komana war für sein schwülheißes Klima bekannt. Taramis nutzte die Zwangspause, um ein paar Stunden zu schlafen.
    Am frühen Morgen betraten er, Siath, Jagur und Pyron pünktlich zur Öffnung der Stadttore die größte Metropole der Welt. In einigem Abstand folgten ihnen die beiden jungen Zeridianer. Sie hatten den Auftrag, nach eventuellen Beobachtern oder Verfolgern Ausschau zu halten. Tebok und Kobet waren unter Protest bei Allon und dem Donnerkeil zurückgeblieben.
    Peor präsentierte sich so geschäftig wie eh und je. Überall sah man Menschen und Tiere. Wegen der frühsommerlichen Temperaturen trugen die Männer meist knielange, blaue Kaftane aus Leinen oder Seide und darunter ebenso leichte schwarze

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