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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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floß er ihr übers Kinn. Sie kippte schwer zur Seite und klatschte ins Wasser.
    Benommen und am Rande einer Ohnmacht sah sie auf und erblickte Luther, der über ihr stand. In seinen Händen hielt er einen kurzen, dicken Knüppel. Sie sah, wie er ihn über den Kopf erhob und dann mit aller Kraft zuschlug.
    Es ging zu schnell, als daß Ricki Sue Angst gehabt hätte; alles, was sie erfüllte, war Überlebenswille.

43. Kapitel
    Der Schrei erstarb Kendall in der Kehle.
    Â»John!«
    Â»Ja, John. Wie schlau von dir, meinen wahren Namen zu verwenden. Das hat es leichter gemacht, richtig?«
    Die Erkenntnis ließ sie erbleichen. »Du hast dein Gedächtnis wieder.«
    Â»Ja. Ich bin aufgewacht und wußte Bescheid!«
    Sie starrten einander an, und der Abstand zwischen ihnen schien viel größer, als er in Wahrheit war. Bis zu diesem Moment hatte alles für sie gesprochen. Jetzt war das Gleichgewicht umgeschlagen.
    Â»Ich... ich habe geglaubt, du schläfst.«
    Â»Das solltest du auch glauben.«
    Â»Du hast gewußt, daß ich weg wollte?«
    Â»Dein Lieblingssport, das Weglaufen, wie?«
    Unter dem grellen Küchenlicht wirkte ihr Gesicht kalkweiß. Sie preßte Kevin mit beiden Armen fest an ihre Brust. Oder vielleicht benutzte sie das Baby auch als Schild für den Fall, daß er beschloß, ihr weh zu tun. Er war so wütend, daß er gute Lust dazu hatte.
    Statt dessen ergriff er den Revolver, den sie auf den Tisch gelegt hatte, und schob ihn sich unter die Shorts, die er schnell übergezogen hatte, bevor er leise aus dem Schlafzimmer getreten war. »Wieso wolltest du mir die Waffe dalassen?«
    Â»Ich dachte, du bräuchtest sie vielleicht zu deiner Sicherheit.«
    Â»Wie gütig von dir.« Er stützte sich auf eine Krücke, riß
einen Stuhl unter dem Küchentisch hervor und schubste ihn ihr hin. »Setz dich.«
    Â»John, bitte hör mir nur einmal...«
    Â»Setz dich hin!« donnerte er.
    Ohne ihn auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, ging sie auf den Stuhl zu und ließ sich zögernd darauf nieder. »Du erinnerst dich an alles?«
    Â»An alles«, bestätigte er. »An mein Leben vor der Amnesie und an alles, was danach passiert ist. John McGrath. Zweiter Vorname Leland, wie auch der Mädchenname meiner Mutter lautet. Geboren am 23. Mai 1952 in Raleigh, North Carolina. Schulbesuch daselbst. Achtzehn Jahre später Universitätsabschluß. 1979 machte ich den Doktor in Psychologie.«
    Â»Psychologie? Du bist Psychologe?«
    Er überging das einstweilen. »Meine Dissertation befaßte sich mit verzögerten Streßreaktionen, daneben forschte ich ausgiebig im Bethesda-Klinikzentrum. Dadurch wurde das FBI in Gestalt von Agent Jim Pepperdyne auf mich aufmerksam, der mich für sein Geiselrettungsteam rekrutierte. Wir arbeiteten oft zusammen.
    Vor zwei Jahren verließ ich das FBI und betätigte mich von da an als US-Marshal.« Nach einer längeren Pause ergänzte er: »Am zwölften Juli 1994 wurde ich entführt. Aber das Datum kennst du ja, oder?«
    Â»John, ich kann dir alles erklären.«
    Â»Das kannst du ganz bestimmt und wirst es auch. Aber erst solltest du dich um Kevin kümmern.«
    Das Baby hatte zu jammern begonnen. John wollte keinerlei Ablenkung während dieses Gesprächs. Vor allem aber wollte er nicht, daß sich das Baby unwohl fühlte.
    Â»Er ist naß. Ich muß ihn wickeln.«
    Sie stand auf und wollte an John vorbei, doch er hielt sie am
Arm zurück. »Netter Versuch, aber das kommt gar nicht in Frage. Du wickelst ihn hier.«
    Â»Auf dem Küchentisch?«
    Â»Wir werden hier sowieso nicht mehr essen, bleib da.«
    Sie breitete Kevins Wickeldecke über den Tisch und zog ihm die nasse Windel aus. »Frische Windeln sind im Auto.«
    Â»Hol sie.«
    Â»Hast du keine Angst, daß ich weglaufen könnte?« fragte sie schnippisch.
    Â»Nicht ohne Kevin. Und der bleibt bei mir. Mach schnell.« Sie sah erst ihr Kind, dann ihn an. »Entweder du holst jetzt die Windeln aus dem Auto«, sagte er, »oder Kevin geht unten ohne. Ich glaube, ihm ist das egal, und mir schon gleich zweimal.«
    Diesmal knallte sie die Küchentür hinter sich zu.
    Also war er aufgewacht, als sie aus dem Bett schlich. Er hatte damit gerechnet, daß sie abhauen und Teil zwei ihres Planes in die Tat umsetzen würde, wie immer dieser Teil

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