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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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»Ihr habt der Polizei nicht über den Weg getraut. Habt gedacht, die stecken das Geld ein und schieben euch die Schuld in die Schuhe.«
    Will nickte.
    »Ihr habt mich gerettet.« Die Worte lagen ihr bitter auf der Zunge. »Habt mich gerettet und die Bürde auf euch genommen.«
    »Das war es uns wert.« Gebrochen und verloren wich er ihrem Blick aus.
    »Wo ist er?«
    Will schloss die Augen. »Begraben in den Bergen. Im Nationalforst.«
    »Mit dem Geld?«
    »In der Nähe.«
    Die Sonne versank hinter den Hügeln und verblasste zu rotem Dämmerlicht. Rory stieß sich vom Tresen ab und trat durch die Hintertür hinaus in den Garten. Die Luft war kühl, und die Kleider klebten ihr feucht am Körper. Ihre Schürfwunden und Prellungen pochten und brannten. Sie ging weiter zum Avocadobaum am Ende des Grundstücks und lehnte sich an den Stamm. Über ihr schien sich das Baumhaus auf eine Seite zu neigen, unschuldig und einsam. In ihrem Kopf blitzte Lachen auf, kindische Luftschlösser, dann Furcht. Die Nacht damals. Eine Sternschnuppe, die ihr Leben auseinanderriss. Ihr Blick ruhte auf der Landschaft, ohne dass sie etwas erkennen konnte.
    In der Küche klingelte das Telefon.
    Kurz darauf trat ihr Dad auf die Veranda. »Es ist Seth. Er will mit dir reden.«
    Sie spürte einen Kloß im Hals und schüttelte den Kopf. »Später.«
    Leise und mit eingesunkenen Schultern sprach Will in das Mobilteil.
    »Warte«, rief Rory. »Gib’s mir.«
    Teilnahmslos reichte er ihr das Telefon.
    »Seth«, sagte sie. »Lucy Elmendorf und Jared Smith müssen geschützt werden.«
    Grigor Markevic hatte nicht davor zurückgeschreckt, den Prozess um die Ermordung seines Sohnes platzen zu lassen. Er pfiff auf das Justizsystem. Die Rache für den Tod seines Sohnes konnte er auch selbst in die Hand nehmen.
    »Mirkovic wird versuchen, die Angeklagten zu erwischen, bevor ihn die Cops verhaften. Meinst du nicht?«
    Seth zögerte nur kurz. »Ich kümmere mich darum.«
    »Gut.«
    »Rory …«
    »Jetzt nicht.« Sie hatte das Gefühl, sich nach einem harten Rennen mit letzter Kraft über die Ziellinie zu schleppen. »Wir reden später.« Sie beendete das Gespräch und sah ihren Dad an.
    »Boone hat es nicht mehr in die Notaufnahme geschafft«, sagte er.
    Wie einen Hagel aus Stichen spürte sie die kalte Luft auf der Haut. Im Osten breitete sich ein dunkelblauer Schimmer über den Himmel. Rory empfand nur eine blasse Ahnung von Erleichterung. Und darunter wieder Furcht, wie das Wühlen eines wilden Tieres. Wo war Riss?
    Auf der Veranda wartete ihr Dad. Sie wusste, dass er die ganze Nacht warten würde, das ganze Wochenende, den Rest seines Lebens. Langsam erhob sich über den östlichen Hügeln die weiße Scheibe des Monds.
    »Dad, das Geld. Weißt du noch, wo es begraben liegt?«
    »Das könnte ich nie vergessen.«
    Sie ging zurück ins Haus, und er folgte ihr. Als sie durch die Küchentür trat, schaute Samantha sie nur an. Auch sie voller Erwartung. Ihr Leben lag in Rorys Händen. Das Leben der ganzen Familie.
    »Ich brauche eine Landkarte und eine Taschenlampe«, erklärte Rory. »Der Mond scheint, trotzdem ist es im Wald bestimmt dunkel.«

57
    Gerade wie ein Strich lief das Asphaltband zu den Bergen am Horizont. Die Wüste erstreckte sich kühl im Sonnenaufgang, der Himmel war von tiefem und makellosem Blau. Mit gleichmäßiger Geschwindigkeit steuerte Rory auf das Ende des Horizonts zu. Sie schaute nicht in den Rückspiegel. Was hinter ihr lag, wusste sie.
    Auf der Rückbank saß Addie.
    Die Kleine strampelte mit den bloßen Füßen und sang zu einer Kinderplatte mit. Dino-Lieder. Tyrannosaurus Rex, tödlich, aber tot. Deswegen mochten Kinder Dinosaurier: Sie konnten ihnen nicht wehtun.
    Heute war Addie weniger verschlossen als in den letzten drei Wochen nach der Konfrontation mit Boone und Riss. Körperlich ging es ihr gut. Und Rory hatte sie zu einer Kindertherapeutin gebracht, um ihr bei der Verarbeitung dieses Traumas zu helfen. Inzwischen klammerte sie sich nicht mehr stumm an Rory, sondern sang begeistert und mit leuchtenden Augen Nonsenswörter.
    Von Rorys Verletzungen waren nur noch gelbe Flecken übrig. Ihre rechte Seite war mit krokodilartigem Schorf überzogen, und die Schmerzen waren fast abgeklungen.
    Doch andere Wunden waren nicht so schnell verheilt. Petra hatte den Schock noch nicht überwunden, auch wenn die Arbeit mit ihren Schülern sie allmählich wieder aufbaute. Der Abschied von ihr war Rory schwergefallen. Eine Freundin, der sie

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