Die Zuckerbäckerin
auch sie wollte von ihr gelobt werden.
Tief in Gedanken versunken zuckte die Königin unmerklich zusammen, als habe sie die Gegenwart der beiden Schwestern schon vergessen. Mit einer ungeduldigen Handbewegung forderte sie die beiden zum Gehen auf. »Es ist gut. Es ist gut. Ihr könnt wieder an die Arbeit.« Sie lächelte beide an, doch dann blieb ihr Blick auf Eleonore haften. »Du hast mir sehr geholfen. Nun muà ich mir das, was ich gehört habe, durch den Kopf gehen lassen.«
»Ich würde Euch sehr gerne wieder einmal von Hilfe sein«, erwiderte Eleonore. Die Worte waren unwillkürlich aus ihrem Mund gepurzelt, aber sie kamen aus ihrem Herzen. »Daà sich eine Königin um die Ãrmsten der Armen Gedanken macht, das ⦠das ist â¦Â«
»Was ist das?« Amüsiert lächelte Katharina die junge Frau an. »So sprich dich ruhig aus, auch eine Königin braucht hin und wieder ein Lob!«
»⦠edelmütig ist das«, brachte Eleonore schlieÃlich heraus und schämte sich für ihre schlichten Worte.
»Genau«, pflichtete Sonia ihr schnurstracks bei. »So viel Edelmut ist bewundernswert.«
Wieder zuckte Katharina bei Sonias Worten zusammen, als habe sie ein lästiges Insekt gesichtet. Ohne sie weiter zu beachten, wandte sie sich erneut an Eleonore.
»Ich werde deine Hilfe für das, was ich vorhabe, sicher noch öfter benötigen. Und ich freue mich, daà du sie mir so groÃherzig anbietest. Doch nun geht rasch an eure Arbeit zurück, sonst verpassen wir alle am Ende noch den Jahreswechsel. Ich wünsche euch ein segensreiches, neues Jahr. Möge es bessere Zeiten bringen als das letzte.«
»Und ich freue mich, wenn du mir deine Hilfe so groÃherzig anbietest«, äffte Sonia Katharinas letzte Worte nach.»Du meine Güte, Lorchen, ich wuÃte gar nicht, daà du so gut schmeicheln kannst.« Sie lachte rauh auf. »Die Königin braucht unsere Hilfe, daà ich nicht lache!«
Verletzt starrte Eleonore ihre Schwester an. »Das habe ich ehrlich gemeint! Wie kannst du dich nur darüber lustig machen?«
»Ha! Wenn das nichts ist, worüber man sich lustig machen kann, was dann? Die Königin fragt uns über die Nöte der Armen aus!« Sonias Stimme triefte derart vor Spott, daà es Eleonore schüttelte. »Wenn ich so viel Reichtum hätte wie die da â¦Â«, unwirsch nickte sie mit dem Kopf nach oben, »dann wüÃte ich weià Gott was Besseres zu tun, als mich mit Küchenmädchen abzugeben.«
»Ja, das glaubâ ich dir aufs Wort! Daà du dich einen Dreck scheren würdest um das Schicksal von Menschen, denen es nicht so gut geht.«
»Ja und? Kümmert sich denn jemand um uns? Für die Russin ist es doch ein leichtes, den Armen hier und da eine Brotkrume zukommen zu lassen. So viel Gold und Geld wie sie hat«, spuckte Sonia Eleonore ins Gesicht.
»Ich glaube nicht, daà die Königin nur âºBrotkrumenâ¹ verteilen will. Nein, die hat groÃe Dinge vor, das fühlâ ich irgendwie.« Noch immer klangen Katharinas Worte in ihr nach.
»Und was fühlt meine Schwester sonst noch alles? Vielleicht ein heiÃes Gefühl zwischen den Beinen, hä? Wie du mit diesem rothaarigen Idioten liebelst, ist ja ekelhaft!«
»Ach, daher weht der Wind. Daà ich auch einmal einem Mann gefalle, das paÃt dir nicht? Wo du dich doch mit Hinz und Kunz herumtreibst.«
»Ein Mann, pah! Den nennst du einen Mann? Da kann ich dir â¦Â«
»Ach, laà mich doch in Ruhe. Ich habe die Nase voll von dir und deiner bösen Zunge!« Zum ersten Mal in ihremganzen Leben schnitt Eleonore Sonia das Wort ab und lieà diese stehen. Sie brauchte Zeit. Wie gerne wäre sie jetzt allein gewesen! Es war so viel geschehen, worüber sie nachdenken muÃte. Doch die Arbeiten für die Feierlichkeiten zum Jahreswechsel warteten auf sie, und so machte sie sich schnellstens auf den Weg zu Johann, um sich zurückzumelden. Und nach der Arbeit würde sie Leonard treffen!
7
W ilhelm, wie schön, dich zu sehen. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich dir alles zu berichten habe!« Mit einem Klirren lieà Katharina die silbernen Ohrgehänge fallen, die sie gerade anlegen wollte, und drehte sich entzückt zu Wilhelm um. Daà er sie vor dem Abendmahl in ihren Gemächern besuchte, kam in letzter Zeit viel zu selten vor. Und
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