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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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kann, dann kann man sie mit einer Reihe anderer Straftaten drankriegen. So wie damals, als sie Al Capone wegen Steuerhinterziehung verknackt haben.
    Ich habe mitangesehen, was sie taten, John, und Worte können dieses Grauen gar nicht beschreiben. Noch wenige Stunden
vor seinem Tod habe ich mit Michael Li gesprochen. Er war ein kluger, sanfter, wohlerzogener junger Mann. Wenn ich mir vorstelle, welches Entsetzen und welche Qualen er ausstehen mußte...«
    Sie senkte den Blick und starrte traurig ins Leere. Dann sah sie ihm wieder in die Augen. »Ich habe einen hohen Preis bezahlt, John. Ihretwegen wurde ich zum Flüchtling, wurde ich selbst zur Kriminellen. Ich werde nie wieder als Anwältin arbeiten können. Und ich war gut«, betonte sie. Tränen rannen ihr über die Wangen. »Ich habe an meine Arbeit geglaubt, wollte den Menschen helfen, wollte etwas bewirken. Wegen den Burnwoods kann ich das nicht mehr.
    Glaub mir, mir liegt mehr als jedem anderen daran, daß diese Monster bis an ihr Lebensende hinter Gittern sitzen. Ich bin bereit, meine Pflicht als Bürgerin zu erfüllen, aber ich bin nicht bereit, dafür zu sterben.«
    Sie hielt inne, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, und drückte ihr Baby fester an die Brust. »Ich will nicht, daß Kevin wie ich als Waise aufwachsen muß. Wenn ich auch nur in Matts oder Gibbs Nähe gerate, werden sie mich zweifellos umbringen. Und ich werde einen Foltertod sterben.«
    John konnte sie verstehen. Ihre Reaktion war ganz normal. »Sie können dir nichts mehr tun, Kendall«, sagte er leise. »Sie sitzen im Gefängnis.«
    Â»Nicht mehr. Vor drei Tagen sind sie ausgebrochen.«
    Erst war John baff, dann wurde er mißtrauisch. Log sie schon wieder? »Woher weißt du das?«
    Â»Ricki Sue hat es mir erzählt, als ich sie angerufen habe.«
    Â»Wann?«
    Â»Heute.«
    Â»Deshalb warst du so aufgeregt, als du aus der Stadt zurückkamst?«

    Sie nickte. »Ich weiß nichts Genaues, weil ich sofort aufgelegt habe, nachdem sie mir den Ausbruch mitteilte.«
    Er pflügte sich mit den Fingern durchs Haar und wanderte ein paarmal in der Küche auf und ab, während er die tausendundeine Konsequenz zu überblicken versuchte, die sich aus dem Ausbruch der Burnwoods ergaben. Als er sich wieder vor Kendall aufbaute, knöpfte sie sich gerade die Bluse zu. Kevin schlief in ihrem Arm.
    Â»Wie weit sind wir von deinem Heimatort entfernt? Sheridan heißt er, richtig?«
    Â»Etwa neunzig Meilen.«
    Â»So nah?«
    Â»Und sie waren dort.« Sie erzählte ihm von dem mißlungenen Hinterhalt des FBIs im Haus ihrer Großmutter. »Die Eindringlinge wurden nicht identifiziert, aber wahrscheinlich waren es Matt und Gibb.«
    Â»Kein Wunder, daß du heute nacht fort wolltest. Wenn ich gewußt hätte, daß sie geflohen sind, hätte ich euch schon vor Tagen hier rausgeschafft. Aber so...«
    Â»Moment! Was hast du da gesagt?« Ganz langsam stand Kendall auf. »Du hättest uns schon vor Tagen hier rausgeschafft?« Er konnte nur hilflos mitansehen, wie sich ihre Miene veränderte, während sie allmählich verarbeitete, was er eben gesagt hatte.
    Â»Dann ist dein Gedächtnis... nicht eben erst zurückgekehrt? Du hast gewußt...« Sie schlug die Hand vor den Mund und erstickte einen Schreckenslaut. »Du hast es gewußt und trotzdem... du Schwein!« Sie schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht. »Seit wann weißt du es?«
    Er packt ihr Handgelenk, ehe sie ihn noch mal schlagen konnte. »Halt, Kendall! Wir haben keine Zeit, uns jetzt zu streiten!«

    Â»O doch, die haben wir, Dr. McGrath.« Sie lachte höhnisch. »Ich bräuchte mich ja bloß auf die Couch zu legen, damit Sie sich weiterhin als Psychologe betätigen können. Für dich bin ich doch nichts weiter als eine Fallstudie auf zwei Beinen. Du kannst es gar nicht erwarten, in meinen Kopf reinzuschauen und nachzusehen, was mich so umtreibt. Du kannst das Analysieren einfach nicht lassen – und am besten arbeitest du ja wohl im Liegen.«
    Â»Ganz zu schweigen davon, wie gut du im Liegen bist«, schnauzte er zurück.
    Â»Du Drecksack.«
    Â»Schließlich wolltest du selbst Mann und Frau mit mir spielen – mit einem Fremden, den du entführt hast. Daß wir verheiratet sind, hast allein du dir ausgedacht. Und du warst verdammt überzeugend, das muß ich

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