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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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überzeugen.
    »Siehst du, Sagur«, hörte er die aufgeregte Eunuchenstimme des Fleischberges. »So kleine Männer zu foltern ist schwerer, als man denkt. Sie halten einfach nichts aus.«
    »Still! Bist du verrückt, meinen Namen auszusprechen?«, zischte der Anführer. »Verzieh dich nach oben, Toba. Wir kommen später zurück und setzen die Befragung fort. Vielleicht gelingt es uns ja in der Zwischenzeit, die Schöne oder ihren Jungen einzufangen.«
    Die Sonne stand schon tief, als Shúrias Gruppe die Stadt durch eines der Hafentore verließ. Sogleich wanderte ihr Blick zu Aviathan hinüber, und ihr Herz setzte einen langen Schlag aus.
    Jagurs Donnerkeil schwebte gerade himmelwärts. Vor der Kiemenkapsel stand Taramis. Gestützt auf seinen Feuerstab beobachtete er die Menschenmenge auf dem Hafendamm.
    »Taramis!«, rief Shúria.
    Er hörte sie nicht.
    »Komm!« Sie packte Aris Hand und lief mit ihm auf den See zu. Immer verzweifelter schrie sie: »Taramis! Taramis!« Die Leute um sie herum stießen sich gegenseitig an, zeigten mit den Fingern auf sie und tuschelten miteinander. Sie hatte das Gefühl, der ganze Hafen starre sie an. Nur ihr Mann nahm keine Notiz von ihr. Er wandte sich ab und stieg in die Kiemenkapsel. Aviathan verschwand in einer Wolke.
    »Habt ihr ihn auch gesehen?«, fragte Shúria aufgeregt die Gefährten, nachdem sie wieder zu ihr aufgeschlossen hatten.
    Einige nickten.
    »Wir müssen ihm folgen. Sofort! «
    »Das dürfte schwierig werden«, sagte Keter und zeigte auf den leeren Platz, wo eigentlich ihre Geflügelte Streitaxt im Wasser liegen sollte. Das Tier war verschwunden. Reibun stand auf der Mole und schimpfte vor sich hin. Von Almin fehlte jede Spur.
    »Wo ist Narimoth?«, fragte Ischáh verzweifelt.
    Ari deutete in den See. »Abgetaucht. Rufe ihn und er wird wieder hochkommen.«
    Während sie weiter auf Reibun zuliefen, wurde Ischáhs Blick gläsern, ein deutliches Anzeichen, dass ihr Geist die Verbindung zu dem Gefährten suchte. Kurze Zeit später begannen unweit des Hafendamms Blasen aufzusteigen. Dann tauchte der Donnerkeil aus dem Gebrodel auf. Sein Peitschenschwanz schlug übermütig auf die Oberfläche des Sees. Aus der unverschlossenen Kiemenkapsel schoss ein Schwall Wasser.
    Inzwischen hatten sie Reibun erreicht. Der Hakkorer war außer sich vor Zorn.
    »Wo ist Almin?«, erkundigte sich Keter.
    »Wenn ich das wüsste«, erwiderte der ebenholzschwarze Hüne. »Ich bin kurz weg gewesen, um Essen zu kaufen, und als ich zurückkam, waren er und Narimoth verschwunden.«
    »Du hättest ihn nicht allein lassen dürfen.«
    Ischáh legte ihrem Mann die Hand auf den Arm. »Mit Vorwürfen kommen wir nicht weiter. Ich habe Narimoths Furcht gespürt. Da spielt uns jemand übel mit.« Sie wandte sich Ari zu. »Kannst du Almin genauso sehen wie gerade den Donnerkeil?«
    Der Junge deutete zum benachbarten Hafensee hinüber. »Er ist da drüben.«
    »Wir verlieren Taramis«, sagte Shúria ungeduldig.
    Ischáh ergriff ihre Hand. »Sei unbesorgt, Schwester. Dein Sohn findet ihn überall. Doch zuerst müssen wir uns um Almin kümmern. Er könnte in der Gewalt der Schurken sein, die meinen Donnerkeil erschreckt haben.«
    »Woher weißt du, dass es Männer waren?«
    »Na, von Narimoth.«
    »Wir sollten uns auf einen Kampf einstellen«, erklärte Keter und legte vielsagend die Hand auf das Heft seines Langschwertes.
    »Bei Piraten ist das ein Dauerzustand«, bemerkte Simli ungerührt. Er war im Verlauf der Reise schon mehrfach durch seinen staubtrockenen Humor aufgefallen. Mit Helm, Plattenpanzer, Streitaxt und einem geschwungenen Kurzbogen war er tatsächlich die martialischste Erscheinung im Kreis der Gefährten um Shúria.
    Ischáh ließ sich von Reibun Pfeil und Bogen bringen. Dazu musste er in die vollgelaufene Kiemenkapsel steigen. Sie befahl ihm, den Transportraum trockenzulegen, damit man nötigenfalls schnell aufbrechen könne. Danach wandte sie sich Shúria zu.
    »Sei so lieb und bitte deinen kleinen Löwen, Almins Witterung aufzunehmen.«
    Immerhin fragt sie mich, dachte Shúria. Ihr Verstand gab der Ganesin zwar recht, doch ihr Herz schlug nun einmal für Taramis. Außerdem sträubte sich in ihr alles dagegen, dass ihr elfjähriger Sohn die Gruppe womöglich in eine bewaffnete Auseinandersetzung führen würde. Sie blickte ihm streng in die Augen. »Du lässt auf keinen Fall meine Hand los. Habe ich mich klar und deutlich ausgedrückt?«
    Er seufzte. »Ja, Mama.«
    »Dann los.«
    Die fünf

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