Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung
der dunklen Wolke Mund und Nase mit feinen Tüchern vor den Pollen schützen und sich um große Feuer versammeln. Diejenigen, die bereits evakuiert worden sind, werden unter Quarantäne gestellt, falls aus ihnen geflügelte Antische schlüpfen. Außerdem ließ er mich wissen, dass er gebetsvoll über die Frage nachgesonnen hat, wie wir den Quell, aus dem Gaal seine Kraft schöpft, dauerhaft verschließen können.«
Taramis seufzte. »Komm zur Sache, Adomai.«
»Er sagte, dass die Saat der Finsternis Ausmaße angenommen hat, die bei Weitem jedes menschliche Maß übersteigen. Sämtliche Pollen aller Zioraner würden nicht ausreichen, um etwas so Großes zu erschaffen. Deshalb vermutet er, dass Gaal zwei Strategien verfolgt, die sich gegenseitig ergänzen: Einerseits züchtet er ein Heer von geflügelten Bastarden, und auf der anderen Seite beschwört er eine Macht herauf, die uns zusammen mit der dunklen Wolke heimsucht.«
»Das klingt erschreckend und … vernünftig«, sagte Taramis beklommen. »Verstehe ich dich richtig? Der Hohepriester glaubt, dass Gaal sich auf übermenschliche Hilfe stützt?«
Adomai nickte.
»Wartet mal«, polterte Jagur heraus. »Soll das heißen, dass der Große Fisch zurückgekehrt ist?«
»Zumindest denkt der Herr Adriël, Dagons Erwachen könnte begonnen haben.«
»Das würde allerdings die riesige Wolke erklären«, sagte Selvya.
»Auf Malon wären wir davor sicher«, behauptete der Steuermann.
»Halt die Klappe, Tebok«, brummte Jagur.
Usa schüttelte den Kopf. »Wir sollen gegen einen Gott kämpfen? Wie kann man einen so mächtigen Feind besiegen?«
Pyron legte ihm die Hand auf die Schulter. »Erstens, indem man nie verzagt, und zweitens, in vielen kleinen Schritten. Kein bedeutender Krieg ist je an einem Tag gewonnen worden.«
»Beginnen wir also mit einem erreichbaren Ziel«, schlug Siath vor. »Mit der Befreiung der zioranischen Sklaven.« Sie wandte sich wieder an Taramis. »Dein Sohn könnte uns wohl zu ihnen führen.«
»Nein«, widersprach er sofort. »Ari findet nur, was er kennt. Außerdem bringe ich ihn nicht in Gefahr. Er bleibt auf Malon.«
Sie lächelte. »Ich dachte mir, dass du so antworten würdest.«
»Da wäre noch etwas, das der Herr Adriël mitgeteilt hat«, brach es mit überraschender Heftigkeit aus Adomai hervor. Er wagte kaum, Taramis in die Augen zu sehen.
»Dann sprich, mein Freund«, sagte dieser.
»Deine Frau und dein Sohn – sie sind nicht mehr im Reich der Kirries.«
Die Mitteilung traf Taramis wie ein Keulenschlag. Seine Stimme klang mit einem Mal hart. »Hör auf, herumzudrucksen, Adomai. Was ist geschehen?«
Der Priestergehilfe berichtete von Shúrias Reise ins Zeridia-Archipel, von der Rettung ihres Bruders Lauris, von ihrem Besuch auf der Heiligen Insel und ihrer Absicht, ihren Mann vor einer dagonisischen Verschwörung zu warnen. Je länger Taramis zuhörte, desto kälter wurde ihm. Die düstere Drohung, die Gaals Doppelgänger gegen ihn und seine Familie ausgestoßen hatte, kam ihm wieder in den Sinn.
»Von Jâr’en aus sind sie alle nach Komana weitergeschwallt«, beschloss Adomai seinen Bericht. »In Peor müssen sie uns knapp verpasst haben. Danach verliert sich ihre Spur.«
»Was meinst du damit?«, krächzte Taramis. Sein Hals war trocken wie ein Schornstein.
»Es heißt, sie hätten das Labyrinth der tausend Scherben verlassen. Seitdem hat kein Geistbote des Hohepriesters mehr von Shúria, Ari oder von Ischáhs Donnerkeil gehört.«
Taramis erhob sich und lief unruhig zwischen seinen Freunden hin und her. »Dann soll er sie suchen lassen. Er hat Augen und Ohren in fast jedem Winkel der Welt.«
»Das hat er bereits veranlasst. Er weiß, wie wichtig dir deine Familie ist. Sobald einer unserer Brüder etwas über deine Frau oder deinen Sohn erfährt, meldet er es nach Jâr’en. Adriël hat mir versprochen, dir sofort eine Botschaft zu schicken.«
»Das ist mir zu vage. Sie haben nicht gehört, womit Gaals Doppelgänger mir auf dem Burgfried von Toss gedroht hat. Erst wollte er sich Shúria holen, danach Aïschah und zuletzt etwas Furchtbares mit Ari anstellen. Und nun scheint das Verhängnis seinen Lauf zu nehmen, so als sei es mein Schicksal, immer wieder meiner Liebsten beraubt zu …«
»Taramis«, unterbrach Siath ihn sanft. Sie deutete in die Runde. »Diese Menschen folgen dir, weil du der verheißene Jeschurun bist. Dir ist es bestimmt, die dagonisische Plage abzuwenden. Wenn du jetzt alles für eine
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