Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
Grafen Aschewujin bestellten Pferde würden durch ihr feuriges, frisches Blut nicht nur den Landesgestüten einen Aufwind bringen, sondern ihr persönliches, mit eigenen Geldern bezahltes Geburtstagsgeschenk für Wilhelm sein!
    Nachdem sie den Brief Fräulein von Baur zum sofortigen Weitertransport überreicht hatte, gönnte sie sich eine Pause. Schwerfällig stand sie von ihrem Schreibtisch auf und tratans Fenster, um die warme, süße Mailuft einzuatmen. Obwohl sie es weder sich selbst, geschweige denn einem anderen eingestanden hätte, bedurfte sie diesmal mehr Ruhepausen als bei ihren vorherigen Schwangerschaften. Abends fiel sie in einen so müden, bleiernen Schlaf, daß selbst die Alpträume der Nacht ausblieben. Jetzt blieb ihr gerade genug Zeit, um sich ein wenig auszuruhen, bevor ihre Berater zu einem weiteren Gespräch wegen der geplanten Sparbank erscheinen würden.
    Sie läutete nach Niçoise, um sich die Zöpfe lockern zu lassen. Vielleicht würde dann das Pochen in den Schläfen nachlassen. Sie schloß die Augen, während die Kammerzofe vorsichtig Nadel für Nadel aus ihrem Haar löste.
    Â»Madame arbeiten wieder einmal zuviel! Den ganzen Morgen nur Schreibarbeiten, den ganzen Nachmittag Besprechungen mit allen möglichen Herren, und der Abend wird Euch auch nicht alleine gehören! Und das in Eurem Zustand! Mon Dieu, wo soll das hinführen?«
    Â»Nirgendwohin, Niçoise«, antwortete Katharina schläfrig. »Die Arbeit macht mir Spaß! Und außerdem: Einer muß sie schließlich tun!«
    Â»Aber dafür sind doch die Berater da! Wozu seid Ihr schließlich Königin? Doch nicht, um mehr zu arbeiten als der strebsamste Untertan!«
    Katharina lachte auf. »So kann man das natürlich auch sehen. Aber für mich bedeutet Königin zu sein ein Beruf – ob es gar eine Berufung ist, wage ich nicht zu behaupten, das sollen meine Nachfahren beurteilen, wenn ich erst einmal gestorben bin.«
    Â»Dieses Gerede vom Tod! Brrr! Mir wird ganz schaurig zumute! Und Eure Majestät sollte auch nicht so leichtfertig davon sprechen, geliebte Königin.« Ihre Blicke trafen sich im Spiegel.
    Â»Du hast recht! Laß uns von der geplanten Sparbankreden. In vierzehn Tagen öffnet sie ihre Pforten. Was hältst du davon? Wirst du auch einen Teil deines Lohnes dorthin tragen?«
    Niçoise war offene Gespräche dieser Art gewöhnt und fühlte sich insgeheim stets sehr geschmeichelt. Was jedoch kein Grund war, deshalb auf ihre unverblümte Ehrlichkeit zu verzichten. »Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not! Ich glaube, daß Ihr mit dieser Devise hier im Lande sehr gut ankommen werdet.«
    Katharina hob den Kopf, um Niçoises Blick im Spiegel einzufangen. »Meinst du? In England funktioniert es prächtig, wovon ich mich auf meiner Europareise selbst überzeugen konnte. Das ist zwar schon einige Jahre her, aber es heißt, die Ersparnisanstalten werden heute sogar noch besser angenommen als damals. Und auch mein früherer Schwiegervater, Herzog Friedrich von Oldenburg, weiß nur Gutes von seiner Landessparkasse zu berichten. Selbst kleinste Geldbeträge werden von den Dienstboten dorthin getragen, auf daß das Geld Zinsen bringe. Nach dem Elend, das ich in den letzten Jahren hier in Württemberg miterleben mußte, kann ich nur hoffen, daß die Menschen den Sinn einer solchen Einrichtung erkennen. In guten Zeiten einen Heller zur Seite zu legen tut niemandem sonderlich weh – und in schlechten Zeiten wird jeder dankbar sein, daß er es getan hat! Niçoise! Hörst du mir eigentlich noch zu?«
    Â»Ja, jedes Wort habe ich gehört. Mir fiel nur gerade etwas auf … Diese Landessparkasse Eures oldenburgischen Schwiegervaters – ihr Name klingt gut! Besser als diese schreckliche ›Ersparnisanstalt‹! Und auch besser als Eure Sparbank! Verzeiht mir meine Offenheit – aber ist es nicht so: Eine Bank ist für den einfachen Mann etwas, worauf er sich setzen kann. Da soll er plötzlich sein Geld hintun? Wüßte ich nicht von Euch, was es mit dieser Bank auf sich hat, wäre mir die Sache sicherlich auch suspekt. Und vorallem hätte ich kein Vertrauen! Eine Kasse, eine Schatulle – ja, das kennen die Leute. Da legen sie auch zu Hause ihre Wertsachen hinein. Was ist? Warum lacht Ihr?« Mißtrauisch schaute Niçoise Katharina an, die

Weitere Kostenlose Bücher