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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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wahrzunehmen. Vielleicht hielten sie die beiden auch für Kopfflossen, Fühler oder Ähnliches.
    Stumm bestaunte man sich. Nebelschwaden zogen vorüber. Im Röhricht quakten Frösche. Irgendwo sprang ein Fisch aus dem Wasser und tauchte mit einem dumpfen Plumps! wieder ab. Ansonsten herrschte andächtige Stille.
    »Was für einen Köder hast du genommen, Rotan?«, fragte einer der kleinwüchsigen Angler.
    »Den gleichen wie immer, Lodin«, antwortete der andere.
    Danach kehrte erneut Ruhe ein.
    Auf Zeridia gebot es die Höflichkeit dem Jüngeren, so lange zu schweigen, bis der Ältere das Wort an ihn richtete. Daher ließ sich Taramis mit der Begrüßung Zeit. Weil das Staunen der Greise aber kein Ende nehmen wollte, wagte er schließlich doch zu sprechen. »Friede euch beiden. Gao segne euren Fang. Mein Name ist Taramis. Ich komme, um einen Freund zu besuchen.«
    Die zwei Angler starrten ihn nur stumm an.
    »Er lebt in der wandernden Stadt«, fügte Taramis hinzu.
    Die Alten schwiegen immer noch.
    »Vielleicht sind sie taub«, raunte Jagur. »Oder schwachsinnig.«
    Die Samoi sahen einander an. Der eine sagte in ruhigem, schwerem Tonfall: »Für einen so winzigen Mann hat der Zwerg ein ziemlich großes Maul, findest du nicht, Lodin?«
    »Klingt fast so, Rotan«, antwortete der andere ebenso gleichmütig. »Möglicherweise ist sein Geist zu klein, und er kann die vielen Worte nicht bei sich behalten.«
    »So wird es wohl sein, Lodin.« Sie nickten sich zu, hoben ihre Angeln auf und setzten sich.
    Vor ihrem Boot sprang ein goldbrauner Karpfenfisch aus dem Wasser. Ehe er wieder darin untertauchen konnte, schoss ein schwarz gefiederter Vogel mit gelblich gesprenkelter Brust herbei, schnappte ihn sich und verschwand mit seiner Beute im Dunst.
    »Hast du das gesehen, Rotan?«, staunte der eine Angler erneut.
    »Und ob, Lodin«, gab der andere zurück. »Der Milan ist schlauer als wir. Er lässt sich nicht von Schwätzern das Futter verscheuchen.«
    Jagur knurrte etwas Unverständliches.
    Taramis legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
    Plötzlich flog der Fisch aus dem Nebel herab und platschte genau zwischen die beiden Alten ins Boot.
    »Betrachtet die Karausche als unser Gastgeschenk«, hallte Siaths Stimme über das Wasser. Taramis drehte sich überrascht zu ihr um. Er war so auf die Samoi fixiert gewesen, dass er die Ganesin nicht bemerkt hatte. Sie streckte den Arm aus, und Tosu landete auf ihrer Hand. Anmutig trat sie neben den Kirrie und lächelte den Anglern freundlich zu.
    »Was für ein hübsches Frauchen, findest du nicht, Lodin?«, befand einer der zwei.
    »Und obendrein weiß sie, was sich gehört, Rotan«, erwiderte sein Gefährte und betäubte den Karpfenfisch mit dem Knauf seines Anglermessers.
    »Ob ihr uns wohl aus einer Notlage helfen könnt, ehrwürdige Männer?«, rief Siath.
    »Kommt darauf an«, antwortete der Greis, der dem Gastgeschenk gerade den Bauch aufschlitzte.
    »Eine Angelegenheit von Leben und Tod führt uns in die wandernde Stadt. Leider fehlt uns die Zeit abzuwarten, bis Ketira vorüberkommt.«
    »Warum habt ihr das nicht gleich gesagt?«, fragte Rotan und warf seine Angel aus.
    Jagur grunzte.
    »Folgt den Krodos«, sagte Lodin.
    »Danke«, rief Siath ihm zu.
    »Wir haben zu danken.« Der Alte wedelte zum Abschied mit der Karausche.
    »Und was bedeutet das nun?«, fragte Taramis. Sie waren in die Kiemenkapsel zurückgekehrt, um sich von der Ganesin das Rätsel der Angler entschlüsseln zu lassen.
    »Krodos sind Zugtiere. Nomaden der Sümpfe«, erklärte Siath.
    »Du meinst Vögel?«
    »Die werden höchstens von ihnen gefressen. Nein, Krodos sind mächtige, flachbäuchige Reptilien, die im Wasser leben. Stell dir ein Riesenkrokodil vor, das Flossen anstatt der Füße hat.«
    »Und weiter?«
    »Wir sollen ihnen folgen, hat der Alte gesagt. Das Einfachste wäre, ein Tier einzufangen und auf ihm nach Ketira zu reiten.«
    »Also ich bleibe gerne bei Aviathan und pass auf ihn auf«, meldete sich Kobet freiwillig.
    »Ich kann ihn dabei unmöglich alleine lassen«, sagte sein Bruder.
    »Feiglinge«, brummte Jagur.
    Taramis deutete zur Kiemenkapsel hinaus, während er sich an Siath wandte. »Da draußen leben gefräßige Reptilien, hast du gesagt. Du meintest die Krodos, oder?«
    Sie nickte. »Nach dem, was mir mein Vater über sie erzählt hat, reichen wir alle zusammen nicht aus, um eines satt zu machen. Die gute Nachricht ist, sie fressen nur einmal im Jahr.«
    »Und woran erkennt man

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