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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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und Stiefel angezogen, seine Jagdausrüstung in einen Leinensack geworfen und das Haus verlassen. Die ergrimmte Miene, mit der sie seinen Abschiedskuß über sich ergehen ließ, schien ihn nur zu amüsieren.
    Kendall blieb noch lange, nachdem er verschwunden war, wie gelähmt in ihrem Stuhl auf der Veranda sitzen. Sie wußte nicht, was sie mehr traf: Matts Untreue oder seine unbekümmerte Reaktion auf ihre Vorwürfe.
    Erwartete er von ihr, daß sie über seinen Seitensprung hinwegsah, weil es sein erster war? Sollte sie ihm etwa zugute halten, daß er der Versuchung so lange widerstanden hatte? Wie konnte er es wagen, ihren Zorn mit einem derartigen Desinteresse abzutun, statt die gebührende Reue an den Tag zu legen?
    Es geschah ihm ganz recht, wenn sie ihre Sachen packte und auszog, solange er nicht da war. Später würde er ihr wohl oder übel um so mehr Aufmerksamkeit widmen müssen!
    Aber das war eine impulsive Zornreaktion, keine kluge, wohlüberlegte Handlungsweise. Wenn sie wirklich eine gute Ehe führen wollte, durfte sie nichts überstürzen. Mit seiner Untreue hatte er sie bis in die Grundfesten erschüttert; sie würde sich nie ganz davon erholen. Doch sie wußte, daß Zorn und Stolz genauso verheerend wirken konnten.
    Am schwersten fiel es ihr zu akzeptieren, daß Matt Lottie seit Jahren liebte und sie geheiratet hätte, wenn Gibb damit einverstanden gewesen wäre.
    Lottie war nicht die Frau, die Gibb an der Seite seines Sohnes
sehen wollte, sie entsprach nicht dem Standard der Burnwoods. Mit Kendall Deaton, der kultivierten, gebildeten, beredten Dame von Welt, war der Senior hingegen einverstanden gewesen.
    Sie hatte nur ein einziges Manko – sie stillte die Bedürfnisse ihres Mannes nicht, dachte sie bitter.
    Hatte Matt oder Gibb sie erwählt? fragte sie sich. Die Vorstellung, daß Gibb einen derartigen Einfluß auf Matts Entscheidungen ausübte, ängstigte sie. Solange sie in Gibbs Gunst stand, wäre alles in Ordnung. Aber falls sie sich jemals gegen ihren Schwiegervater stellen sollte, würde er zu einem gefährlichen Feind.
    Fürs erste vertagte sie diesen peinigenden Gedanken. Jetzt mußte sie sich vor allem klar darüber werden, ob und wie sie ihre Ehe retten wollte.
    Wollte sie sie retten? Ja. Wie also sollte sie vorgehen?
    Sie hatte zwei entscheidende Vorteile gegenüber Lottie Lynam. Erstens hielt Gibb nichts von Lottie, und Matt stimmte fast immer mit Gibb überein. Zweitens konnte Lottie keine Kinder bekommen. Kendall dagegen ging mit Matts Kind schwanger.
    Aber statt Trost aus diesem Umstand zu schöpfen, bereitete ihr das nur noch mehr Kopfzerbrechen. Dies hätte Matts und ihre Nacht werden sollen. Sie hätten das Wunder bestaunen sollen, das ihre Liebe zustande gebracht hatte. Sie hätten über die Entbindung reden, Namen suchen, sich ein strahlendes Heranwachsen für ihr gemeinsames Kind ausmalen sollen.
    Statt dessen hatte er sie sitzenlassen, elend, allein und mit seinem und Lotties Bild im Kopf. Während er ganz ungerührt seinen Hobbys frönte.
    Â»Dieser Mistkerl!« zischte sie. Wie konnte er einfach so seiner Wege gehen, als wäre nichts passiert? Er hatte ihr nicht einmal einen anständigen Streit zugestanden.

    Plötzlich schoß sie aus ihrem Schaukelstuhl hoch und lief ins Haus. Ein paar Sekunden später hatte sie sich ihre Handtasche geschnappt, saß in ihrem Auto und raste die Auffahrt hinunter.
    Sie wollte mit Matt verheiratet bleiben. Sie wollte eine Familie haben. Sie wollte zu einer Familie gehören.
    Aber nicht, wenn sie dafür ihre Selbstachtung aufgeben mußte. So durfte man sie nicht behandeln. Sie würde sich nicht als Fußabstreifer mißbrauchen lassen. Matt konnte nicht einfach so tun, als wäre sie nicht außer sich, sondern bloß vorübergehend beleidigt.
    Wenn er wollte, daß ihre Ehe Bestand hatte, mußte er sich zu seiner Schuld bekennen. Sie verlangte sein Wort darauf, daß es keine weitere Affäre mit Lottie Lynam oder irgendwem sonst geben würde. Was seine eheliche Treue anging, ließ sie nicht mit sich handeln. Wenn er bereit war zuzugeben, daß er einen Fehltritt begangen hatte, würde sie ihm verzeihen.
    Doch dieses Angebot galt nur für heute abend.
    Sie würde nicht wie ein gehorsames, willenloses, gutes kleines Weibchen zu Hause auf seine Rückkehr warten. Er hatte sich ihrem Streit

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