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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Schwalltieren strebten. Als er auf dem Boden einen spitzen Holzsplitter entdeckte, der vermutlich von einer zerbrochenen Kiste stammte, kam ihm eine Idee.
    Schnell hob er den Splitter auf und schlenderte auf das Schwanzende der Drachenkröte zu. Auf der Mole kam ihm ein braunhäutiger Mann mit einem Maulesel entgegen. Als Ari schon fast an dem Packtier vorbei war, stach er zu.
    Das an der Hinterbacke getroffene Muli quiekte wie ein angestochenes Schwein und schlug nach hinten aus. Ein Huf verfehlte Ari nur um Haaresbreite. Auch andere Passanten brachten sich mit empörten Schreien vor den Tritten des erschrockenen Tieres in Sicherheit. Dessen Besitzer hatte alle Hände voll zu tun, es am Durchgehen zu hindern. Bei dem Lärm beachtete niemand den Jungen, der nur ein paar Schritte weiter von der Mole sprang und wie ein Stein im See untertauchte.
    Im grünlich trüben Wasser konnte Ari kaum etwas sehen. Vor sich erblickte er undeutlich einen dunklen Keil – der spitze Stummelschwanz der Drachenkröte. Mit zwei kräftigen Zügen schwamm er darauf zu, um an ihm hochzuklettern. Dabei bemerkte er oberhalb der Schwanzwurzel einen bernsteinfarbenen Schimmer im Panzer.
    Er änderte seinen Plan und hielt geradewegs auf die lichte Stelle zu. Als die Luft in seiner Lunge verbraucht war, begann er durch die Kiemen zu atmen. So brauchte er sich wenigstens nicht davor zu fürchten, in der schmalen Öffnung stecken zu bleiben und zu ertrinken. Seine Findergabe verlieh ihm zusätzlich Sicherheit. Er wusste, dass er das Richtige tat. Schließlich zwängte er seinen Oberkörper durch das Loch, zog die Beine nach und stieß sich mit den Füßen ab. Nach einem letzten Schwimmzug gelangte er an die Wasseroberfläche zurück. Gierig schnappte er nach Luft.
    Gedämpft vernahm er den Lärm von der Mole. Es klang so, als kämpfe der Mulitreiber immer noch mit seinem Tier. Die umstehenden Leute schienen die beiden anzufeuern, als handele es sich um einen öffentlichen Schaukampf.
    Mit dem Handrücken wischte sich Ari über die Augen und sah sich um. Die dämmrige Kammer, in der er aufgetaucht war, gehörte offenbar zu einem ganzen System von Hohlräumen. Er kam sich vor wie eine Maus in einem großen Sadiwatischen Käse. Ein schwaches Vibrieren verriet ihm, dass die Drachenkröte ihre Schwallblasen füllte. Bald würde sie vom See aufsteigen. Er musste sich beeilen.
    Ari stieg aus dem Wasser. Vor ihm lagen drei Übergänge zu benachbarten Höhlen. Er zwängte sich durch den mittleren, den engsten Durchschlupf, hinter dem eine weitere Kammer lag, die ebenfalls an mehrere Hohlräume grenzte. Ohne nachzudenken, ließ er sich von seiner Gabe immer tiefer in das Labyrinth führen. Ab und zu sah er kaum die Hand vor Augen. Dann wieder stieß er auf lichtdurchflutete Räume, die eine Verbindung nach draußen hatten.
    Unvermittelt bemerkte er auf dem Krötenpanzer über sich einen Hünen mit einem einzigen Zopf und furchterregender Gesichtstätowierung. Als spüre der Drachenmann den heimlichen Beobachter, wandte er den Blick nach unten.
    Ari duckte sich hinter eine Säule aus Schildpatt und hielt den Atem an. Er meinte Schritte zu hören. Sie kamen näher, verharrten kurz und entfernten sich wieder. Als er abermals wagte, nach oben zu spähen, war der Kesalonier verschwunden. Der Junge huschte in die angrenzende Kammer.
    Mittlerweile war am Vibrieren des Panzers deutlich zu spüren, wie der Auftrieb des Schwallers sich rasch vergrößerte. Aris Blick wurde, so als folge er einem Hilferuf, zu einer Öffnung hingezogen. Dahinter entdeckte er seinen Freund.
    Er konnte nur Almins Oberkörper sehen. Augenscheinlich saß der Duner auf einem Stuhl. Sein Kopf war nach vorn gesunken, das Kinn lag auf der Brust. Er schien ohne Besinnung zu sein.
    Das Sichtfenster war zu klein, um hindurchzuschlüpfen. Ari musste erst in eine benachbarte Kammer wechseln, ehe er zu dem Seemann gelangte. Man hatte ihn mit mehreren Stricken gefesselt. Sein Gesicht war geschwollen und die Unterlippe blutig.
    Jeden Moment konnte die Drachenkröte aus dem Wasser aufsteigen. Hastig machte sich Ari daran, die Knoten zu lösen. Er begann bei den Füßen. Als er sich den Handfesseln zuwandte, öffnete Almin die Augen.
    »Ari?« Die Stimme des Duners war nur ein leises Stöhnen.
    » Psst! Sei still, sonst hören uns die Drachenmänner«, flüsterte der Junge.
    Almin verzog das Gesicht.
    »Hast du Schmerzen?«
    »Ich glaube, der Fleischklops hat mir eine Rippe gebrochen. Wo sind deine

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