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Die Zeugin

Die Zeugin

Titel: Die Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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diese Flüchtigkeit ließ Kendall innerlich schmelzen.
    Schließlich belohnte er ihr Warten, sein Kuß forderte Erwiderung; besitzergreifend drang seine Zunge in ihren Mund. Das süße Ziehen in ihrem Bauch wurde langsam unerträglich. Sie spürte, wie das Blut in ihr Geschlecht schoß, spürte es pochen und feucht werden; sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich zum letzten Mal so sinnlich gefühlt hatte. Ihre Brüste waren fest und reagierten auf die leiseste Berührung. Sie verzehrte sich danach, seine Hände, seinen Mund darauf zu spüren.
    Â»Kendall?«
    Â»Hmm?«
    Â»Laß uns zu Bett gehen.«
    Bett. Er wollte mit ihr ins Bett, um sie zu lieben. Er würde erwarten, daß sie sich wie seine Frau benahm.

    Ohne daß sie es wollte, meldete sich die Vernunft. Kendall konnte ihr genausowenig entkommen wie einer Lawine, die sie einfing und ernüchterte. Es gab kein Entrinnen.
    War sie wahnsinnig? Hatte sie ebenfalls das Gedächtnis vertoren? Das durfte nicht geschehen!
    Â»Es tut mir leid. Ich kann nicht.«
    Sie löste sich so jäh aus seinen Armen, daß beide beinahe das Gleichgewicht verloren. Sie wich zum Schreibtisch zurück und streckte abwehrend beide Arme von sich. »Bitte, tu das nie wieder.«
    Er sah sie frustriert und finster an. Dann fluchte er leise und heiser. »Das ergibt doch keinen Sinn, Kendall. Was hast du denn?«
    Â»Ich will einfach nicht. Und damit Schluß.«
    Â»O nein. Ich habe das Recht auf eine Erklärung.«
    Â»Ich habe es dir schon erklärt.«
    Â»In Rätseln, die nicht mal ein Zauberer lösen könnte.« Er sprach so laut, daß Kevin mißbilligend maunzte. Als das Baby wieder eingeschlummert war, preßte er sich die Handballen an die Schläfen und atmete stöhnend aus. »Mir will das einfach nicht in den Kopf. Wenn wir Mann und Frau sind, wie du behauptest, wenn wir es beide wollen ...«
    Â»Ich will nicht . Schon lange nicht mehr.«
    Â»Warum nicht?«
    Â»Wegen der Schmerzen.«
    Â»Schmerzen?« Er wurde blaß. »Habe ich dich irgendwann verletzt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht physisch. Psychisch.« Tränen traten ihr in die Augen. »Ich weiß es noch wie heute, und es tut immer noch weh.«
    Wieder spürte sie die Schmerzen und die Demütigung, die sie an jenem Nachmittag vor Lottie Lynams Haus erfahren hatte.
Sie schlang sich die Arme um den Leib, als würde sich alles in ihr verkrampfen.
    Â»Ach, du Scheiße!« Seine Lippen, die sie Sekunden zuvor noch so erotisch bedrängt hatten, zogen sich vor Verbitterung und Reue zu einem dünnen Strich zusammen. »Ich hatte eine andere, war es das?«

21. Kapitel
    Kendall saß in dem Schaukelstuhl auf der Veranda und starrte ins Leere. Sie nahm nicht mal die Eichhörnchen wahr, die einander von Baum zu Baum jagten, obwohl sie deren Treiben sonst so gern zuschaute. Sie hörte weder das durchdringende Röhren der Kettensäge, die jemand in der Ferne angeworfen hatte, noch das Zetern des Eichelhähers, in dessen Territorium sie sich niedergelassen hatte.
    Ihre Sinne waren völlig betäubt, seit sie beobachtet hatte, wie ihr Mann Lottie Lynam mit größerer Leidenschaft liebte, als er sie je in ihrem Ehebett aufgebracht hatte.
    Kendall ärgerte sich, weil sie die beiden nicht gleich zur Rede gestellt hatte. Sie hatte sie in flagranti ertappt, da wäre nichts abzustreiten gewesen. Warum hatte sie den beiden nicht so den Marsch geblasen, wie sie es verdient hatten?
    Weil sie in diesem Augenblick nicht die Kraft aufbrachte, irgend etwas zu unternehmen, außer sich zurückzuziehen und ihre Wunden zu lecken. Sekundenlang hatte sie ungläubig auf das Szenario gestarrt und halb darauf gewartet, daß die beiden sich zu ihr umdrehen, lachen und Ȁtsch, reingelegt« rufen würden, als hätten sie ihr nur einen grausamen Streich gespielt.
    Es war kein Streich. Es war auf schreckliche Weise wahr. Fasziniert und voller Entsetzen klebten ihre Blicke an den beiden Liebenden. Als sie es schließlich nicht mehr aushielt, war sie geduckt auf der ungeteerten Straße davongeschlichen. Bevor sie ihr Auto erreicht hatte, wurde ihr übel, und sie übergab sich auf die im Straßengraben wuchernden Schlingpflanzen. Irgendwie hatte sie es nach Hause geschafft.

    Es vergingen Stunden. Wut hatte sich langsam in ihr aufgestaut und den Schmerz ein kleines

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