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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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dabei waren dies die einzigen Gelegenheiten, sich unter vier Augen zu unterhalten!
    Hastig schloß Katharina die restlichen Ösen ihres silbergewirkten Ballkleides. Wie immer hatte sie aus Bequemlichkeit bis zur letzten Minute damit gewartet, sich ganz anzukleiden. Dafür waren ihre Haare schon längst zu einer perfekt aufgetürmten, dunkelbraun-glänzenden Krone hergerichtet worden, durch die sich unzählige silberne Bänder schlängelten.
    Â»Immer langsam, Geliebte! Es gibt für alles eine Zeit, doch sollen diese letzten Stunden unseres ersten gemeinsam verbrachten Jahres nicht zum Reden bestimmt sein.« Seine Augen waren dunkel vor Liebe und Zuneigung, als er ihr einen in tiefblauen Samt gewickelten Gegenstand überreichte.
    Zwei rote Flecken zeigten sich plötzlich auf Katharinas blassem Gesicht, und ihre Augen glänzten. Vorsichtig deckte sie die schweren Falten auf. »Ein Ei! Und es läßt sich sogar öffnen! Was sich wohl darin verbergen mag?« Mitkindlicher Neugier drehte sie das in rotem Moirée emaillierte Kleinod hin und her. »Der Romanov-Adler und die Krone – Wilhelm, ich befürchte, du hast sämtliche Grundsätze des sparsamen Schwaben für dieses Geschenk aufgeben müssen.«
    Wilhelm erwiderte ihr Lächeln. »Das kommt halt davon, wenn man eine verwöhnte Russin zur Frau nimmt. Ich hätt’ halt doch eine meiner schwäbischen Cousinen ehelichen sollen …« Er seufzte, doch war ihm die Freude über seine gelungene Überraschung, die er schon vor Wochen bei einem Juwelier in Petersburg in Auftrag gegeben hatte, anzusehen.
    Katharina knuffte ihn spielerisch in die Seite. »Ich warne dich! Auch wenn du dich neuerdings König rufen läßt – gehe nicht zu weit! Schließlich bin ich deine Königin und eine neugierige dazu.« Sie raffte ihre Röcke zusammen und setzte sich auf einen der dunkelrot gepolsterten Sessel, die überall im Raum zum Ruhen einluden. Viel lieber hätte sie Wilhelm sofort von ihrem Gespräch mit den beiden Küchenhilfen berichtet. Es hatte ihr mehr Aufschlüsse über ihr weiteres Vorgehen vermittelt, als sie dies in ihren kühnsten Träumen gehofft hatte. Doch wollte sie Wilhelms offensichtliche Freude nicht verderben, und so begann sie, mit großem Aufsehen das rote Email-Ei zu öffnen, das auf der Vorderseite mit einem Miniatur-Portrait von ihr verziert war. Wohlwollend stellte sie fest, daß der Künstler auf allzuviel Wirklichkeitstreue und somit auch auf die Wiedergabe ihrer hohen Stirn verzichtet hatte. Dann allerdings verschlug es ihr doch die Sprache. Was sie im Inneren zu sehen bekam, war so reizend, so wertvoll gearbeitet und so liebevoll für sie ausgesucht, daß sie vor lauter Staunen still wurde. Auf einer Schneespur aus glitzernden Diamanten war ein Schlitten aus purem Gold zu sehen, der von zwei prächtigen Pferden gezogen wurde. Deren Mähnen waren weiß, ihr Geschirr inRubinrot und im tiefen Blau des Safirs emailliert. »Eine Schlittenfahrt im Schnee!« Ihre Stimme klang so sehnsüchtig wie die des Frühlingsvogels, der die alljährliche Neugeburt des Lebens nicht erwarten kann.
    Wilhelm räusperte sich. »Vielleicht sollten wir uns das Ganze einmal in natura ansehen …?«
    Â»In natura? Wie meinst du das? Wenn wir in Petersburg wären, würde ich dich ja verstehen, aber …«
    Â»Dann komm doch einfach mit, meine Zweiflerin! Laß dir einen Mantel bringen und vergiß auch einen Schal nicht! Denn was ich mit dir vorhabe, verspricht ein recht frisches Vergnügen zu werden!«
    Kurze Zeit später nahm es Katharina ein zweites Mal den Atem. Im Schloßhof wartete ein prächtiger Schlitten auf sie, vor dem zwei leibhaftige Rösser mit ihren Hufen ungeduldige Bilder in den Schnee schlugen.
    Â»Ein frohes neues Jahr, geliebte Katharina!« Sanft nahm Wilhelm die ungläubig Staunende in seine Arme. »Da ich deine Sehnsüchte nach den Petersburger Schlittenfahrten kenne, soll mein Geschenk eine kleine Entschädigung für entgangene Genüsse dieser Art sein.«
    Â»Das sind aber auch die einzigen Genüsse, die ich mir in Petersburg vorstellen kann«, antwortete sie trocken. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn auf den Schlitten zu. »Ach, wenn das Maman sehen könnte! Wie würde sie sich mit mir freuen! Nun bist du mir aber eine kleine Ausfahrt schuldig. Nein,

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