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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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der König von Württemberg ist tot. Wie gerne hätte er die Ankunft seiner Enkelin noch erlebt, doch es war Gottes Wille, ihn früher zu sich zu rufen. Was für traurige Streiche spielt das Leben uns Menschen doch? Genau elf Stunden nach dem Tod meines geliebten Onkels durfte ich Marie das Leben schenken, die – dem Himmel sei Dank! – gesund und wohlauf ist. Eure Zustimmung erhoffend haben wir unserer ersten Tochter Euren Namen gegeben – möge ihr Leben so erfüllt werden wie das Eure! So herrscht in Stuttgart Grund zur Freude und Trauer zu gleichen Teilen. Wie gerne würde ich diese Stunden an Eurer Seite erleben, geliebte Maman! Euer Trost und Eure Liebe, aber auch Euer weiser und besonnener Rat fehlen mir unendlich, und ich bete täglich, Gott möge mir die Kraft geben, meine Entscheidungen in Eurem Sinne zu treffen, denn dann sind sie richtig getroffen!
    Nach Friedrichs Tod wird sich für Wilhelm und mich sehr viel verändern. Doch bevor ich von meinen eigenen Sorgen sprechen möchte, will ich versuchen, Euren Schmerz über den Tod Eures geliebten Bruders zu lindern. Ich lüge nicht, wenn ich sage, Friedrich sei sich bis zuseinem Ende treu geblieben! Seine starke Natur hat sich gegen seine Krankheit gewehrt, doch wurden die Krämpfe in der Brust immer schlimmer und raubten ihm am Ende den Odem. Mathilde berichtete mir, daß er bis zu seinem Tod bei Bewußtsein war und mit ihr reden konnte, was beiden in der schweren Stunde des Abschieds ein wenig Trost bereitete.
    Wilhelm hat angeordnet, daß sich sämtliche Kirchenglocken Württembergs vier Wochen lang zur selben Stunde zum Trauergeläut vereinigen sollen. Leider konnte ich weder dem Leichenzug noch Friedrichs Beisetzung beiwohnen, Maries Geburt hat mich doch mehr geschwächt, als ich dies für möglich hielt. Wie einfach und unkompliziert war da doch die Geburt der beiden Prinzen gewesen! Doch laut Wilhelm soll es ein würdiger Abschied von einem mehr als würdigen König gewesen sein. Dies, so lauteten seine eigenen Worte, war das mindeste, was er seinem Vater schuldig war. Wilhelm selbst scheint über den plötzlichen Tod genauso erschüttert zu sein wie wir alle, doch ist es nicht seine Art, viel über seine Gefühle zu reden. Sehr zu meinem Leidwesen! Oft bekomme ich meinen Gemahl tagelang nicht zu Gesicht, und in der uns verbleibenden, kostbaren Zeit verschließt er sich mir gegenüber wie eine schwere Eisentür. Außerdem lastet die Krone der Verantwortung noch recht schwer auf seinen Schultern. Chѐre Maman, wir wissen beide, wie schwierig es für einen Thronfolger ist, so spät im Leben das Zepter zu übernehmen …
    In diesem Zusammenhang möchte ich Euch um etwas bitten und gleichzeitig um äußerste Vertraulichkeit beschwören. Wenn Ihr mein Anliegen erst kennt, werdet Ihr mir zustimmen, daß es sehr delikat ist: Zu meinem großen Kummer muß ich gestehen, daß es Wilhelm und Friedrich nicht mehr gelungen ist, sich gänzlich auszusöhnen. Zu viele Mißverständnisse standen wohl zwischen Sohn und Vater, die nun nicht mehr aus der Welt geräumt werden können. Hauptsächlich scheint Wilhelm, nicht über den mysteriösen Tod seiner Mutter hinwegzukommen. Ich weiß: Viele Jahre sind seitdem vergangen, und man sollte meinen, daß mit der Seele der Frau auchdie ihres Sohnes ihre Ruhe gefunden hat. Doch dem ist leider nicht so. Unglückseligerweise jedoch kann ich Wilhelm nicht helfen, da ich so gar nichts über die Geschichte weiß! Deshalb bitte ich Euch, geliebte Maman, inständig: Erzählt mir, was damals geschehen ist! Was wißt Ihr über diese unselige Angelegenheit, über der seit so vielen Jahre der Schleier der Verschwiegenheit liegt? Auch wenn sich solche Dinge besser von Angesicht zu Angesicht erzählen lassen, bitte ich Euch um Wilhelms willen, mir alles mitzuteilen, was Ihr wißt. Solange der Tod seiner Mutter wie eine große, dunkle Wolke über ihm schwebt, wird Wilhelm wohl auch in Zukunft keine Ruhe finden.
    Friedrichs Erbe wird kein leichtes sein, weder für Wilhelm noch für mich. Die Schwierigkeiten mit der Verfassung scheinen ein endloses Trauerspiel zu werden, in das sich mein Gemahl mit seiner ganzen Kraft und Zeit zu stürzen gedenkt. Manchmal befürchte ich, daß er dabei andere Dringlichkeiten übersieht. Geliebte Maman, Ihr könnt Euch die

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