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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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verwandelt. Kaum weniger auffallend waren ihre federgeschmückten Ohrringe gewesen, die Traumfängern glichen.
    Reibun hatte gerade Essen von einer Garküche besorgt, als sie plötzlich aus dem Gedränge auf der Mole aufgetaucht und auf Narimoths Dreiecksflossen gesprungen waren. Die beiden trugen hölzerne Harpunen, die jedoch kein speerartiges Endstück, sondern einen eisernen, sehr spitzen Haken besaßen. Ehe sich’s Almin versah, hatte der größere Drachenreiter – ein wandelnder Fleischberg von sieben Fuß – ihm den Schaft seiner Waffe gegen den Schädel gerammt. Danach war Almins Bewusstsein in die Besinnungslosigkeit entschwebt.
    Jetzt tauchten die zwei wieder auf. Der Massige hatte sichtliche Schwierigkeiten, seinen kolossalen Leib durch die Öffnung zur Kammer zu zwängen. Sein Kumpan, dem Auftreten nach der Anführer des Gespanns, stand auch nicht gerade schlecht im Futter. Er hatte eine bullige Statur und war ungefähr einen Fuß kleiner als der Fleischberg. Sein langes, strähniges Haar hatte nur einen einzigen Zopf. Sie bauten sich vor Almin auf. Der größere von beiden musste den Kopf schräg legen, um nicht gegen die Decke zu stoßen.
    »Sag mir deinen Namen«, verlangte der Wortführer.
    »Da, wo ich herkomme, stellt man sich vor, indem man zunächst seinen eigenen nennt«, gab Almin trotzig zurück.
    Der Fleischberg versetzte ihm eine Ohrfeige, dass ihm Hören und Sehen verging.
    »Nicht so grob, Toba«, ermahnte der Anführer seinen Folterknecht. »Wenn du ihm den Kiefer brichst oder die Lauschlappen zerschlägst, können wir nicht mehr vernünftig miteinander plaudern.«
    »Das ist unheimlich schwierig«, verteidigte sich der Riese mit Eunuchenstimme. »Der Mann ist so winzig.«
    Der Wortführer wartete eine Weile. Als der Geschlagene keine Anstalten machte, die Besinnung zu verlieren, grinste er. »Du bist ein zäher kleiner Bursche. Woher stammst du?«
    »Aus Dun«, ächzte Almin. So viel durfte er wohl preisgeben. Er schmeckte Blut. Seine Lippe musste aufgeplatzt sein.
    »Du gehörst zur Mannschaft von Ischáh, der Frau Zoldans, nicht wahr?«
    »Nein.«
    Ehe er sich dagegen wappnen konnte, hatte der Hüne ihn auf die andere Wange geschlagen. »Aufhören!«, brüllte Almin.
    Das tätowierte Gesicht des Wortführers verzog sich erneut zu einem schmierigen Grinsen. »Du musst uns nur die Wahrheit sagen, dann behandeln wir dich wie einen Ehrengast.«
    »Ischáh hat wieder geheiratet. Ihr jetziger Mann heißt Keter«, ächzte Almin. Er fühlte sich, als hätte der Fleischberg ihm einen bronzenen Glockenklöppel übergebraten.
    »Das ist doch schon einmal ein guter Anfang. Und jetzt verrätst du mir deinen Namen.«
    »Almin.«
    »Braver Junge. Warum ist deine Herrin nach Peor gekommen, Almin?«
    »Geschäfte.«
    »Was für Geschäfte?«
    »Wollmauswolle.«
    Der Kesalonier seufzte. »Toba.«
    Der Fleischklops rammte dem Gefesselten seine Faust in die Magengrube. Almin blieb die Luft weg. Röchelnd rang er nach Atem. Sterne tanzten vor seinen Augen. Lieber würde er sterben, als seine Freunde zu verraten.
    »Wer sind die schöne Frau, der Junge und der Mann, die es bei eurer Ankunft gar nicht abwarten konnten, aus der Kiemenkapsel zu steigen?«
    »Zahlende Mitreisende.«
    Erneut schlug der Fleischberg Almin ins Gesicht.
    »Du hast die Regeln in diesem Spiel nicht verstanden«, sagte der Wortführer geduldig. »Wenn ich dich etwas frage , musst du möglichst genau antworten. Mit deinen vagen Andeutungen machst du Toba nur wütend, und das kann auf die Dauer nicht gesund für dich sein. Versuchen wir es noch einmal. Die Schöne und der Junge. Waren das Shúria, die Frau des legendären Taramis, und ihr Sohn Ari?«
    Almin atmete schwer. Sein Kinn sank auf die Brust. Blut tropfte in seinen Schoß. »Ich und Reibun sind auf dem Schwaller nur fürs Grobe zuständig. Ischáh stellt uns ihre Gäste nicht vor.«
    »Du wirst mir nicht ernsthaft weismachen wollen, dass du bei einer mehrtägigen Reise in einer engen Kiemenkapsel weder die Namen noch irgendetwas über die Absichten deiner Mitreisenden gehört hast. Müssen wir dir erst die Haut vom Leibe schälen, damit du redest?«
    »Bei mir zu Hause gibt es eine Redensart: Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen. Auf einen gehäuteten trifft das wohl umso eher zu.«
    Diesmal schlug der Wortführer höchstselbst dem Gefangenen ins Gesicht.
    Almin sackte in sich zusammen. Er hoffte, seine Peiniger mit der vorgetäuschten Ohnmacht zu

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