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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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ihre Schwester zu öffnen, und vielleicht würde sie dann …?
    Â»Was genau willst du mit deinen Andeutungen sagen?«
    Für einen Augenblick zögerte Leonard noch.
    Â»Weißt du eigentlich, was Sonia treibt, wenn sie sich heimlich aus der Küche schleicht?«
    Als Eleonore den Kopf schüttelte, fuhr er fort. »Sie läßt sich mit allen möglichen Burschen ein. Die Knechte im Stall, meine Holzträger, die Wasserträger, die Wachen – selbst ein paar von den Schloßdienern –, von allen läßt sie sich anfassen, erlaubt deren gierige Finger auf ihrem Leib. Manch einer brüstet sich auch damit, daß sie mehr zuläßt, wenn man nur dafür zahlen kann.« Mit traurigen Augen beobachtete er, wie sich der Dolch seiner Worte in Eleonores Herz bohrte, wie die Wunde, die er ihr zufügte, immer tiefer wurde. Dennoch fuhr er fort: »Siehst du denn nicht die Blicke, die sich die Männer zuwerfen, wenn Sonia an ihnen vorbeigeht? Siehst du nicht, wie ihre Schürzenbänder scheinbar zufällig immer dann über ihrer Brust aufgehen, wenn ein Mann vorübergeht? Und wunderst du dich nicht, von welchem Geld sie sich den ganzen Tand und Zierrat kaufen kann, mit dem sie sich behängt?«
    Â»Die Mannsbilder sind Sonia schon immer nachgerannt,sie gefällt ihnen halt«, antwortete Eleonore wenig überzeugend. »Die Amulette und Armreifen und auch die Perlen in ihrem Haar – das sind alles Geschenke, hat sie mir erzählt. Wie kannst du behaupten, daß sie dafür Liebesdienste anbietet!« Doch ihren Worten fehlte die Schärfe, sie konnte Leonards Offenbarungen nichts entgegensetzen. »Du hast Sonia noch nie leiden mögen, wahrscheinlich weil sie auf dich kein Auge geworfen hat«, fügte sie etwas trotzig hinzu.
    Leonard schüttelte den Kopf. Nachdem Eleonore seine Offenbarungen so tapfer ertrug, entschloß er sich, ihr die ganze Wahrheit zu sagen. »Das ist noch nicht alles.« Seine Stimme war so weich wie das Fell einer jungen Katze, trotzdem trafen Eleonore auch seine nächsten Worte wie ein harter Schlag. »Sie stiehlt Zucker in der Küche und von den Anrichtetischen im Vorzimmer des Speisesaales. Martini, der Tischdiener, hat sie dabei erwischt und zur Rede gestellt. Sie flehte ihn um sein Stillschweigen an und versprach ihm, sich dafür noch am selben Abend mit ihm zu treffen.«
    Â»Und woher weißt du das alles?« Eleonores Stimme klang nun so blechern, als hielte sie sich einen Trinknapf vor den Mund.
    Â»Ich kam zufällig im gleichen Moment mit einer Bahre Holz zur Tür herein. Das scheint wohl mein Schicksal zu sein – beim Holztragen andere Leute zu überraschen«, fügte er trocken hinzu. »Sie haben mich beide gesehen, aber nichts gesagt. Dann sind sie eilig auseinandergesprungen.«
    Vielleicht war das der Grund dafür, daß Sonia immer so böse von Leonard sprach, schoß es Eleonore durch den Kopf. Sie schaute ihn an. Was erwartete er von ihr?
    Â»Vielleicht ist ein Körnchen Wahrheit in dem, was du sagst«, antwortete sie ihm mit fester Stimme. »Und wenn, dann muß ich mich an der eigenen Nase fassen. Denn habeich als die Ältere von uns beiden nicht die Pflicht, auf Sonia zu achten?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hab’s meiner Mutter in die Hand versprechen müssen, kurz bevor sie gestorben ist, daß ich auf Sonia aufpassen werde. Und nun? Columbina würde sich im Grabe umdrehen!«
    Â»Columbina?«
    Eleonore zuckte zusammen. Fast hätte sie sich und Sonia verraten, und damit wäre nun niemandem geholfen gewesen! Abrupt packte sie ihn am Ärmel.
    Â»Leonard, ich flehe dich an! Du darfst niemandem etwas davon erzählen, was du von Sonia behauptest! Wenn sie uns aus dem Schloß werfen – ich wüßte nicht weiter!«
    Er schüttelte verwirrt den Kopf. Kannte sie ihn denn immer noch nicht? »Natürlich erzähl’ ich niemandem etwas. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer von den Obrigen selbst hinter Sonias Lumpereien kommt. Und dann kann ihr keiner helfen, dann fliegt sie in hohem Bogen aus dem Schloß.«
    Â»So weit darf es nicht kommen.« Kalte Angst umklammerte Eleonores Herz, wenn sie daran dachte, wieder auf die Straße zurück zu müssen.
    Â»Jetzt beruhig dich wieder. Vielleicht kommt sie ja von selbst zur Einsicht«, antwortete Leonard wider Willen. »Und

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