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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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bißchen überdeckt. Inzwischen war sie entschlossen, ihren untreuen Mann zur Rede zu stellen, wenn sie auch nicht wußte, wie sie dabei am besten vorgehen sollte. Hier gab es nichts zu planen oder einzustudieren.
    Ihr blieb ohnehin keine Zeit dazu; er war heimgekehrt.
    Sie sah sein Auto von der Straße abbiegen und die lange Auffahrt zu ihrem Haus heraufkurven. Er hupte zweimal, als er sie auf der Veranda sitzen sah. Lächelnd und offenbar erfreut, sie anzutreffen, stieg er aus.
    Â»Hallo! Ich hab’ in deinem Büro angerufen, aber deine Sekretärin meinte, du seist früher gegangen. Wo hast du gesteckt?«
    Â»Ich hatte was zu erledigen.«
    Er sprang die Stufen hoch, stellte seine Aktentasche auf der Veranda ab, hängte sein Sakko über die Armlehne des Schaukelstuhls und beugte sich zu ihr hinunter, um ihr einen Kuß auf die Stirn zu geben. Sie mußte all ihre Selbstbeherrschung aufbieten, um sich nicht von ihm abzuwenden. Wenigstens küßte er sie nicht auf den Mund. Das hätte sie nicht ertragen.
    Er bemerkte ihre leidenschaftslose Reaktion und meinte verständnisvoll: »War es ein anstrengender Tag?«
    Â»Es geht so.«
    Es geht so? Schlimmer hätte es unmöglich kommen können. Sie war von ihrem Ehemann und ihrer Mandantin betrogen worden, deren Zukunft in ihrer Hand lag.
    Matt löste seine Krawatte und ließ sich in den Stuhl neben ihrem fallen. »Ich habe fast den ganzen Tag damit verbracht, in der Staatskanzlei herumzutelefonieren, um jemanden aufzutreiben, der mit einem schlichten Zeitungsfritzen wie mir über den neuen Schuletat spricht. Wenn du nicht von einer großen Zeitung kommst, gibt dir in Columbia keiner ein Interview.«

    Er hatte sich Schuhe und Socken ausgezogen. Jetzt legte er einen Knöchel auf das andere Knie und verabreichte sich selbst eine Fußmassage. »Hast du heute schon mit Dad geredet?«
    Â»Nein.«
    Â»Ich hab’ auch den ganzen Tag nichts von ihm gehört. Möchte wissen, was er vorhat. Ich geh’ mal rein und ruf ihn an.«
    Sie hielt ihn auf, bevor er an der Tür war. »Matt, wann bekomme ich die Fragenliste?«
    Â»Was für eine Fragenliste?«
    Â»Für das Interview mit Mrs. Lynam.«
    Er schnippte mit den Fingern. »Ach ja, richtig. Dann bist du einverstanden? Du gibst mir grünes Licht?«
    Â»Mit ihr zu reden oder sie zu vögeln?«
    Das war zwar kein besonders eleganter Stoß, aber er traf ihn völlig unerwartet und erfüllte jedenfalls seinen Zweck. Sein Gesicht gefror.
    Noch ruhiger, als sie sich erhofft hatte, sagte sie: »Stell dich nicht dumm, denn das wäre nur peinlich für dich und demütigend für mich. Es geht hier nicht um ein infames Gerücht, das ich im Friseursalon aufgeschnappt habe. Ich war heute nachmittag am Haus der Lynams und habe euch beide mit eigenen Augen gesehen. Es gab nur eine mögliche Schlußfolgerung, nichts blieb meiner Phantasie überlassen.«
    Er trat an das Verandageländer und blickte in den Garten, mit dem Rücken zu ihr. Ungeduldig wartete Kendall auf eine Reaktion. Sie war kurz davor, ihm verbal das Messer in den Rücken zu stoßen, als er sich endlich zu ihr umdrehte. Er verschränkte lässig die Arme vor der Brust.
    Â»Was du gesehen hast, hat nichts mit dir zu tun.«
    Es war eine kühle, unbeteiligte Feststellung. Dafür traf sie Kendall mit der Wucht einer Keule. »Nichts mit mir zu tun?«
schrie sie auf. »Das hat nichts mit mir zu tun? Ich bin deine Frau.«
    Â»Ganz genau, Kendall. Ich habe dich zur Frau genommen.«
    Â»Und Lottie Lynam zur Geliebten!«
    Â»Stimmt. Vor Jahren schon. Bevor wir uns kennenlernten.«
    Â»Vor Jahren?«
    Er drehte ihr wieder den Rücken zu, aber sie sprang aus dem Stuhl, packte ihn am Ärmel und zwang ihn, sich ihr zuzuwenden. »Wie lange schläfst du schon mit ihr, Matt? Sag es mir.«
    Wütend befreite er sich aus ihrem Griff. »Seit ich vierzehn bin.«
    Entgeistert wich Kendall einen Schritt zurück.
    Â»So. Bist du jetzt zufrieden, Kendall? Fühlst du dich jetzt besser? Natürlich nicht. Du hättest die Sache einfach auf sich beruhen lassen sollen.«
    Er jedoch tat nichts dergleichen, beließ es keineswegs bei dieser verblüffenden Auskunft. Nun, da die Affäre ans Licht gekommen war, sprudelte es geradezu aus ihm heraus.
    Â»Schon als wir noch neugierige Kinder waren, war da was zwischen Lottie

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