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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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was ist mit Taramis? Eben wolltest du ihm noch unbedingt folgen.«
    »Ich würde mich für ihn zerreißen, wenn ich es könnte. Aber mir sind die Hände gebunden. Zuerst müssen wir Ari befreien. Er wird uns zu Taramis führen.«

18. Die Falle
    M an nannte Komana das Königreich der hundert Stunden, weil ein schneller Schwaller vier Tage brauchte, um es zu durchqueren. Fast ebenso lange grübelte Taramis nun schon über seinen Plan. Obwohl ihm die Vorstellung, der verheißene Jeschurun zu sein, nach wie vor nicht behagte, hatte er die ihm von Gao übertragene Rolle angenommen. Eine glückliche Zukunft für seine Familie war ohnehin undenkbar, wenn er es nicht schaffte, Berith von den Kindern der Finsternis zu befreien.
    Der Erfolg des kühnen Vorhabens hing von einer Legende ab. Taramis hoffte natürlich, dass es mehr als Vermutungen waren, als Olam über den hölzernen Ring gesprochen hatte, den er Reif der Erkenntnis oder der Einheit nannte. Dessen Träger könne Dinge finden, die zusammengehörten, hatte der Herr des Sternenhauses erklärt, so wie einen Vater und seinen Sohn. Allein die Suche nach dem legendären Erkenntnisreif hatte Taramis damals zu seinem Erzeuger geführt, jenem geheimnisvollen Äonenschläfer, der seit vielen Zeitaltern in verschiedenen Welten in die Geschicke der Menschen eingriff. Es kam ihm so vor, als läge ihr Zusammentreffen auf der Paradiesinsel schon ein halbes Leben zurück, dabei waren seitdem erst wenige Monate vergangen.
    Wenn er Gaal richtig einschätzte, würde der König die Kraft des Erkenntnisreifes benutzen, um Bochim aufzuspüren. Ein leuchtendes Band, das nur er zu sehen vermochte, würde ihn zu seinem Sohn führen. In welchem Zustand sich dieser befand, darüber konnte der Reif ihm gemäß Olams Beschreibungen nichts verraten. Sollte der Uralte sich geirrt haben, mochte die Falle vielleicht trotzdem zuschnappen, doch es wäre der Jäger, der sich darin verfing.
    Als Aviathan sich im Schutz der aufziehenden Dunkelheit der Insel Toss näherte, gingen Taramis diese und ähnlich düstere Gedanken durch den Sinn.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Jagur. Der Kirrie stand hinter dem Sitz des Steuermanns.
    »Meine Familie fehlt mir. Ich wünschte, wir hätten Gaal bereits zur Strecke gebracht und könnten nach Malon schwallen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Jarmuth wird Shúria und deine Kinder wahrhaft königlich verwöhnen. Bald wirst du sie wiedersehen.«
    »Gaal hat uns schon oft überrascht.«
    »Das ist nicht schwer, wenn man eine Partie eröffnen und dem Gegner immer einen Zug voraus sein kann. Diesmal gibst du die Strategie vor. Ist dir übrigens bisher sehr gut gelungen. Die Schwaller, die Peridas auf deinen Rat hin zum Schutz der Insel herbeordert hat, dürften den Fischkopf vollkommen überraschen. Seine Spione werden ihm Toss als winzigen, leicht zu erobernden Außenposten am Rande von Komana beschrieben haben. Er dürfte entweder allein kommen oder nur mit einer kleinen Einheit. Und dann trifft er hier auf einen dicht gestaffelten Sperrgürtel. Da bleibt ihm nur ein heimliches Unternehmen, um seinen Sohn aus der Festung zu befreien.«
    »Danke für die Zusammenfassung meines Plans. Mich plagt trotzdem das Gefühl, irgendetwas übersehen zu haben.«
    »Wahrscheinlich denkt jeder gute Feldherr so. Du wirst dich besser fühlen, sobald du dir auf der Insel ein Bild vom Stand der Vorbereitungen gemacht hast. Was dagegen, wenn wir endlich an Land gehen? Inzwischen ist auf Toss die Sonne untergegangen.«
    »Du kennst die Lage des Sees oberhalb der Festung?«
    Jagur tippte sich an die Schläfe. »Alles da oben abgelegt, und zwar wortwörtlich so, wie es Peridas in seinem schriftlichen Bericht festgehalten hat.«
    »Dann mal los. Ich kann’s kaum abwarten, den Köder zu sehen, mit dem wir den König der Fische angeln werden.«
    Wenn die Bewohner Komanas über Toss sprachen, nannten sie es meist das Ende der Welt . Zumindest war es der entlegenste Flecken Land im Labyrinth der tausend Scherben, gewissermaßen Peors Fuß in der Tür zur Zentralregion, jenem spärlich besiedelten Teil Beriths, der den geheimnisumwitterten schwarzen Kern der Scherbenwelt umschloss.
    Aviathan drang im Schutz der Dunkelheit in die Lufthülle der kleinen Scholle ein. Sie hatte eine annähernd runde Grundfläche und maß im Durchmesser weniger als zehn Meilen. Ein tropischer Urwald beherrschte das Inselinnere wie fast überall in dieser Gegend der Welt. Unverwechselbar waren dagegen ihre hohen

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