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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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»Steh auf!«, verlangte Sagur barsch.
    Ari stellte sich hin, was mit den Fesseln kein ganz leichtes Unterfangen war. Sein Herz pochte vor Angst. Irgendetwas war anders als bei den früheren Verhören.
    »Bist du der Sprössling von Taramis?«, fragte Sagur.
    Ari presste die Lippen zusammen.
    Toba machte einen Schritt auf ihn zu und stemmte drohend die Fäuste in die Seiten.
    »Der Khan hat nicht so viel Geduld mit dir wie ich«, donnerte der Kesalonier. »Deshalb frage ich dich zum letzten Mal: Bist du der Ableger des ehemaligen Hüters von Jâr’en?«
    Aris Fingernägel krallten sich in die Handballen. Der Schmerz half ihm, nicht haltlos zu zittern. »Nein«, antwortete er mit so fester Stimme wie möglich. Ich bin doch kein Ableger.
    Sagur deutete – wie hatte sich Yula ausgedrückt? – auf den Grobian. »Mein Freund Toba könnte dir die Haut vom Leibe abziehen. Ganz langsam.«
    Ari fiel es immer schwerer, seine Furcht zu verbergen. »Was ihr mir antut, wird mein Vater euch tausend Mal schlimmer heimzahlen.«
    »Dann gibst du also zu, der Sohn von Taramis zu sein.«
    »Nichts gebe ich zu, du räudiger …«
    Die Pranke des Folterknechts schlug jäh und mit der Härte eines Schmiedehammers zu. Sie traf den Mund des Gefangenen, seine Lippe platzte auf, und Blut spritzte hervor.
    Toba beugte sich zu ihm herab und sagte drohend: »Meinen Herrn Sagur beleidigt keiner, du kleiner …« Plötzlich verstummte er, riss die Augen auf, starrte auf seine Hand, an der Aris’ Blut klebte, dann auf den Jungen. Sein Gesicht wechselte die Farbe von einem gelben Bronzeton über Fahlweiß in ein lilastichiges Rot. Er fasste sich an den Hals, röchelte und brach zusammen. Sein Tod kam so schnell wie der Schatten einer Sturmwolke.
    Sagur wich erschrocken vor dem Jungen zurück. »Was hast du mit ihm gemacht? Hast du ihn verzaubert?«
    »Kommt doch her und probiert es aus«, fauchte Ari. Er war wütend. Nicht nur wegen der ihm zugefügten Schmerzen, sondern auch weil er wusste, dass er mit seinem giftigen Zeridianerblut einen Menschen getötet hatte.
    Im Krebsgang verdrückte sich Sagur zum Eingang der Jurte und schüttelte drohend die Faust. »Warte, bis ich dich Bahadur übergebe. Den großen Khan kannst du nicht verzaubern. Eher verwandelt er dich in ein Häuflein Asche.« Mit einer ruppigen Bewegung schlug er die Filzdecke zurück und befahl den draußen stehenden Posten, das Kind zu töten, sollte es zu fliehen versuchen.

22. Am Scheideweg
    T agelang bewegte sich Aviathan auf das dunkle Zentrum von Berith zu. Er rastete kein einziges Mal. Wenn er hungrig war, fraß er im Schwallen, wenn er müde war, ließ er es sich nicht anmerken. Der Donnerkeil schien zu spüren, dass seinem Herrn und dessen Freunden die Zeit unter den Nägeln brannte, dass ihnen die Ratlosigkeit den Mut zu rauben drohte. Immerhin waren die auf Zior gewonnenen Erkenntnisse über die Saat der Finsternis ein Lichtblick, der neue Hoffnung gab.
    »Auf diesem Kurs können wir nicht mehr lange weiterschwallen. Wir müssen eine Entscheidung treffen«, sagte Jagur. Sie standen kurz davor, in die Zentralregion vorzustoßen. Die Frauen und Männer unter der Kiemenkapsel hatten sich in einen Kreis gesetzt, um sich zu beraten.
    Taramis ließ seinen Blick in die Runde schweifen. »Hat irgendjemand einen Vorschlag?«
    Die Ganesin streichelte ihren Milan. Ohne von dem Tier aufzusehen, antwortete sie: »Warum folgst du nicht der Stimme deines Herzens?«
    Er stöhnte. »Bitte keine verschlüsselten Botschaften, Siath. Gaal hat jahrelang hinter unserem Rücken eine Armee von geflügelten Kriegern gezüchtet, die vermutlich genauso gut im Äther wie in den Lufthüllen der Inseln atmen können. Er weiß, dass wir ihm auf den Fersen sind. Deshalb wird er bald losschlagen. Wenn wir die zioranischen Sklaven befreien, könnte ihn das aufhalten so wie damals, als wir ihn vom Mosphatnachschub abgeschnitten haben.«
    Adomai meldete sich. Seine Miene wirkte angespannt. Obwohl der Priestergehilfe sich zuletzt im Kampf gegen die Dagonisier bewährt hatte, war er so zurückhaltend wie ein Schaf inmitten von Wölfen.
    Taramis nickte ihm aufmunternd zu.
    »Der Herr Adriël hat mir eine Botschaft geschickt.«
    »Warum hast du nichts gesagt?«
    »Es war gerade eben erst.«
    »Und?«
    Der junge Zeridianer zögerte. »Zunächst«, begann er verhalten, »dankt er dir und teilt dir mit, dass er deinen Empfehlungen folgt. Anstatt weitere Inseln zu räumen, werden die Bewohner beim Herannahen

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