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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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altern. »Ja.«
    Etwas in seiner Haltung brachte sie zum Schweigen. Innere Qualen.
    Mit gedämpfter Stimme sprach ihr Dad weiter. »Was ich dir über die Nacht damals erzählt habe, stimmt alles. Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Er ist verletzt hier aufgetaucht. Ich war entsetzt, dass Lee sich auf was derart Schlimmes eingelassen hatte.« Er richtete seinen trübsinnigen Blick auf Sam.
    Sie starrte aus dem Fenster.
    »Trotzdem war er mein Bruder. Ich konnte ihn nicht einfach im Stich lassen. Genau deswegen kam er auch her. Er wusste, dass ich ihn nicht abweise.« Er stockte. »Und dann ging er auf mich los.«
    »Was?«
    Will trat zum Fenster und schlang die Arme um Sam, die sich stumm an ihn klammerte.
    Mühsam atmete er aus und sah Rory an. »Wie soll ich dir bloß erklären … Wenn du wüsstest …« Seine Stimme zerfiel zu Asche.
    »Wenn ich was wüsste?«, flüsterte Rory.
    Ihre Mom wandte sich vom Fenster ab. »Es war Notwehr.«
    Rory schossen die Tränen in die Augen. »Dad, nein.«
    Sam sprach mit leiser Eindringlichkeit. »Er hat es getan, um dich zu schützen.«
    Will schloss die Augen. »Ich wollte es nicht. Es war …« Seine Lippen zitterten.
    Das kann doch nicht sein. »Ich versteh das nicht.« Ratlos hob Rory die Hände. Flehend. Konnte nicht ein Engel eingreifen, um das alles ungeschehen zu machen?
    »Lee wollte über die Grenze fliehen«, erklärte Sam, »und dich mitnehmen.«
    »Mich?«
    Mit einer fahrigen Geste deutete Will auf sie. »Das Gesicht, das du machst. Genau so haben wir uns damals gefühlt, als er plötzlich aufgetaucht ist.«
    »Wieso wollte er mich mitnehmen?«
    Die Windglocken klirrten.
    »Weil er dein Vater war«, antwortete Sam.

56
    Das Licht in der Küche verdunkelte sich zu flirrendem Rot. Rory schüttelte den Kopf. »Lee war nicht mein Vater.«
    Sam stand umrahmt vom Sonnenuntergang. »Doch, er war dein leiblicher Vater.«
    »Mom.« Rory musste sich am Tresen abstützen. Sie hatte das Gefühl, von einem Zufallsgenerator mit sinnlosen Worten bombardiert zu werden.
    »Ich war damals achtzehn und gerade aus San Antonio hierhergezogen. Ich war einsam und naiv.« Sam wirkte klein, zäh und unerbittlich. Kein Hauch von Wärme lag in ihrer Stimme. Nicht für Rory, nicht für sich selbst.
    »Die Schule, die Arbeit als Kellnerin, kein Halt. Eines Abends kam er ins Lokal …« Sie brach ab und fuhr schließlich in ausdruckslosem Ton fort. »Muss ich dir auch noch den Rest erzählen? Ich war leichtgläubig, romantisch, hab keinen Alkohol vertragen. Es war eine einmalige Sache. Der schlimmste Fehler meines Lebens.« Sie atmete tief durch. »Mit dem bestmöglichen Ergebnis.« Sie schaute Rory an. »Mit einem wunderbaren Ergebnis.«
    Will fasste nach Sams Hand. Sie nahm sie und umklammerte sie fest.
    Rory war wie vor den Kopf geschlagen.
    »Sam hat es mir gleich am Anfang gestanden«, erklärte Will. »Sie war vollkommen ehrlich.«
    »Ich war verzweifelt«, sagte Sam. »Das hat sich erst dank Will geändert.«
    Rorys Augen brannten. »Wusste Lee Bescheid?«
    Sams Blick sprach Bände. »Ich habe ihn schnell durchschaut. Für ihn war ich nur eine Abendunterhaltung – er hat gern angegeben und gelacht und dafür ein Publikum gebraucht. Wäre nicht die Heirat mit deinem Dad gewesen, hätte sich Lee nie an meinen Namen erinnert.« Sie schüttelte den Kopf. »Nicht mal für viel Geld hätte ich ihm verraten, dass ich von ihm schwanger war.«
    »Wir haben uns kennengelernt und drei Monate später trauen lassen«, fügte Will hinzu.
    »Mehr musst du nicht wissen. Ich bin Wills Frau. Er ist mein Mann. Und du bist unsere Tochter.« Ihre Stimme brach.
    Rorys Kopf fühlte sich an wie eine Melone kurz vor dem Platzen.
    Onkel Lee, der einen Narren an ihr gefressen hatte. Der sie wie eine Prinzessin behandelte, weil Riss keine war.
    »Lee hat es also selber rausgefunden.«
    »Jahre später. Hat über den Zeitpunkt nachgedacht. Schließ lich konnte er rechnen.« Wills Ton war scharf wie ein Peitschenhieb.
    Riss , dachte Rory. Riss ist meine Schwester.
    »Hat er euch zur Rede gestellt?« Sie wusste, dass sie den schlimmsten Teil hinausschob, die Axt im Leben ihrer Eltern, die Worte: Es war Notwehr.
    »Er hat Andeutungen gemacht«, antwortete Sam. »Ist um das Thema rumgeschlichen. Deshalb haben wir uns allmählich von ihm zurückgezogen. Da wurde er erst recht miss trauisch. Dann hat er mich eines Tages direkt gefragt. Ob sein Wurf vielleicht größer war als vermutet. Genau das Wort hat er

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