Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung
aussichtslose Suche hinwirfst, raubst du nicht nur uns die Hoffnung. Der sicherste Weg, die deinen zu schützen, ist die Rettung der Kinder des Lichts.«
Er schnaubte. »Ist es etwa Erfolg versprechender, die Welt nach den zioranischen Sklaven zu durchkämmen?«
Ihre strahlenden Augen hielten seinem zornigen Blick stand. Sie lächelte sogar. »Ich glaube, du kennst die Antwort. Was sagt dir dein Herz?«
Er sah sie verständnislos an. Dennoch lauschte er in sich hinein, ob es da eine Stimme gab, die ihn auf den rechten Weg führen wollte. Doch da war nur Stille. Nicht einmal den Sternensplitter nahm er wahr, sosehr er sich auch anstrengte. Hatte Shúria ihn verloren? Oder verschluckte die Saat der Finsternis sein Leuchtfeuer, so wie sie alles Licht verschlang? Taramis zwang sich, seine rebellierenden Gefühle zu zügeln. Und mit einem Mal gerieten seine Gedanken in Fluss.
»Der Tyrann Ybia hat angedeutet, dass die Sklaven keine kalte Insel wie Zior zum Überleben brauchen«, murmelte er.
»Wo könnten sie sonst versteckt sein?«, fragte Pyron.
»Was weiß ich! In irgendeinem anderen gottverlassenen Reich, in das sich genauso wenig Fremde hinverirren.«
Kobet kicherte. »Wüsste ich es nicht besser, dann würde ich sagen, Malon wäre das ideale Versteck.«
Niemand achtete auf ihn.
Siath beobachtete Taramis, so als wolle sie seine Gedanken lesen. Sie lächelte abermals. »Jetzt bist du auf dem richtigen Weg.«
»Kesalonien«, sagte er spontan.
Usa nickte. »Den Drachenmännern ist so ein Verrat zuzutrauen. Sie sind auf ihren Raubzügen immer wieder in die Länder der Kinder des Lichts eingefallen.«
»Und kürzlich haben sie mein Gut auf Barnea überfallen«, erklärte Taramis. »Sie ritten auf Stegonten und schwallten auf Ätherschlangen, so wie die Feuermenschen. Gleichzeitig fallen deren Gegner in ganz Berith plötzlich tot um, und eine dunkle Wolke taucht aus der Zentralregion auf. All das nützt nur einem: meinem Erzfeind, dem König von Dagonis.«
»Du meinst, Gaal hat mit dem Khan ein neues Bündnis geschlossen?«
»Oder einen alten Pakt erneuert. Die abgeschiedene Lage der kesalonischen Steppen wäre ideal, um eine Bastardarmee heranzuzüchten.«
»Klingt vernünftig«, sagte Jagur. »Jetzt müssen wir nur noch die Legehennen finden. Kesalonien ist zwar nicht so groß wie Komana, doch die Suche könnte trotzdem Jahre dauern.«
»Statten wir Khan Bahadur doch einen Höflichkeitsbesuch ab.«
»Die Mordlust der Drachenleute ist berüchtigt. Fremden gegenüber sollen sie besonders feindselig eingestellt sein. Und du willst einfach bei ihm reinspazieren so wie bei Ybia und dich freundlich erkundigen, ob er mit Gaal gemeinsame Sache macht?«
»Warum nicht? Es geht schließlich um meine Familie.«
»Für den Khan etwa nicht? Du hast seinen Sohn umgebracht.«
»Mein Pfeil war für Bahadur bestimmt.«
»Ach, das ist natürlich was anderes.«
»Hast du einen besseren Vorschlag?«
»Ihr bräuchtet jemand, der das Vertrauen beider Seiten genießt«, warf Selvya ein.
»Marnas«, murmelte Taramis unvermittelt.
»Der frühere Hüter von Jâr’en?«, fragte Jagur.
»Er war für mich wie ein Vater. Ich verdanke ihm unendlich viel.«
»Hat der die marodierenden Banden der Drachenmänner nicht mal in ihre Steppen zurückgetrieben?«
»Genau darum geht es. Die Werte der Kesalonier beruhen auf Ehre, Stärke und Krieg, sagte er einmal. Sie zollen jedem Achtung, der ihren Khan besiegt.«
»Dann schwallen wir zu dem alten Haudegen und nehmen ihn mit.«
»Das könnte schwierig werden.«
»Weil dein Meister sich zur Ruhe gesetzt hat?«
»Unter anderem. Außerdem müssen wir ihn erst einmal finden. Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, klang ziemlich geheimnisvoll. Angeblich wollte er einige Zeit in einer wandernden Stadt verbringen.«
»Auf Samo«, fügte Pyron hinzu.
Taramis nickte. »Ich weiß weder, wie man diesen Ort findet, noch, ob Marnas nicht längst weitergezogen ist.«
23. Der Kriegsrat II
W ir trauern beide um unsere Söhne«, sagte Gaal. »Es wird Zeit, ihren Mörder spüren zu lassen, wie sich das anfühlt. Wie es ist, in Strömen von Leid zu ertrinken. Seid Ihr bereit, mich im Kampf gegen Taramis zu unterstützen, Khan?«
»Ich teile Eure Vision von einer Neuordnung der Welt, sonst säßen wir heute nicht hier«, antwortete Bahadur ausweichend. Spielte der Fischkopf gerade auf den Jungen an, den Sagur ihm gebracht hatte? Dann müsste Gaal einen Spion im Lager haben; von ihm war ja
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