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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Beinkleider. Das weibliche Geschlecht hatte – zumindest im wortwörtlichen Sinne – keine Hosen an, dafür waren die Hemden aber länger. Im Gassenwirrwarr tat jeder das, was er am besten konnte: Händler handelten, Handwerker werkelten, Kleinvieh und Kinder tollten herum, Frauen beschimpften ihre faulen Männer, Bettler bettelten, Stadtgardisten patrouillierten, Diebe stahlen …
    Als Taramis sich einmal unauffällig nach Usa und Adomai umblickte, sah er, wie Ersterer gerade blitzschnell den Arm eines jungen Taschendiebs packte, der ihn scheinbar versehentlich angerempelt hatte. Der Zeridianer starrte den Langfinger nur kurz an, dann verdrehte dieser die Augen und sackte in sich zusammen. Usa fing den Knaben auf und legte ihn behutsam an eine Hauswand. Nachdem er seinen Geldbeutel wieder an sich genommen hatte, setzte er den Marsch fort. Niemandem sonst war der Vorfall aufgefallen.
    Taramis lief schmunzelnd weiter. Pyron hatte ihm erzählt, dass Usa aus einer Familie von Schlafbringern stammte. So nannte man Menschen, die andere Lebewesen für Stunden in Tiefschlaf versetzen konnten. Wie so oft hatte auch Usas Begabung eine Schwachstelle: Damit sie Wirkung zeigte, musste er im Äußeren seines Opfers dessen wahres Wesen erkennen. Jede gelungene Verstellung – sie brauchte nicht einmal spektakulär sein – machte es gegen ihn immun. Das war der Grund, warum er dem Seelenfresser Gaal in seinen unterschiedlichen Verkörperungen nichts hatte anhaben können.
    Für die sechs Gefährten entwickelte sich der Fußmarsch ins Stadtzentrum zu einer schweißtreibenden Angelegenheit, weil es bald unerträglich heiß wurde. Taramis wünschte sich, er hätte einen Kaftan wie die peorischen Männer. In seiner barneanischen Bauernkleidung schwitzte er wie ein Ackergaul. Vor allem dem Kleinsten in der Gruppe, der sich nur in Höhlen richtig wohl fühlte, setzte die komanaische Sonne gewaltig zu. Pyron und Siath dagegen machte sie weit weniger aus, was vermutlich an ihren leicht entflammbaren Talenten lag. Der Feuerbändiger schlug Jagur vor, sich an einem Ort Abkühlung zu verschaffen, der seiner Heimat sehr ähnlich sei.
    »Warum machst du nicht eine Pause in einer Trinkhölle.«
    »Du meinst Trink höhle?«, fragte der Kirrie hoffnungsfroh.
    »Einigen wir uns auf eine Trink halle«, sagte Taramis. »Wir können alle eine Erfrischung gebrauchen. Was haltet ihr vom Gasthaus zum mageren Drachen? Wir müssten bald dort vorbeikommen.«
    »Der Wirt kennt uns. Wir kriegen bestimmt Freibier«, freute sich Jagur.
    »Deshalb werde ich unsere Gesichter verändern, und wir bezahlen schön die Zeche.«
    »Spielverderber.«
    Taramis lächelte. »Verdursten oder berappen. Such dir aus, welchen Tod du sterben willst.«
    Um die Mittagszeit trafen sie vor dem luxuriösen Stadthaus von Peridas und Selvya ein. Usa und Adomai umschlichen noch eine Weile das Anwesen, ehe sie zu den anderen stießen. Unterdessen führte das Paar die Gäste in den begrünten Innenhof, wo sie sich im Schatten eines großen Lorbeerbaums auf bunte Kissen setzten. Die eilig aufgetragenen Erfrischungen wurden dankend angenommen. Nur Jagur, der sich gerne als fleischfressende Höhlenpflanze bezeichnete, mäkelte an der Früchteauswahl herum.
    Mit ihrem besonderen Gespür für das Werden und Vergehen alles Lebenden hatte Siath sofort bemerkt, dass die junge Frau mit den roten Haaren guter Hoffnung war – in sechs Monaten erwartete die Frischvermählte ihr Kind. Ihr Mann war seit der Hochzeit merklich gereift, einerseits, weil er bald die Rolle eines Familienoberhauptes bekleiden würde, und andererseits ruhte jetzt schon – wenn auch als Stellvertreter des Feldherrn – die Verantwortung für eine ganze Armee auf seinen Schultern.
    »Welche Fortschritte machen die Vorbereitungen für unser … Geschäft?« , fragte Taramis bewusst mehrdeutig. Usa und Adomai hatten zwar keine Spione entdeckt, doch in einer Stadt wie Peor konnte man nie vorsichtig genug sein.
    »Das Gerücht zirkuliert seit zwei Tagen«, antwortete Peridas. Er meinte die Fama von dem dagonisischen Prinzen, der angeblich auf Toss gefangen gehalten wurde. So als gehe es um ein lukratives Handelsgeschäft mit Tuchwaren, schilderte der Legat, wo er und Selvya »das Geheimnis« überall gestreut hatten – nämlich ausnahmslos bei Leuten, die für ihre Geschwätzigkeit bekannt waren.
    »Etwas unter dem Siegel der Verschwiegenheit zu erzählen ist immer noch die sicherste Methode, es in Umlauf zu

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