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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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bedacht, solche Umstände zu vermeiden. Bisher hatte er Glück gehabt, keine seiner Geliebten hatte je versucht, ihn mit einem Kind zur Heirat zu zwingen, und so war er bis zum heutigen Tage glücklicher Junggeselle geblieben. Wein, Weib und Gesang – dieser Spruch war wie für ihn gemacht. Nur, so ganz glücklich fühlte er sich neuerdings nicht mehr dabei. Er wußte nicht genau, wann es angefangen hatte. Aber er konnte die Tatsache nicht mehr übersehen, daß ein Blick in Eleonores zartes Gesicht, in ihre ernsthaften, braunen Augen, sein Herz dazu brachte, schneller zu schlagen. Vielleicht war nun die Zeit, dem ewigen Junggesellenleben ade zu sagen? Und wieso kam ihm Ochsen dieser Gedanke erst jetzt, wo schon die Hälfte aller männlichen Bediensteten des Schlosses um Eleonores Rock herumschlichen?
    Mit ungewohnter Heftigkeit schlug Eleonore ihr Buch zu.
    Â»Nirgendwo ist etwas über gebackenes Eis zu finden!« Sie blies die Luft aus ihren Wangen, wie nach einer körperlichen Anstrengung. »Ich weiß nicht, wo ich noch danach suchen soll. Ach, wahrscheinlich würde es auch gar nicht klappen. Dann gibt es eben eine Charlotte oder ein Soufflé zu den Tauffeierlichkeiten – was soll’s! Das wichtigste ist doch sowieso die kleine Sophie, und daß sie und die Königingesund sind. Wahrscheinlich werden die Taufgäste vor lauter Verzückung über die Prinzessin gar nicht mitbekommen, was sie essen!«
    Johann warf einen kurzen Blick auf die runde Küchenuhr über der Tür. Es war noch nicht einmal halb vier – sie hatten noch gut eine Stunde Zeit, bevor es galt, sich ans Nachtmahl zu machen. Zeit, um ungenutzte Chancen wieder wettzumachen …
    Â»Wenn du jetzt fertig bist, komme ich vielleicht auch einmal dazu, ein oder zwei Dinge zu sagen.«
    Aufgeschreckt über seinen strengen Ton sah Eleonore hoch.
    Â»Erstens: Daß du in keinem der Rezeptbücher etwas über gebackenes Eis gefunden hast, heißt nicht, daß es so etwas nicht geben kann. Es heißt lediglich, daß vor dir noch niemand auf den gewagten Gedanken gekommen ist, so etwas herzustellen oder darüber zu schreiben. Zweitens sind es noch über zwei Wochen bis zur Tauffeier der kleinen Prinzessin. Genug Zeit, um ein neues Rezept auszuprobieren. Drittens: Wer den Mut hat, neue Rezepte zu ersinnen, muß auch den Mut haben, sie als erster auszuprobieren – wenn du willst, helfe ich dir dabei.« Und viertens läßt dich diese neue Aufgabe vielleicht den Rothaarigen schneller vergessen, fügte er im Geiste hinzu. Und fünftens werde ich alles tun, um dir dabei so nahe wie nur möglich zu kommen …
    Â»Du würdest mir helfen?« Eleonores Erstaunen war nicht zu überhören. Sie mußte ihn ja für einen besonders unfreundlichen Kauz halten! Wütend über seine eigene Zurückhaltung in den letzten Wochen und Monaten, versuchte er sein sanftestes Lächeln. Doch Eleonore war schon aufgestanden. »Ich habe ja schon eine Idee: Der Teig, in den ich das Eis hüllen würde, müßte so luftig sein, daß er in Windeseile durchgebacken ist. Gleichzeitig muß er so fest sein, daß das Eis ihn nicht genauso schnell durchweicht. EinStrudelteig’ wäre also nicht das schlechteste, vor allem, wenn ich ihn …«
    Mit leichten Schritten und einem festen Entschluß folgte Johann Eleonore in die Zuckerbäckerei.

27
    S onia war schlecht gelaunt. Verdrießlich tunkte sie einen Lappen in den Wassereimer, wrang ihn kurz aus und wischte lustlos damit auf dem Boden hin und her. Zwischendurch hielt sie immer wieder inne, um wenigstens Gustavs Rückkehr ins Theater nicht zu verpassen. In der letzten Zeit ging er immer öfter ohne sie weg. Der Rotweingeruch seines Atems und seine weinselige Laune bei seiner Rückkehr sprachen dafür, daß er die Wirtshäuser der Stadt aufsuchte. Früher hatte er Sonia immer mitgenommen, sie unter den neidischen Blicken der anderen Männer wie eine Prinzessin mit den feinsten Happen gefüttert. Heute schob er sie grob zur Seite, wenn er wegwollte. Kam er dann zurück, wurde er meist aufdringlich und bestand darauf, daß Sonia alles stehen und liegen ließ, um seine männlichen Gelüste zu stillen. Sonia konnte von Glück reden, wenn sie es schaffte, ihn dann bis in seine Umkleidekammer zu bugsieren. Einmal hatte er sie auf den Stufen zur Bühne

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