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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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und mir«, begann er. »Chemie, Karma, nenn es, wie du willst. Ich fühlte mich immer zu ihr hingezogen und sie sich zu mir. Als wir vierzehn waren, haben wir es einfach nicht mehr ausgehalten. Damit fing alles an.«
    Kendall preßte sich die Finger auf die zitternden Lippen. Die Wirklichkeit übertraf ihre schlimmsten Befürchtungen. Sie hatte es nicht mit einem einmaligen Seitensprung, einem moralischen Fehltritt zu tun, den er ausbügeln würde, um ihn dann zu bereuen und nie zu wiederholen. Ihn und Lottie Lynam verband nicht nur eine Affäre. Sie hatten eine Beziehung miteinander, die bereits länger dauerte als die meisten Ehen.
    Kendall hatte sich auf einen Kampf eingestellt, damit gerechnet, daß er erst alles abstreiten und dann gestehen würde, um sie
schließlich um Verständnis und Verzeihung anzuflehen. Auf das hier war sie nicht vorbereitet.
    Â»Nach jenem ersten Mal liebten wir uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit, wenn auch in aller Heimlichkeit. Ich verabredete mich mit anderen Mädchen. Sie ging mit anderen Jungs aus. Aber das taten wir nur, damit niemand ahnte, was bei uns ablief. Lottie kaufte die Gummis, damit der Drogist mich nicht bei Dad verpetzen konnte. Deshalb war Lottie bald als Flittchen verrufen. Niemand ahnte, daß sie nur einen einzigen Liebhaber hatte.
    Natürlich kam irgendwann raus, daß wir uns heimlich trafen. Dad bekam Wind von der Sache. Er fragte mich, ob das Gerücht wahr sei; ich stritt alles ab. Dann ließ er mich ein Wochenende allein, angeblich, weil er auf eine Sportmesse in Memphis wollte. Lottie lag gerade mit mir im Bett, als er hereinstürzte.
    Er rief ihren Daddy an, um sie abholen zu lassen. Dad verpaßte mir eine Tracht Prügel und eine Lektion darüber, wie niederträchtig Frauen sein können und wie Mädchen von Lotties Stand Jungs wie mich einzufangen versuchten. Dann gab er mir den Namen und die Adresse einer Nutte in Georgia. Er sagte, er würde liebend gern alle Kosten übernehmen, falls ich diese Frau irgendwann mal brauchen sollte. Aber von Asozialen wie Lottie hätte ich mich fernzuhalten. Von einer wie ihr hätte ich nichts Gutes zu erwarten, sagte er.
    Eine Weile hatte ich Angst, mich mit ihr zu treffen; Angst, er könnte mir auf die Schliche kommen. Dann ging ich fort, aufs College. Im Lauf der Jahre verblaßte die Erinnerung an sie. Ich machte mein Examen, kehrte nach Prosper zurück und begann, auf die Übernahme der Zeitung hinzuarbeiten. Sobald sie mir gehörte, ging ich ins Versicherungsbüro, um das Gebäude und die Einrichtung versichern zu lassen. Und dort saß Lottie.«
    Er schwieg kurz, als sähe er sie wieder an ihrem Schreibtisch in der Versicherungsagentur sitzen.

    Â»Wir sahen uns an. Mehr brauchte es nicht. Wir machten dort weiter, wo wir aufgehört hatten. Ein paar Jahre lang lief alles ausgezeichnet. Dann fing sie an, mich zu erpressen. Sie sagte, ich solle sie entweder heiraten oder sie endgültig in Ruhe lassen. Ich dachte, sie würde nur bluffen, und traf mich nicht mehr mit ihr. Drei Monate später heiratete sie Charlie Lynam.«
    Â»Um es dir heimzuzahlen.«
    Er nickte. »Seitdem ist sie todunglücklich.«
    Â»Außer wenn sie mit meinem Mann zusammen ist.«
    Ungeduldig fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. »Das heute war eine Ausnahme, Kendall. Ich bin nicht mit Lottie zusammen gewesen, seit wir geheiratet haben. Kannst du dir vorstellen, was in mir vorging, als ich erfuhr, daß du sie in diesem Mordfall vertreten würdest? Ich war wirklich nicht begeistert, aber ändern konnte ich auch nichts daran.«
    Â»Warum warst du heute bei ihr?«
    Â»Ich weiß es nicht«, entgegnete er giftig. »Außerdem ist das doch egal.«
    Â»Mir nicht. Du hast dein Ehegelübde gebrochen. Ich will eine Erklärung. Zumindest die habe ich verdient.«
    Offensichtlich fühlte er sich in die Enge getrieben. Er sah sie zornig an und kaute auf seiner Wange. »Ich kann es nicht erklären, okay?«
    Â»Nein. Es ist nicht okay.« Es kostete sie viel von ihrem Stolz, doch sie mußte einfach fragen: »Liebst du sie, Matt?«
    Das stritt er mit einem heftigen Kopfschütteln und einem festen »Nein« ab. »Aber Lottie hat schon immer...«
    Â»Was?« drängte sie. »Was hat sie für dich getan?«
    Â»Sie hat ein ganz besonderes Bedürfnis in mir gestillt!« brüllte er sie

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