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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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mehr Angst bekam Pepperdyne um John und Mrs. Burnwood. Ritualmorde und Verstümmelungen, Hymnen und geheime Losungen, Blutvergießen und Folterungen, gegen die sich der Marquis de Sade wie ein Amateur ausnahm – das waren die Markenzeichen dieser obskuren Verbindung.
    Niedergeschlagen stand Pepperdyne auf und streckte das schmerzende Rückgrat durch. Er ging ans Fenster und sah hinaus auf den Ort. Es war dunkel geworden. In der Nacht hatten es die Burnwoods leichter, sich zu verstecken und einer erneuten Verhaftung zu entgehen. Irgendwo da draußen mußten sie sein.
    Aber wo?
    Irgendwo da draußen waren auch Mrs. Burnwood und sein Freund John McGrath. Niemand konnte sich vollkommen vom Erdboden verschlucken lassen – nicht mal, wenn er oder sie so gerissen war wie Mrs. Burnwood. Es müßte sie jemand gesehen haben – und zwar in diesem Land.
    Â»Aber wo, verdammt noch mal?« tobte Pepperdyne unbeherrscht.
    Er wußte nicht, wo er mit der Suche anfangen sollte.

    Nur eines wußte der Sonderbeauftragte mit Sicherheit: Wenn Matt Burnwood seine Exfrau vor der Polizei fand, dann brauchte sie sich keine Sorgen mehr zu machen, ob sie für ihre Delikte zur Rechenschaft gezogen werden könnte.
    Dann war sie so gut wie tot.

39. Kapitel
    Â»... und die Frau starb, ehe ihr Fall vor Gericht kam. Sie starb an Aids; es war ein würdeloser und schmerzvoller Tod. Trotzdem zählte nur eines für sie: Sie wollte sich von ihren Kindern verabschieden... selbst das hat man ihr verwehrt.«
    Kendall sprach nun auch mit John über die Geschichte, die sie Matt und Gibb in einem scheinbar anderen Leben erzählt hatte. Es war allerdings ein anderes Leben gewesen, unendlich weit von diesem kleinen Schlafzimmer im Bauernhaus ihres Großvaters im Südosten Tennessees entfernt.
    Â»Deshalb nehme ich es mir jedesmal zu Herzen, wenn ich vor Gericht verliere. Dann habe ich das Gefühl, ich hätte sie schon wieder enttäuscht.«
    Â»Darum hast du dir also einen der schwierigsten Jobs auf deinem Gebiet ausgesucht.«
    Â»Wahrscheinlich.«
    Â»Das war bestimmt ein einschneidender Prozeß, aber ich glaube nicht, daß er allein ausschlaggebend war. Ich glaube, schon bevor du Anwältin wurdest und den Fall der Aids-Patientin übernahmst, warst du sehr ehrgeizig.«
    Sie hob den Kopf von seiner Schulter. »Warum möchtest du über meine Vergangenheit reden? Ist die so wichtig?«
    Â»Bis auf das, was passiert ist, seit ich wieder zu Bewußtsein kam, weiß ich nichts über dich. Ja, es ist wichtig.«
    Seufzend lehnte sie sich wieder an ihn. Im Grunde war es ihr gar nicht so unangenehm, von sich zu erzählen. Seine ruhige Art verführte zu persönlichen Geständnissen, und sie wollte, daß er sie im Gedächtnis behielt. Danach.

    Â»Warum bist du so besessen, Kendall?«
    Â»Wer sagt, daß ich besessen bin?«
    Â»He«, schalt er sie, »keine Gegenfragen. Was ist mit deinen Eltern?«
    Â»Sie starben bei einem Absturz auf dem Flug nach Colorado, wo sie Skiurlaub machen wollten.«
    Â»Wie waren sie?«
    Â»Vital. Kraftvoll. Witzig. Liebevoll – zueinander und zu mir. Ich hielt sie für die zwei wunderbarsten Menschen auf Gottes Erde. Ich liebte sie über alles.«
    Â»Sie starben viel zu früh. Darum hast du das Gefühl, daß du das Leben für sie leben und all das nachholen mußt, was ihnen verwehrt wurde. Das treibt dich so um.«
    Wieder riß sie den Kopf hoch. »Du hörst dich an wie eine Briefkastentante.« Sie meinte das ironisch, aber er blieb ernst.
    Â»Wodurch bist du so entschlossen und dickköpfig geworden, Kendall?«
    Â»Ich habe dir doch gesagt...«
    Â»Das reicht mir nicht.«
    Â»Also gut, wenn du unbedingt Psychiater spielen willst, meinetwegen.« Sie seufzte resigniert. »An jenem Morgen, an dem sie nach Colorado flogen, sagte mein Dad zum Abschied, während wir uns alle umarmten: ›Sieh zu, daß dein Zimmer in Ordnung ist, wenn wir zurückkommen. Wir möchten doch stolz auf dich sein.‹ Bloß kamen sie nie zurück. Ich schätze, irgendwie möchte ich immer noch, daß sie stolz auf mich sind.«
    Â»Knapp, aber trotzdem recht aufschlußreich.«
    Â»Vielen Dank. Können wir uns jetzt etwas Erholsamerem zuwenden? Weißt du, es gibt viel interessantere Arten, Untersuchungen vorzunehmen.«
    Â»Die Toten kann man nicht

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