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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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verwendet. Wurf. « Ihre Miene blieb beherrscht, doch ihre Stimme klang verbittert.
    »Er war todunglücklich mit Amber«, fuhr sie fort. »Wollte sie verlassen. Damals wusste ich es noch nicht, doch er hat diesen Raubüberfall mit … mit seiner Bande geplant und wollte sich mit seinem Anteil für immer aus dem Staub machen. Mexiko, das war sein Traum. Ohne eine kraftlose Frau und ihren wilden kleinen Jungen. Und ohne seine gestörte Tochter. O Gott. Die wunderschöne, durch und durch verkorkste Nerissa. Lee war klar, dass Riss nicht normal ist. Er hatte Angst vor ihr. Und da hat er …« Erneut schlich sich ein Beben in ihre Stimme. »Er hat sich nach Ersatz umgeschaut.«
    »Er wollte mich«, warf Rory tonlos ein. »Und dich.«
    Sam richtete sich gerade auf. »Lee hat seinen Bruder damals nicht bloß um Hilfe gebeten. Dein Dad ist zu gut, um das offen auszusprechen. Also tu ich es. Lee war auf der Suche nach einer Krankenschwester, einer Dienstmagd und einer Bettgenossin.« Allmählich redete sie sich in Fahrt. »Hat geblutet und wütend mit einer Waffe rumgefuchtelt. Er wusste, dass es mit seinem Leben hier vorbei ist, dass er sich alles vermasselt hat. Und um nicht ganz mit leeren Händen dazustehen, wollte er noch was stehlen.«
    »Er hat verlangt, dass Sam mit ihm nach Mexiko geht«, sagte Will.
    »Als würde ich hier einfach alles liegen und stehen lassen. Diese Unverfrorenheit.« Sam schnaubte. »Diese unfassbare, hirnrissige Dreistigkeit. Und als er merkte, dass ich nicht zog, meinte er: ›Dann finde ich es fair, dass ich wenigstens meine Tochter mitnehme.‹«
    Über Rorys Rücken schienen knochige Finger zu tasten.
    »Lee wollte in dein Zimmer«, berichtete Sam, »und ich hab versucht, ihn daran zu hindern.«
    »Nein.« Nun packte auch Will der Zorn. »Er wollte unser schlafendes Kind entführen. Und du hast dich ihm entgegengestellt. Er hatte eine Waffe, und du hast dich vor Rorys Tür geworfen.« Er wandte sich an Rory. »Deine Mutter war bereit zu sterben, um dich zu schützen.«
    Wie ein Gespenst regte sich in Rorys Hinterkopf die Erinnerung. Wie sie mit neun Jahren durchs Fenster hineinkletterte und dann vor Angst innehielt. Der tiefe Schrecken in der Stimme ihrer Mutter, das dumpfe Poltern. Seth in der Nähe, bereit wegzulaufen. Die seltsame Verwirrung, die sie empfand, als sie am Fensterbrett hing und die huschenden Schatten im Lichtstreifen unter ihrer Tür bemerkte.
    »Will hat versucht, Lee von mir wegzuziehen«, fuhr Sam fort. »Da hat Lee ihn angegriffen. Mit Faustschlägen, mit Tritten, im Flur, im Wohnzimmer. Will wollte ihm die Waffe entreißen.«
    Ihre Hand zuckte vor den Mund. »Es war furchtbar. Die Hölle. Hier, mitten in meinem eigenen Haus. Mein Mann musste um mich und unsere kleine Tochter kämpfen. Und es war sein Bruder, der unser Leben zerstören wollte. Das war das Schlimmste, Rory. Sein eigener Bruder.« Hektisch holte sie Luft, und die Worte strömten weiter aus ihr heraus. »Lee war nicht normal. Kein Mensch mehr. Er hat auf Will eingeprügelt und versucht, die Pistole auf ihn zu richten. Er war bereit, deinen Dad niederzuschießen.« Die Erbitterung darüber stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Ich habe mich auf Lee gestürzt. Wirklich und wahrhaftig. Ich war wie von Sinnen, Rory. Er hatte eine Waffe und …«
    »Er hätte auf deine Mutter geschossen und dich entführt. Ich musste ihn aufhalten. Einfach aufhalten.« Wills Lippen zuckten, dann sprach er es aus. »Ich habe ihm mit der Faust auf die Kehle geschlagen.«
    Sam drückte seine Hand.
    »So fest, dass was gebrochen ist. Er ist zusammengesackt und …« Er drehte sich um und wankte zum Küchentisch. Dann sank er auf einen Stuhl nieder und legte den Kopf in die Hände.
    »Will wollte ihn nicht umbringen«, beteuerte Sam. »Es war Notwehr. Egal, ob ein Gericht das auch so sehen würde. Es war reine Notwehr, nichts anderes.« Sie trat zum Tisch und legte den Arm um ihn.
    Draußen klirrten die Windglocken aneinander wie Messer. Im Wohnzimmer klimperte Disney-Musik.
    Rory kam sich vor wie im Kälteschlaf. »Und ihr habt nicht die Polizei gerufen.«
    »Draußen war ein Lieferwagen mit fünfundzwanzig Millionen Dollar aus einem Raub. Auf dem Wohnzimmerboden ein Toter.« Sam breitete die Arme aus. »Affekt, Dreiecksbeziehung, dazwischen ein Kind – Rory, kannst du dir vorstellen, was die Polizei von Ransom River in so einer Situation gemacht hätte? Unser Leben wäre zerstört worden.«
    Das ist es auch so, dachte Rory.

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