Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zufalle des Herzens

Die Zufalle des Herzens

Titel: Die Zufalle des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fay Juliette
Vom Netzwerk:
zurückgehen und einen zweiten Versuch machen sollte, doch dann setzte sie ihren Weg die Stufen hinunter fort. Durch die offene Tür konnte Dana hören, wie sie Kimmi anblaffte, als sie ins Auto stieg. Dann ließ Nora den Motor aufheulen und raste rückwärts die Einfahrt hinunter, nur knapp am Briefkasten vorbei.
    Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Dana, deren Haut gerötet war, die winterliche Luft bemerkte, die durch die offen stehende Tür ins Haus eindrang. Sie setzte ihre wie gelähmt wirkenden Gliedmaßen in Bewegung, um den Stollenschuh wegzuräumen und den Eingang frei zu machen. Als sie sich umdrehte, stand Morgan, die Augen schreckgeweitet, am anderen Ende der Diele.

- 31 -
    A ls ihre Mittagspause begann, wusste Dana, dass ihr in den vergangenen vier Stunden etliche Fehler unterlaufen waren – angefangen damit, dass sie vergessen hatte, Termine einzugeben, bis hin zur Verwendung falscher Abrechnungscodes auf Antragsformularen. Tony würde sich deswegen ein paar Wochen oder Monate später mit doppelt belegten Terminen, kleinlichen Versicherungssachbearbeitern und erzürnten Patienten herumschlagen müssen.
    Doch alles, woran sie denken konnte, war Morgan … die das ganze groteske Gespräch mit Nora mitbekommen und zu Recht daraus geschlossen hatte, dass sie von ihrer ehemaligen allerbesten Freundin als Tarnung benutzt worden war … die begriffen hatte, dass die Lügen, die Kimmi ihrer Mutter erzählt hatte, sich wie ein Lauffeuer in der ganzen sechsten Klasse ausbreiten würden … und die in kindlicher Angst und zutiefst beschämt geweint hatte.
    Mehrere Stunden hatte Dana mit dem Versuch zugebracht, ihre untröstliche Tochter zu trösten, es jedoch lediglich geschafft, ihr bis zu einer schniefenden, hicksenden Erschöpfung beizustehen. Nachdem Alder von Jet zurückgekommen war, hatte sie sich still und leise in Danas Bemühungen eingeklinkt und die arme Morgan schließlich mit ins Fernsehzimmer genommen, um mit ihr einen Film anzuschauen. Als Dana mit dem Versprechen, spätestens zum Mittagessen wieder da zu sein, widerwillig das Haus verließ, hatten sie unter der rosafarbenen Fleecedecke gelegen, während der Vorspann von Betty und ihre Schwestern lief. Gegen neun rief Alder an, um zu sagen, dass Morgan just in dem Moment eingeschlafen sei, als Susan Sarandon ihren Töchtern ans Herz legte, ihren eigenen Wert nicht nur in ihrem »schmucken Äußeren« zu sehen.
    Zur Mittagszeit steckte Dana den Kopf in Tonys Büro. »Ich versuche, um eins wieder da zu sein«, sagte sie, mit einem Mal so müde, dass sie nicht mal wusste, ob ihre Beine sie noch bis zum Parkplatz tragen würden.
    Tony nickte und betrachtete sie in Erwartung einer näheren Erklärung aufmerksam. Es war derselbe Blick, mit dem er sie an diesem Tag im Keeney’s bedacht hatte, eine Vertrautheit, die sie verunsicherte. Doch alles, was er sagte, war: »Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen.« Noch ehe das letzte Wort aus seinem Mund gekommen war, zog sie sich zurück.
    Auf der Heimfahrt rief sie Kenneth an und erzählte ihm, was passiert war, worauf er mit der gereizten Frage reagierte: »Wieso hast du sie überhaupt die Brownies backen lassen?«
    »Soll ich ihr vielleicht das Backen verbieten oder was?«, brüllte sie zurück. Ihr Handy piepte, das Signal für einen weiteren Anrufer. »Ich muss auflegen«, sagte sie und stellte das Gespräch um. »Hallo?«
    »Hi, hier ist Bethany Sweet!«, sagte eine hohe, muntere Stimme. »Spreche ich mit Mrs Stellgarten?«
    Wie alt ist die denn? , fragte sich Dana verzweifelt. Eine Therapeutin im Teenageralter können wir jetzt wirklich nicht gebrauchen! Sie war versucht aufzulegen, stattdessen seufzte sie und sagte: »Ja, das bin ich.«
    »Prima!«, flötete Bethany. »Ich bin froh, dass ich Sie erwische! Passt es Ihnen gerade?«
    Nein, ganz und gar nicht , dachte Dana, während sie in ihre Einfahrt bog. Aber wann passt es schon?
    In den nächsten zehn Minuten stellte Bethany Sweet ihr eine Reihe von Fragen, angefangen bei »Wie ist Morgan so?« über »Erlebt sie gerade etwas besonders Stressiges?« bis zu »Wie oft, glauben Sie, erbricht sie sich?« Es war zwar schwierig, sie mit ihrer hohen Singsangstimme ernst zu nehmen, doch schien sie Profi genug zu sein, und sie sorgte dafür, dass ihre acht Jahre Erfahrung als Kinder- und Familientherapeutin hinreichend Erwähnung fanden. Am Donnerstag habe ihr jemand abgesagt; ob das in Morgans Zeitplan passe?
    Ja, es passte. Und obwohl Dana immer noch

Weitere Kostenlose Bücher