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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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dir lassen. Du kannst es mir nicht verübeln, daß ich wie ein Ehemann reagierte.«
    Er lehnte die Krücke an den Tisch, faßte sie an den Schultern und zog sie an sich, so daß Kevin zwischen ihnen lag. »Du kannst mir höchstens vorwerfen, daß ich die Rolle angenommen habe, die du mir zuerteilt hast, Kendall.«
    Â»Du hast mitgespielt, um mich auszuforschen und mich mit meinen eigenen Waffen zu schlagen. Damit du deinem Freund Pepperdyne alles über mich erzählen kannst. Damit ihr über mich diskutieren und mich analysieren könnte! Ihr habt mich manipuliert.«
    Â»Nicht mehr, als du mich«, brauste er auf.
    Â»Seit wann hast du dein Gedächtnis wieder? Sag schon. Seit wann?«
    Seine Finger krallten sich tiefer in ihre Arme. »Du merkst nicht einmal jetzt, wie schlecht ich mich zum Mann und Papa eigne. Dagegen hast du deine Rolle glänzend gespielt – das leidgeprüfte Weib, das bei seinem verletzten Mann bleibt, obwohl er sein Ehegelübde gebrochen und sie mit einer anderen
betrogen hat. Du hast dich leidend und aufopferungsvoll gegeben, während du zugleich mit Vergebung und Versöhnung locktest.
    Du warst erhaben, aber nicht unerreichbar. Zurückhaltend, aber zugänglich. Die sexy Madonna, der kein Mann widerstehen kann. Verdammt noch mal, du hast mich nach allen Regeln der Kunst verführt, Kendall, hast mich dazu gebracht, dich zu begehren. Ich wollte, daß du mir gehörst... wollte, daß Kevin zu mir gehört. Zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich so eng mit jemandem verbunden sein.
    Ich war nie gut in Beziehungen, mußt du wissen. Ehrlich gesagt, war ich sogar mies, habe niemanden wirklich an mich herankommen lassen. Aber ich glaube, die Amnesie hat mich verändert. Seit ich weiß, wie es ist, jemanden zu brauchen und gebraucht zu werden, will ich nicht mehr so leben wie bisher.«
    Seine Stimme brach, und er ließ seine Stirn gegen ihre sinken, als hätte ihn das Reden völlig ausgelaugt. »Als ich dich liebte, habe ich damit, weiß Gott, wie viele Regeln, Vorschriften und Gesetze gebrochen. Sie schmeißen mich raus, sobald diese Geschichte vorbei ist. Ich werde behaupten, ich hätte nur meine Pflicht erfüllt, so gut es mir unter den gegebenen Umständen möglich war, aber das kaufen sie mir wohl kaum ab.«
    Er hob den Kopf und sah ihr tief in die Augen. »Ja, ich habe dich belogen, aber nur, um mich selbst noch mehr zu belügen. Vergiß das Geschwätz über meine Pflicht. Ich habe dich nur aus einem Grund jede Nacht geliebt: weil ich es wollte. Nein, weil ich es brauchte.«
    Er glaubte nicht, daß sie begriff, was diese Erklärung für ihn bedeutete. Noch nie hatte er einem Menschen seine Liebe so offen gestanden.
    Aber vielleicht ahnte sie doch das Gewicht seiner Worte, denn auch ihr Zorn schien mit einemmal verraucht zu sein. Sie sah
mit tränenverhangenen Augen zu ihm auf, hob die Hand und strich über seine Lippen. »Ich habe dich rücksichtslos ausgenutzt, das stimmt. Aber ich schwöre dir bei Kevins Leben, daß das zwischen uns was Richtiges war.«
    Sie küßten sich, zärtlich und liebevoll. Und verharrten, als der Kuß geendet hatte, als könnten sie sich nicht voneinander lösen. Sie murmelte unter seinen Lippen: »Ich liebe dich, John, aber ich muß Kevin beschützen. Und dich. Und das werde ich auch tun, selbst wenn du mir das nie verzeihen wirst.«
    Bevor er begriff, wie ihm geschah, hatte sie ihm die Pistole aus dem Hosenbund gerissen und ihn weggeschubst. Er stürzte rückwärts gegen den Küchenherd. Völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, fiel er mit einem zornigen Schmerzensschrei zu Boden.
    Kendall kickte die Krücke außer Reichweite. »Verzeih mir, John.« Sie schluchzte. »Verzeih mir, aber ich kann nicht erlauben, daß du mich zurückbringst.«
    Sie floh durch die Fliegentür hinaus, die hinter ihr zuschlug.
    Der Schmerz in seinem Schienbein fuhr durch den Oberschenkel in den Unterleib und den Bauch hinauf, bis er mit der Kraft eines Vulkanausbruchs seine Schädeldecke zu sprengen schien. Er preßte die Hände auf das pochende Bein und drückte es an die Brust.
    Â»Kendall!« rief er ihr keuchend nach. Dann lauter: »Kendall!«
    Er glaubte keine Sekunde lang, daß sie zurückkommen würde. Deshalb traute er seinen Ohren kaum, als er hörte, wie die Fliegentür quietschend

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